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2019.02.14 Partecipanti Assemblea IFAD 2019.02.14 Partecipanti Assemblea IFAD 

Papst vor dem IFAD: Den Hunger zu besiegen ist möglich

Den Hunger und die Armut auf der Welt zu besiegen, ist möglich –wenn alle Akteure Verantwortung dafür übernehmen, konkrete und reale Lösungen zu finden. Dieser Hoffnung verlieh Papst Franziskus an diesem Donnerstag Ausdruck, bei seinem Besuch am Sitz der Welternährungsorganisation FAO in Rom. Dort nahm er an der Eröffnungsveranstaltung zur 42. Verwaltungsratssitzung des Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) teil.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Die UN-Organisation setzt sich dafür ein, landwirtschaftliche Entwicklung auf nachhaltige und kleinteilige Art zu fördern. Damit soll Kleinbauern und Landarbeitern in Entwicklungs- und Schwellenländern ein Auskommen ermöglicht und gleichzeitig Nahrung für deren Gemeinschaften sichergestellt werden. Es war der erste Besuch des Papstes beim IFAD, zuvor war er bereits zweimal an der Welternährungsorganisation FAO sowie beim Welternährungsprogramm WFP.

Zum Nachhören

Er wolle mit seiner Anwesenheit die „Sehnsüchte und Nöte“ der vielen leidenden Menschen auf der Welt vor das Gremium bringen, so der Papst in seiner Ansprache, die er auf Spanisch hielt. „Ich wünsche mir, dass wir ihr Antlitz betrachten können, ohne rot zu werden, denn endlich sind ihre Schreie erhört und ihre Sorgen ernst genommen worden.“

70 Prozent der Weltbevölkerung leben in ländlichen Gebieten, viele von ihnen leiden unter Nöten, auf die der Papst ein Schlaglicht warf: „Die Luft ist verschmutzt, die natürlichen Ressourcen verbraucht, die Flüsse verseucht, die Böden übersäuert, sie haben nicht genug Wasser für sich und ihren Anbau, ihre Sanitäreinrichtungen sind ungenügend, ihre Behausungen ärmlich und baufällig.“

„Der Hunger hat weder Gegenwart noch Zukunft. Nur Vergangenheit.“

Und dennoch zeige sich anhand der rapiden Fortschritte in Wissenschaft und Technik, dass es der Gesellschaft möglich sei, in ihr wichtigen Anliegen Schritte vorwärts zu gehen: „Und sie wird auch den Kampf gegen Hunger und Armut gewinnen, wenn sie sich das wirklich in Aussicht stellt. Diesen Kampf mit Entschiedenheit anzugehen ist grundlegend dafür, damit wir nicht nur als Slogan, sondern wirklich, hören können: Der Hunger hat weder Gegenwart noch Zukunft. Nur Vergangenheit.“ Doch zu diesem Zweck, so mahnte der Papst, sei eine Zusammenarbeit der Internationalen Gemeinschaft, der Zivilgesellschaft und derjenigen, die im Besitz von Ressourcen sind, unerlässlich: „Der Verantwortung entgeht man nicht, indem man sie von einem zum Anderen schiebt, sondern sie muss angenommen werden, um konkrete und reale Lösungen zu entwickeln. Es sind diese konkreten und realen Lösungen, die wir von dem einen zum anderen reichen müssen.“

Die Päpste haben internationale Anstrengungen seit jeher unterstützt

Der Heilige Stuhl habe den Einsatz der Internationalen Organisationen gegen die weltweite Armut von Anfang an unterstützt, erinnerte der Papst mit Blick auf den heiligen Papst Paul VI., der bereits 1964 die Einrichtung einer internationalen Allianz zum Kampf gegen den Welthunger und die Armut gefordert hatte. Auch seine Nachfolger im Papstamt hätten diese und ähnliche Anliegen stets unterstützt, deren konkretes Beispiel der Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung selbst sei, betonte Franziskus.

In diesem Zusammenhang seien die aktuelle Sitzung und die bevorstehende Arbeit des Führungsgremiums des IFAD von enormer Bedeutung, schrieb er den Anwesenden Persönlichkeiten ins Stammbuch. Nicht zuletzt gehöre dazu, „jedes Volk in die Lage zu versetzen, die Nöte, unter denen sie Leiden, anzugehen“, betonte der Papst. Das aktuelle Treffen steht unter dem Motto: „Innovation und Unternehmertum in ländlichen Gebieten“.

Noch weitere Schritte für ein Gelingen der Agenda 2030 nötig

Zu einem Gelingen der ehrgeizigen internationalen Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, die sich den Sieg über Hunger und Armut bis zum Jahr 2030 zum Ziel gesetzt habe, seien noch weitere Schritte nötig, betonte Franziskus. Der IFAD könne einen wertvollen Beitrag dazu leisten, die ersten beiden Ziele der Agenda zu erreichen, würdigte der Papst die Arbeit der internationalen Organisation: „Nämlich die Beseitigung der Armut, die Bekämpfung des Hungers und die Förderung der Ernährungssouveränität. All dies wird nicht möglich sein, wenn die ländliche Entwicklung nicht erreicht wird, eine Entwicklung, von der schon seit einiger Zeit die Rede ist, die aber noch nicht verwirklicht ist. Und es ist paradox, dass ein großer Teil der mehr als 820 Millionen Menschen, die weltweit an Hunger und Unterernährung leiden, in ländlichen Gebieten leben, Lebensmittel produzieren und Bauern sind.“

Auch die Landflucht sei ein globaler Trend, der in diesem Zusammenhang nicht zu ignorieren sei, mahnte der Papst eine stärkere Konzentration auf lokale Entwicklung an. Dabei sei eine größere internationale Vernetzung nötig, denn die Probleme, mit denen die Weltbevölkerung derzeit konfrontiert werde, seien zu komplex, um im Alleingang oder mit reinen Nothilfemaßnahmen angegangen zu werden. Dies bedeute jedoch nicht, die Hilfsempfänger in eine Abhängigkeit gleiten zu lassen, sondern ihnen ein menschenwürdiges und eigenbestimmtes Leben zu ermöglichen, unterstrich Franziskus.

Das Ziel: Eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Bedürftigsten

„In diesem Sinn, und wie es sich in den vergangenen Jahren gezeigt hat, hat IFAD die besten Resultate durch eine stärkere Dezentralisierung mit einer Förderung der Süd-Süd-Zusammenarbeit sowie einer neuen Form von Finanzierungsquellen und Einsatzarten erzielt. Diese schließen die Förderung evidenzbasierter Maßnahmen ein, die gleichzeitig neues Wissen schafft. Ich ermutige Sie, diesen Weg fortzusetzen, der immer zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Bedürftigsten führen muss.“

„Eine ,Wissenschaft mit Gewissen' fördern“

Innovation und die Konzentration auf unternehmerische Fähigkeiten, lokale Akteure sowie die Effizienz der Produktionsprozesse, so nahm der Papst abschließend das Motto der aktuellen IFAD-Verwaltungsratssitzung auf, seien der Schlüssel dafür, die angestrebte ländliche Transformation zu erreichen, letztlich die Unterernährung zu beseitigen und die Landwirtschaft nachhaltig zu entwickeln. „In diesem Zusammenhang ist es notwendig, eine ,Wissenschaft mit Gewissen‘ zu fördern und die Technologie wirklich in den Dienst der Armen zu stellen. Darüber hinaus dürfen sich die neuen Technologien nicht gegen lokale Kulturen und traditionelles Wissen richten, sondern müssen sie integrieren und in Synergie mit ihnen handeln.“

Er wolle diejenigen, die im Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung arbeiteten, ermuntern, dass ihre „Sorgen und Ihre Überlegungen denen zugutekommen, die verworfen werden in dieser Wegwerfkultur und Opfer von Gleichgültigkeit und Egoismus sind“, schloss der Papst seine Ansprache mit der Hoffnung, „dass wir die endültige Niederlage des Hungers und eine reiche Ernte von Gerechtigkeit und Wohlstand erleben können“.

Treffen mit Indigenenvertretern

Während seines Besuches am Sitz der FAO hatte Papst Franziskus auch eine Gruppe von Indigenenvertretern getroffen. Wie der Interimsleiter des Pressesaals, Alessandro Gisotti, verlauten ließ, begrüßten 38 Vertreter von 31 verschiedenen Indigenenvölkern aus Amerika, Afrika, Asien und dem Pazifikraum einzeln den Papst. Einige von ihnen hatten ihm während des etwa 20-minütigen Treffens auch handgearbeitete Stolen geschenkt.

Der Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung IFAD arbeitet über ein eigens eingerichtetes Forum eng mit Indigenenvertretern zusammen.

(vatican news)

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Ein paar Eindrücke von dem Besuch bei der FAO
14. Februar 2019, 11:19