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Papst Franziskus sieht im Geheimarchiv Dokumente über Nazi-Verbrechen

Bei seinem ersten Besuch in der Vatikan-Bibliothek und im Geheimarchiv hat Papst Franziskus mehrere Dokumente gesehen, die die Verfolgung katholischer Gläubiger im Nationalsozialismus betreffen. Die Angestellten zeigten ihm Aufzeichnungen über die Deportation der Schwestern Edith und Rosa Stein nach Auschwitz sowie die Liste der Priester, die im berüchtigten Priesterblock in Dachau interniert waren.

Gudrun Sailer und Fabio Colagrande – Vatikanstadt

Das berichtet die Vatikanzeitung L´Osservatore Romano. Papst Franziskus hatte am Dienstag auf einen Besuch in der Bibliothek und im Geheimarchiv vorbeigeschaut. Er sah bei der Gelegenheit auch die Approbation der Ordensregel des Heiligen Franz von Assisi durch Papst Honorius III. sowie zwei der ältesten und bedeutendsten auf uns gekommenen Bibelhandschriften, den Codex Vaticanus B und den Papyrus Bodmer XIV-XV.

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 „Der Papst meldete sich allein unten beim Empfang, und wir rannten, um ihn mit Begeisterung, Zuneigung und Dankbarkeit für einen so wichtigen Besuch zu empfangen": das erzählte uns Cesare Pasini, Präfekt der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek, über die Chefvisite vom Dienstagvormittag. Der neue Archivar und Bibliothekar der Heiligen Römischen Kirche, Erzbischof José Tolentino Calaça de Mendonça, scheint immerhin noch Zeit gehabt zu haben, sich Talar und Brustkreuz überzustreifen: Die Fotos, die der Twitter-Account der Bibliothek @VaticanLibrary am Dienstag veröffentlichte, zeigen einen ebenso erfreuten wie amtlich gekleideten Erzbischof.

„Es war der erste Besuch von Franziskus in der Apostolischen Bibliothek“

„Es war der erste Besuch von Franziskus in der Apostolischen Bibliothek", erklärte uns Pasini. „Wir führten den Papst zunächst in den Sixtinischen Saal, den ersten Sitz der Bibliothek seit der Übersiedelung hierher. Im dritten Stock zeigten wir ihm dann aus erhöhter Sicht das gesamte Druckschriftendepot, das sich über sechs Stockwerke erstreckt. Anschließend gingen wir ins Fotolabor, um Franziskus die technologische Seite der Bibliothek zu zeigen.“

Am Ende des Besuchs habe der Papst das gesamte Personal einschließlich Mitarbeiter von Bibliothek und Geheimarchiv begrüßt, sagte uns Pasini. Franziskus sei aufmerksam und interessiert gewesen. „Beim Besuch unserer Hallen sagte er, er sei beeindruckt von dieser Institution und ihrer Breite und Bedeutung. Wir waren alle glücklich, dankbar und stolz”, so der Präfekt der Bibliothek.

„Wir hatten ihn mehrmals eingeladen, und er hat uns ein tolles Geschenk gemacht“

Die Apostolische Vatikanische Bibliothek und das päpstliche Geheimarchiv sind zwei gemeinsam gewachsene und außerordentlich prestigereiche Einrichtungen des Heiligen Stuhles, deren Bestände seit 1881 Forschern offenstehen. Den neuen Verantwortlichen, Erzbischof José Tolentino Calaça de Mendonça aus Portugal, hatte Franziskus erst in diesem Juni ernannt. Zuvor hatte er die Bibliothek seit seiner Wahl zum Papst 2013 nie besucht. „Wir hatten ihn mehrmals eingeladen, und er hat uns ein tolles Geschenk gemacht“, resümiert Präfekt Pasini die Begeisterung des Personals.

Franziskus-Vorgänger Papst Benedikt XVI. hatte der Vatikan-Bibliothek 2010 nach dem Abschluss langer Renovierungsarbeiten besucht. Bei der Gelegenheit bekannte der deutsche Papst, Leiter dieser Bibliothek zu werden wäre sein Lebenstraum gewesen.

(vatican news)

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05. Dezember 2018, 18:55