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Bischof Paul Hinder, der Apostolische Vikar für Südarabien, beim Interview in Abu Dhabi Bischof Paul Hinder, der Apostolische Vikar für Südarabien, beim Interview in Abu Dhabi 

Arabien-Bischof Hinder: Papstbesuch wird (zu) kurz und sehr intensiv

„Es ist beides: Freude und Stress in einem.“ Das sagt Franziskus‘ Gastgeber in Abu Dhabi, der Kapuzinerbischof Paul Hinder, in einem Gespräch mit Vatican News.
Hier das vollständige Gespräch zum Nachhören

Stefan von Kempis – Abu Dhabi

Er habe es nicht mehr für möglich gehalten, dass Franziskus noch vor Ablauf seines – Hinders – Mandats als Apostolischer Vikar für das Südliche Arabien zu Besuch komme. Allerdings habe er ursprünglich geglaubt, der Papst werde sich mehr Zeit nehmen und noch andere Staaten der Region besuchen. Er hoffe, „dass das nicht störend wirkt in der Beziehung der Länder untereinander“.

„Ich hätte mir gewünscht, dass er sich ein bisschen mehr Zeit nähme – gerade auch für uns, die katholische Gemeinschaft. Es ist so kurz und intensiv, da wird es kaum zu Begegnungen kommen.“ Sollte Papst Franziskus erklären, dass das nicht sein letzter Besuch in der Region sein werde, dann könne das „schon einige Wellen glätten“ und ein „Hickhack“ vermeiden.

„Der Druck ist ständig da“

Die katholische Gemeinschaft in den Emiraten sei „eine reine Migrantenkirche“: „Die Leute sind – um es direkt zu sagen – hier, um Geld zu verdienen.“ Das präge die Mentalität der Menschen.

„Wenn sie die Arbeit verlieren, müssen sie gleich das Land verlassen, dieser Druck ist ständig da.“ Das habe auch Auswirkungen darauf, „wie sie ihren Glauben praktizieren“; die meisten seien „hoch motiviert“ und „hier aktiver als zu Hause in ihrem Heimatland“, weil ihnen der Glaube in der prekären Fremde eine Art Heimat gebe.

„Künstlich besonnte Schattenseiten“

Bischof Hinder hätte Papst Franziskus gerne einmal die soziale Lage in den Emiraten hinter der glänzenden Oberfläche vor Augen gebracht. „Ich würde durchaus gewisse Ecken kennen, wo ich ihn gerne hinführen würde.“ Doch das seien „delikate Sachen“: Auch in den Emiraten gebe es „Schattenseiten der Gesellschaft“, doch sie würden „künstlich besonnt, damit man sie nicht sieht“.
Es gibt „meines Wissens in keinem islamischen Land Religionsfreiheit im technischen Sinn“, so der aus der Schweiz stammende Bischof. Immerhin herrsche aber in den Emiraten „Kultus-„ bzw. „Gottesdienstfreiheit“. Von Papst Franziskus‘ Besuch wird für die Christen ein „Stimulus“ ausgehen, glaubt Hinder, „eine Ermutigung“.

„Im Papst-Grußwort war leider nicht von Christen die Rede“

„Ich war ein bisschen überrascht, dass im Grußwort des Papstes an die Emirate, das vor zwei Tagen publiziert wurde, leider mit keinem Wort von Christen die Rede ist; er spricht nur die Leute aus den Emiraten an. Ich hätte mir schon gewünscht, dass auch das andere zur Sprache kommt. Aber ich denke, dass er uns dann beim Gottesdienst direkt anspricht, in unserer Situation.“

„Auch Migranten sind vollwertige Christen“

Er hoffe, dass die Leute im Rest der Welt durch den Papstbesuch auch mehr wahrnehmen, dass es überhaupt katholische Christen in den Emiraten gibt, so Hinder. „Immer noch sagen viele Leute: Was denn, es gibt Christen in Arabien? Das ist mir neu! – Das ist eine Realität, die nicht wahrgenommen wird. Und die zweite Reaktion ist oft, dass gesagt wird: Ja, aber das sind ja nur Migranten… Dazu sage ich: Aber das spielt doch keine Rolle! Auch Migranten sind vollwertige Christen! Aus der Bibel sehen wir, dass das Migrantsein zu den Ursprungserfahrungen des Glaubens gehört.“ Er habe als Bischof in dieser Region „in dieser Hinsicht viel gelernt“.

(vatican news)
 

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03. Februar 2019, 11:36