400.000 Jugendliche beim Kreuzweg: Gebet für Venezuela

Während der Kreuzweg-Andacht in Panama wurde am Freitagabend auch für Venezuela und die vielen Migranten, die aus dem südamerikanischen Land ausgewandert sind, gebetet. An der Feier nahmen 400.000 Jugendliche teil. Auch Papst Franziskus betete mit.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Papst Franziskus traf am Freitagnachmittag in der Apostolischen Nuntiatur eine Gruppe junger Menschen der päpstlichen Stiftung „Scholas Occurentes“, die an Projekten in Haiti, Panama und Honduras teilgenommen hatten. Das Treffen mit dem Papst dauerte etwa 30 Minuten. Der Papst wandte sich an die Jugendlichen, beantwortete einige Fragen und betonte die Bedeutung des Dialogs zwischen Jung und Alt, insbesondere mit den Großeltern, und den Wert der eigenen Wurzeln.

Ein junges Mädchen aus Honduras sang ein selbstgeschriebenes Lied über das Thema Mobbing. Der Papst zeigte sich sehr betroffen vom Inhalt des Liedes.

Ein junges Mädchen singt für den Papst ein Lied gegen Mobbing

Gnade und Risiko der Jesus-Nachfolge

An der Küstenstraße der Hauptstadt gedachte dann der Papst mit den 400.000 anwesenden Jugendlichen des Leidens und Todes Jesu Christi. Zu Beginn der Kreuzweg-Andacht richtete der Papst einige Worte an die „Jugend der Welt“:

„Das Gehen mit Jesus wird immer eine Gnade und ein Risiko sein. Es ist Gnade, weil es uns verpflichtet, im Glauben zu leben und ihn zu kennen. In die Tiefen seines Herzens einzudringen, und die Kraft seines Wortes zu verstehen.“

Es sei „ein Risiko“, weil Jesu Worte, Gesten und Taten im Widerspruch stünden zum Geist der Welt, zum menschlichen Ehrgeiz und zur Kultur des Wegwerfens und des Mangels an Liebe. 

Papst Franziskus betonte: „Es gibt aber eine Gewissheit, die diesen Kreuzweg mit Hoffnung erfüllt, Jesus ist ihn mit Liebe gegangen." Und auch die Gottesmutter habe ihn durchlebt, sie, die von Beginn der Kirche an mit ihrer Zärtlichkeit den Weg der Evangelisierung unterstützen wollte. 

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Die heutigen Formen des Leidens

Nach den 14 Stationen ging der Papst in seiner kurzen Ansprache auf die Bedeutung des Leidens Jesu ein. „Wie einfach ist es, der Kultur des Mobbings, der Belästigung und der Einschüchterung zu verfallen!“, stellte Franziskus fest. Der Weg Jesu nach Golgota sei ein Weg des Leidens und der Einsamkeit, „den er in unseren Tagen fortsetzt“. Es sei einfacher und „zahlt sich besser aus“, „im Sieg und Ruhm, im Erfolg und im Applaus Freunde zu sein; es ist einfacher, dem nahe zu sein, der als beliebt und siegreich gilt“, wiederholte der Papst und zählte die vielen „neuen Leiden“ auf: der Kinder, die durch Abtreibung getötet werden, der misshandelten Frauen, der Jugendliche ohne Zugang zu Bildung sowie all jene, die durch die heutigen Formen von Menschenhandel leiden. Franziskus nannte auch die Probleme von Drogen, Alkohol, und Prostitution.

Weiter beklagte er Ausbeutung und Missbrauch Jugendlicher durch Personen, die sich als Mitarbeiter Christi bezeichneten. An der Gebetsfeier an einem 2,5 Kilometer langen Abschnitt der Küstenpromenade Panamas nahmen junge Katholiken aus aller Welt teil.

Missbrauch ein Thema

„Der Kreuzweg deines Sohnes verlängert sich in den jungen Menschen mit finsteren Gesichtern, die die Fähigkeit, das Morgen zu träumen, zu schaffen und zu erfinden, verloren haben und mit dem Kummer der Resignation und des Konformismus „in Ruhestand gehen“, eine der Drogen, die in unserer Zeit am meisten konsumiert wird“, so der Papst. Er kritisierte die Überflussgesellschaft, die „anstatt auf Solidarität auf Ablehnung, Schmerz und Elend“ setze. Dies führe zu resignierter Einsamkeit, gerade für alte Menschen.

Der Papst erinnerte auch an das Leid der indigenen Bevölkerung, „die ihres Bodens, ihrer Wurzeln und Kultur beraubt werden und deren Weisheit, die sie anbieten können, zum Schweigen und Erlöschen gebracht wird“. Dazu zähle auch die Luftverschmutzung und alles, was den Umweltschutz gefährde, sowie „der wahnsinnige Konsum über jegliches Maß der Vernunft hinaus“.

Als „Gegenmittel“ schlug Franziskus eine Kirche vor, „die unterstützt und begleitet, die im Leben und den Kreuzen so vieler „Christusse“, die an unserer Seite gehen, sagen kann: Hier bin ich!“ Auch müsse man von Maria lernen und so „zum starken und beständigen Widerstand so vieler Mütter, Väter, Großeltern Ja zu sagen, die nicht aufhören, ihre Kinder und Enkel zu unterstützen und zu begleiten, wenn sie in Not sind“. Aufnehmen, Erinnern und Handeln waren dazu die drei Stichwörter des Papstes.

Mit Jugend für Leiden heutiger Menschen gebetet

Teilnehmer aus mehreren Ländern Lateinamerikas trugen zuvor Meditationen zu Leidensgeschichten der Menschen von heute vor. Teilnehmer aus Mexiko sprachen die Geißeln ihres Landes an, Terror und Morde, Jugendliche aus der Dominikanischen Republik die in Lateinamerika weit verbreitete Gewalt gegen Frauen. Vertreter aus Guatemala, wo große Teile der Bevölkerung zum Volk der Maya gehören, benannten das Leid indigener Völker in Lateinamerika, Jugendliche aus Kolumbien thematisierten die Menschenrechte. 

Während der Gebete der 14 Stationen wurde unter anderem auch der Lage in Venezuela gedacht. „Möge die Fürsprache der Muttergottes von Coromoto, die den schlagenden Herzen so vieler Migranten und Flüchtlinge nahe gekommen ist, uns helfen, euer Gesicht in diesen Brüdern und Schwestern zu sehen. Möge sie helfen, das gepeinigte und mit Dornen gekrönte Herz der Vielen, die ihre Heimat verloren haben, zu pflegen, zu heilen und mit Hoffnung zu erfüllen“, las eine Jugendliche den Meditationstext.

Keine Auskunft zu Venezuela

Der Vatikan hat derweil Nachfragen zu seinem Vorgehen in der Venezuela-Krise abgelehnt. Das einzige, was er sagen könne, sei, dass man für die Menschen in Venezuela bete, erklärte der kommissarische Vatikansprecher Alessandro Gisotti am Freitag vor Journalisten in Panama-Stadt. Im Übrigen verwies Gisotti auf eine Erklärung vom Donnerstag. Dort hieß es, der Heilige Stuhl unterstütze „sämtliche Anstrengungen, die der Bevölkerung weiteres Leid ersparen“.

Nach dem offen entbrannten Machtkampf zwischen der sozialistischen Regierung und der bürgerlichen Opposition hatte sich die Lage in Venezuela in der Nacht zum Donnerstag zugespitzt. In vielen Vierteln der Hauptstadt Caracas und anderen Städten gingen zahlreiche Menschen auf die Straße und errichteten Barrikaden.

(vatican news/kna)

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Eindrücke von der Kreuzweg-Andacht in Panama
26. Januar 2019, 00:27