Papst Franziskus beim Angelus: Lernen, zu vergeben

Papst Franziskus hat am Zweiten Weihnachtsfeiertag die Christen zu einer Haltung der Vergebung aufgerufen. Das lasse sich vom heiligen Stephanus lernen, sagte er bei seinem Angelusgebet am Petersplatz.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

„Wir sind aufgerufen von ihm zu lernen, zu vergeben, immer zu vergeben. Es ist nicht einfach, das zu tun, wie wir wissen… Aber Vergebung macht das Herz weit, sie erzeugt Austausch, gibt Ruhe und Frieden.“

Franziskus kommentierte vor dem Gebet des „Engel des Herrn“ die Lesung dieses Zweiten Weihnachtstags, die das Martyrium des heiligen Stephanus erzählt. „Die Freude an Weihnachten erfüllt immer noch unsere Herzen“, hub der Papst an; „die wunderbare Botschaft, dass Christus für uns geboren wurde und der Welt Frieden bringt, erklingt weiter.“

In Binden gehüllt, bei der Geburt wie nach dem Tod

Wie passe der Bericht über die Steinigung des Stephanus in diese Atmosphäre? „Es scheint einen Kontrast zwischen der Freude an Bethlehem und dem Drama des Stephanus zu geben, der in Jerusalem bei der ersten Verfolgung gegen die entstehende Kirche zu Tode gesteinigt wurde, tritt auf. In Wirklichkeit ist dies aber nicht der Fall, denn das Kind Jesus ist der Menschensohn, der die Menschheit durch den Tod am Kreuz retten wird. Jetzt betrachten wir ihn in Binden gehüllt in der Krippe; nach seiner Kreuzigung wird er wieder in Binden gehüllt und in ein Grab gelegt.“

Zum Nachhören

Geburt und Tod, Jesus und Stephanus gehören also zusammen, das sei die Botschaft dieses Zweiten Weihnachtsfeiertages. „Der heilige Stephanus war der erste, der mit seinem Martyrium in die Fußstapfen des göttlichen Meisters trat; er starb wie Jesus, vertraute sein Leben Gott an und vergab seinen Verfolgern… Als er zu Tode gesteinigt wurde, sagte er: „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf“ (Apg 7,59). Diese Worte sind denen sehr ähnlich, die von Christus am Kreuz gesprochen wurden: „Vater, in deine Hände gebe ich meinen Geist“ (Lk 23,46).“

Wenn die Momente der Verwirrung kommen...

Für Franziskus ist diese Ähnlichkeit zwischen dem Tod Jesu und dem Tod des ersten Diakons von Jerusalem kein Zufall. „Stephanus' Haltung, die treu die Geste Jesu nachahmt, ist eine Einladung an jeden von uns, mit Glauben aus den Händen des Herrn das anzunehmen, was das Leben uns Positives und auch Negatives anbietet. Unsere Existenz ist nicht nur von glücklichen Umständen geprägt, sondern auch von Momenten der Schwierigkeit und Verwirrung. Aber das Vertrauen in Gott hilft uns, schwierige Zeiten anzunehmen und sie als Chance für das Wachstum im Glauben und für den Aufbau neuer Beziehungen zu unseren Brüdern und Schwestern zu leben.“

Es sei wichtig, sein Leben „in die Hände des Herrn zu legen“, von dem wir ja wüssten, „dass er ein an Güte reicher Vater gegenüber seinen Kindern ist“.

 

„Er verflucht seine Verfolger nicht, sondern betet für sie“

 

„Die zweite Haltung, mit der Stephanus Jesus im äußersten Moment des Kreuzes nachvollzog, ist die Vergebung. Er verflucht seine Verfolger nicht, sondern betet für sie: „Er sank in die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“. Wir sind aufgerufen von ihm zu lernen, zu vergeben, immer zu vergeben… Der Erzmärtyrer Stephanus zeigt uns den Weg in zwischenmenschlichen Beziehungen in der Familie, in Schule und Beruf, in der Pfarrei und in verschiedenen Gemeinschaften.“

Auch ohne an das vom ihm durchgeführte Heilige Jahr der Barmherzigkeit zu erinnern, das er 2015 und 2016 durchgeführt hat, schlug Franziskus doch denselben Ton wie damals an: „Immer offen sein für Vergebung! Die Logik von Vergebung und Barmherzigkeit wird immer gewinnen, immer!, und sie eröffnet Horizonte der Hoffnung.“

Den Blick auf Jesus richten, weg von unseren Kleinigkeiten

Vergebung werde allerdings, so setzte er dann hinzu, „durch das Gebet genährt“, denn dadurch kämen wir dazu, „unseren Blick auf Jesus zu richten“.

„Stephanus konnte seinen Mördern vergeben, weil er, erfüllt vom Heiligen Geist, den Himmel anstarrte und seine Augen für Gott geöffnet hatte (vgl. Apg 7,55). Aus dem Gebet kam die Kraft, das Martyrium zu erleiden. Wir müssen eindringlich zum Heiligen Geist beten, dass er die Gabe der Stärke über uns ausgieße, die unsere Ängste, unsere Schwächen und unsere Kleinigkeiten heilt und unser Herz weitet, damit wir vergeben – immer vergeben!“

(vatican news)
 

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Eindrücke vom Mittagsgebet mit dem Papst
26. Dezember 2018, 12:16