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Konferenz in Abu Dhabi Konferenz in Abu Dhabi 

Die arabische Presse über die Papstreise nach Abu Dhabi

Der Papstbesuch findet bisher hauptsächlich in den Medien statt; an den Straßen hängen hier und da Vatikanfähnchen, das ist alles. Im Fernsehen aber ist die Berichterstattung ausgiebig; es laufen Live-Reportagen von den Auftritten von Franziskus, Berichte über die katholische Gemeinschaft in den Emiraten, Interviews mit Kirchenleuten.
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Stefan von Kempis - Abu Dhabi

Immer wieder sind Aufnahmen des römischen Petersdoms und der Scheich-Zayed-Moschee von Abu Dhabi ineinandergeschnitten – und zwar so, dass die Ähnlichkeiten betont werden: Kuppel an Kuppel, Obelisk an Minarett. Der Tenor in den Medien ist sehr positiv, etwas großsprecherisch und unbekümmert. Franziskus wird als Friedensbote dargestellt – dabei ist interessanterweise nie vom Krieg im Jemen die Rede, an dem sich die Emirate beteiligen, sondern immer nur vom christlich-islamischen Miteinander.

„Ich komme als ein Bruder“, titelt die englischsprachige „Khaleej Times“ und zeigt wie schlechthin alle Zeitungen den Händedruck des Kronprinzen mit dem Papst auf der Titelseite. Die arabischsprachige „El-Etihad“ berichtet auf dreizehn Farbseiten über den Gast aus Rom; ein ganzseitiger Bericht gilt der katholischen Kathedrale St. Joseph, ein weiterer Artikel erzählt von den Christen, die vor dem Aufkommen des Islam auf der Arabischen Halbinsel lebten, und zeigt Fotos der Überreste eines christlichen Klosters auf der nicht weit von Abu Dhabi gelegenen Insel Yas.

Eine posterähnliche Doppelseite bietet, wie ein Monopoly-Spiel angelegt, wichtige Stationen im katholisch-islamischen Dialog. Auffallend: Die Regensburger Rede von Benedikt XVI. bleibt dabei unerwähnt.

Die „Khaleej Times“ leistet sich an diesem Montag eine 16-Seiten-Hochglanzbeilage zum Papstbesuch; die Hälfte davon besteht allerdings aus Werbeanzeigen. (Darin heißt es mehrfach „Viva la Papa“ – statt „Viva il Papa“.) Ein ausführliches Porträt schildert Franziskus als Reformer mit einfachem Lebensstil, der Homosexualität nicht verurteile (in den Emiraten stehen auf Homosexualität schwere Strafen) und der bisher gegen eine Priesterweihe für Frauen sei (ein Thema, das in den Emiraten viele zu interessieren scheint). Die Aufsätze machen klar, dass sich die Emirate durch den Papstbesuch einen Imagegewinn versprechen: Abu Dhabi als Welthauptstadt der Toleranz, mit „globaler Soft Power“, ein „Multikulti-Modell“. Die Emirate stellten in diesen Tagen unter Beweis, dass sie „nicht nur der Mittelpunkt der arabischen Welt, sondern der arabische Mittelpunkt der Welt“ seien.

Ausländer, die in Abu Dhabi leben, schildern bewegt ihre Freude darüber, endlich einmal an einer Papstmesse teilnehmen zu dürfen: Da gingen langgehegte Träume in Erfüllung. Eine Staatsbürgerin, Scheicha Hend Faisal al-Quassemi, befindet: „Das Judentum mag die Religion der Gerechtigkeit sein, das Christentum die der Liebe, der Islam die der Barmherzigkeit; aber wir Emiratis können jetzt das Volk der Toleranz sein!“

(vatican news)

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04. Februar 2019, 17:17