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„Von Jesus wissen reicht nicht, man muss ihm auch begegnen"

Alles wäre so einfach gewesen: Wenn Jesus in Rom oder im Königspalast zu Jerusalem geboren worden wäre, wäre die Welt schnell christlich gewesen. Aber er hat einen anderen Weg gewählt: Papst Franziskus legte in seiner Predigt zum Hochfest Erscheinung des Herrn das Evangelium von den Weisen aus.
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P Bernd Hagenkord - Vatikanstadt

Über zwei Arten von Licht sprach der Papst während der Messfeier im Petersdom: Das Licht der Scheinwerfer auf die Mächtigen und Wichtigen, und das Licht Gottes, das so ganz anders ist.

Schauplatz des Evangeliums ist zunächst der Königspalast, so der Papst, und die Erzählung werde auch noch eingerahmt von einer Liste von wichtigen Persönlichkeiten, „Tiberius Caesar, Pontius Pilatus, Herodes“ und so weiter. Aber das Wort Gottes sei an einen Mann in der Wüste gegangen, an Johannes, nicht an einen von ihnen.

Nicht die höchste Stelle der Welt

Genaus so sei es am Weihnachtsfest selber gewesen, „Das ist die Überraschung: Gott tritt nicht in das Rampenlicht der Welt, um sich zu offenbaren.“ Wir seien es gewohnt, unsere Aufmerksamkeit, sozusagen die Scheinwerfer, auf die Wichtigen und Mächtigen zu richten. „Wir könnten denken: Es wäre besser gewesen, wenn der Stern Jesu in Rom über dem Palatin erschienen wäre, von dem aus Augustus die Welt regierte; das ganze Reich wäre sofort christlich geworden. Oder wenn er den Palast des Herodes erleuchtet hätte, dann hätte dieser Gutes statt Böses tun können.“ Gott aber handle nicht mit Macht, er erleuchte und blende nicht, er biete an und dränge nicht auf, so Papst Franziskus.

„Wie oft haben wir auch als Kirche versucht, mit unserem eigenen Licht zu leuchten!“

Das sei in der Geschichte auch in der Kirche nicht anders gewesen, „wie viele Male schließlich haben wir als Kirche versucht, mit dem eigenen Licht zu scheinen! Aber wir sind nicht die Sonne der Menschheit. Wir sind der Mond, der, selbst mit seinem Schatten, das wahre Licht widerstrahlt, den Herrn: Er ist das Licht der Welt (vgl. Joh 9,5). Er, nicht wir.“

Nicht im Palast sitzen bleiben

Um aber dieses Licht empfangen zu können, dürfe man nicht wie Herodes oder die Schriftgelehrten in seinem Palast sitzen bleiben. Sie wussten alle, wo Gott geboren werden sollten, machten sich aber nicht auf. „Die Weisen hingegen verwirklichen die Prophezeiung, sie stehen auf, um licht zu werden. Nur sie sehen den Stern am Himmel: nicht die Schriftgelehrten, nicht Herodes, niemand in Jerusalem.“

Es reiche nicht aus, Weihnachten zu feiern und um die Geburt Jesu zu wissen: „Es genügt nicht, wie Herodes zu wissen, dass Jesus geboren ist, wenn wir nicht ihm begegnen.“ Die Weisen seien aufgebrochen und hätten sich nicht in Debatten verloren, sie seien nicht Zuschauer geblieben sondern in das Haus eingetreten, sie hätten sich nicht selber im Mittelpunkt gesehen, sondern sich verneigt und das Kind angebetet. Sie hätten diese radikale Offenheit für Jesus gezeigt. Und: sie hätten etwas mitgebracht, Gold, Weihrauch und Myrrhe. „Fragen wir uns: Haben wir zu Weihnachten Jesus zu seinem Fest ein Geschenk gebracht oder haben wir nur untereinander Geschenke ausgetauscht? Wenn wir mit leeren Händen zum Herrn gegangen sind, können wir es heute wiedergutmachen.“

(vatican news)

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06. Januar 2019, 10:15