Palästinenserinnen in einem Flüchtlingslager in der Nähe von Jericho vor einem Papst-Wandbild Palästinenserinnen in einem Flüchtlingslager in der Nähe von Jericho vor einem Papst-Wandbild 

Neue Serie: Papst Franziskus und die Zehn Gebote

Wenn Papst Franziskus die Zehn Gebote erklärt, kann man sich auf Überraschungen gefasst machen. Denn dem Seelsorger Franziskus geht es in erster Linie nicht um die hohe Theologie, sondern um die Lebenswirklichkeit.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Das hindert ihn allerdings nicht daran, bei den jahrtausendealten Texten genau hinzusehen. Und tatsächlich wird er bei einer Analyse der Zehn Gebote, wie das Buch Exodus sie darstellt, schnell fündig: Da ist nämlich, wie er feststellt, gar nicht explizit von Geboten die Rede. Stattdessen heißt es: „Dann sprach Gott all diese Worte.“ Und Worte sind etwas anderes als Gebote, spürt Franziskus.

Hier können Sie einen Teil der Radio-Akademie über die Zehn Gebote hören.

„Das Gebot ist eine Mitteilung, die keinen Dialog erfordert. Das Wort dagegen ist das wesentliche Mittel der Beziehung als Dialog. Gott, der Vater, erschafft durch sein Wort, und sein Sohn ist das fleischgewordene Wort. Die Liebe nährt sich von Worten, ebenso wie die Erziehung oder die Zusammenarbeit. Zwei Menschen, die einander nicht lieben, können nicht kommunizieren. Wenn jemand zu unserem Herzen spricht, dann endet unsere Einsamkeit. Er empfängt ein Wort, es findet eine Mitteilung statt, und die Gebote sind Worte Gottes: Gott teilt sich in diesen zehn Worten mit und erwartet unsere Antwort.“

„Die Gebote sind ein Dialog“

„Eine Sache ist es, einen Befehl zu bekommen. Eine andere wahrzunehmen, dass jemand versucht, mit uns zu sprechen. Ein Dialog ist viel mehr als die Mitteilung einer Wahrheit. Die Gebote sind ein Dialog“, sagt Papst Franziskus. Und er erinnert an die Vertreibung des Menschen aus dem Paradies. Dazu sei es gekommen, weil Adam und Eva auf die Einflüsterung der Schlange hin nicht an einen fürsorgenden Vatergott geglaubt hätten, sondern an einen Despoten.

„Der Mensch steht vor diesem Scheideweg: Erlegt Gott mir die Dinge auf, oder trägt er Sorge für mich? Sind seine Gebote nur ein Gesetz, oder enthalten sie ein Wort, um für mich zu sorgen? Ist Gott ein Herrscher oder ein Vater? Gott ist Vater: Vergesst das nie. Denkt auch in den schlimmsten Situationen daran, dass wir einen Vater haben, der uns alle liebt. Sind wir Untertanen oder Kinder? Dieses innerliche und äußerliche Ringen ist stets vorhanden: Unzählige Male müssen wir wählen zwischen einem Denken als Sklaven und einem Denken als Kinder. Das Gebot kommt vom Herrscher, das Wort kommt vom Vater.“

„Die Welt braucht keinen Legalismus“

Für Papst Franziskus ist das ganze Christentum ein „Übergang vom Buchstaben des Gesetzes zum Geist, der Leben schenkt“. Von Sklaven-Sein zum Kind-Gottes-Sein. Jesus sei „das Wort des Vaters, nicht die Verurteilung des Vaters“. Er sei „gekommen, um uns mit seinem Wort zu erlösen, nicht um uns zu verurteilen“. Gebote als Weg zur Freiheit – „weil sie das Wort des Vaters sind, das uns auf dem Weg befreit“.

„Die Welt braucht keinen Legalismus, sondern Fürsorge. Sie braucht Christen mit dem Herzen von Kindern. Sie braucht Christen mit dem Herzen von Kindern: Vergesst das nicht.“

Unsere neue Radio-Akademie, die an diesem Sonntag startet, stellt Ihnen ausführlich vor, wie Papst Franziskus den Dekalog auslegt.

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Mit der neuen Radioakademie begleitet Vatican News Sie durch den Februar und März. Die neuen Folgen werden jeweils sonntags ausgestrahlt – allerdings nicht an Sonntagen, an den Franziskus Auslandsreisen unternimmt; in diesem Fall geht die aktuelle Berichterstattung vor.

Alle Folgen der Radioakademie gebündelt auf einer CD können Sie gerne gegen einen Unkostenbeitrag bestellen. Mail: cd@vaticannews.de - unser Freundeskreise versendet aus Deutschland.

(vatican news)
 

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10. Februar 2019, 08:52