Papst Franziskus 2014 an der Klagemauer von Jerusalem, mit einem Rabbiner und einem Mufti Papst Franziskus 2014 an der Klagemauer von Jerusalem, mit einem Rabbiner und einem Mufti 

Papst Franziskus betont Nähe zwischen Christen und Juden

Mit Verve betont Papst Franziskus die Nähe zwischen Christen- und Judentum. „Für den Juden wie für den Christen gibt es keinen Zweifel daran, dass das Hauptgebot in der Liebe zu Gott und der Liebe zum Nächsten besteht.“

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Das schreibt der Papst, der in seinen Frühmessen sonst gerne mal die blinde Gesetzeshörigkeit der „Schriftgelehrten“ aus der Zeit Jesu kritisiert, im Vorwort zu einem Buch mit dem Titel „Bibel der Freundschaft“. Der Text wurde vom Vatikan am Dienstagabend veröffentlicht.

Wem die Fortschritte im christlich-jüdischen Gespräch nicht schnell genug gehen, dem gibt Franziskus zu bedenken, „dass wir neunzehn Jahrhunderte christlichen Antijudaismus hinter uns haben und dass einige Jahrzehnte des Dialogs im Vergleich dazu sehr wenig sind“. Immerhin sei es in letzter Zeit zu sehr vielen Schritten aufeinander zu gekommen.

„Schwestern und Brüder“ statt „ältere Brüder“

„Juden und Christen sollten sich als Brüder und Schwestern fühlen, vereint im Glauben an den einen Gott und durch ein reiches, gemeinsames geistliches Erbe, auf das sie sich stützen und die Zukunft weiter aufbauen können“. Auf die vom emeritierten Papst Benedikt XVI. unlängst angestoßene Debatte, ob die Juden wirklich die „älteren Brüder“ der Christen sind, geht Franziskus nicht ein.

Der heilige Johannes Paul II. hatte die Juden beim Besuch der römischen Synagoge als „ältere Brüder“ bezeichnet; Benedikt gab nun Zweifel daran zu erkennen, ob diese Formulierung oder auch die Rede vom „niemals gekündigten Bund“ Gottes mit dem jüdischen Volk für das christlich-jüdische Gespräch wirklich hilfreich sind. Franziskus ist eng mit dem argentinischen Rabbiner Abraham Skorka befreundet, mit dem er noch in seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires ein Gesprächsbuch veröffentlichte.

„Zeugen der Liebe des Vaters in der ganzen Welt sein“

Das Buch „Bibel der Freundschaft“ bietet Kommentare zur Thora aus jüdischer wie christlicher Sicht; es erscheint am 18. Januar in italienischer Sprache.

In seinem Vorwort, das von der Vatikanzeitung Osservatore Romano veröffentlicht wurde, betont Papst Franziskus, der beste Weg des Dialogs bestehe darin, „nicht nur zu sprechen und zu diskutieren, sondern gemeinsam Projekte zu verwirklichen“. Juden wie Christen seien dazu aufgerufen, „Zeugen der Liebe des Vaters in der ganzen Welt zu sein“.

„Um Vergebung bitten und Schäden beheben“

Der Papst kommt auch auf Störungen und Hindernisse im christlich-jüdischen Miteinander zu sprechen. „Wir müssen intensiver daran arbeiten, um Vergebung zu bitten und die durch Unverständnis angerichteten Schäden zu beheben. Die Werte, Traditionen und großen Ideen, die das Judentum und das Christentum gemeinsam haben, müssen in den Dienst der Menschheit gestellt werden.“

Ausdrücklich fordert Franziskus die Christen zu stärkerem Studium jüdischer Texte, etwa der Thora, auf. Es sei „von entscheidender Bedeutung für die Christen, das Wissen über die jüdische Tradition zu entdecken und zu fördern, um sich selbst authentischer verstehen zu können“. Für Benedikt XVI. war ein fiktiver Dialog mit einem Rabbiner über die Bergpredigt der Ausgangspunkt für die von ihm während seines Pontifikats veröffentlichten Jesusbücher.

(vatican news)
 

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16. Januar 2019, 09:21