Papst Franziskus bei der Predigt während einer Morgenmesse Papst Franziskus bei der Predigt während einer Morgenmesse 

Santa Marta Messen 2018: Ein Rückblick

Im zu Ende gehenden Jahr hat Papst Franziskus fast 90 Morgenpredigten in Santa Marta gehalten: kurze und intensive Meditationen darüber, wie heute ein christliches Leben zu leben ist – in lebendiger Begegnung mit Jesus und im konkreten Einsatz für den Nächsten.

Sergio Centofanti und P Bernd Hagenkord - Vatikanstadt

Kurze, lebendige und immer frei gehaltene Predigten: es waren genau 89, die er davon in der Kapelle des Gästehauses Santa Marta gleich hinter dem Petersdom gehalten hat. Immer morgens, meistens für Gruppen aus den Pfarrgemeinden seines Bistums Rom. Dabei hielt er sich auch in diesem Jahr an seinen eigenen Ratschlag, alle Predigt müsse um die ‚erste Verkündigung‘ kreisen: „Jesus Christus liebt dich, er hat sein Leben hingegeben, um dich zu retten, und jetzt ist er jeden Tag lebendig an deiner Seite, um dich zu erleuchten, zu stärken und zu befreien“ (Evangelii Gaudium, 164).

Predigten über die ‚erste Verkündigung'

Dass Papst Franziskus eine Sprache spricht, die direkt den Menschen erreicht, Geist und Seele ohne Umwege, zeigt sich vor allem in diesen Predigten. Immer haben diese Predigten auch eine deutliche Bildsprache, meistens um Hoffnung zu machen, aber manchmal auch in einem eher harten Tonfall, wenn es zu kritisieren oder zu wecken gilt. Es ist eine Sprache, wie sie auch von Jesus in den Evangelien berichtet wird, einschließlich der Härten: es gilt, diejenigen zu packen und zu schütteln, die sich der Liebe Gottes verschlossen haben.

Auch in diesem nun zu Ende gehenden Jahr hat Papst Franziskus immer wieder aktuelle Ereignisse aufgegriffen, aber wie immer war seine Perspektive eine eschatologische, mit Blick auf das Kommen Christi. Geprägt ist sein Predigen vor allem von der großen Gewissenserforschung in Matthäus 25: „Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.“ Danach werden Christen am Ende der Tage gerichtet werden, an der konkreten Liebe für die Nächsten. Das betont der Papst immer wieder.

Christen sind diejenigen, welche für Andere da sind

Die Predigt vom 8. Oktober etwa macht deutlich, was der Papst damit meint. Er sprach über das Gleichnis vom barmherzigen Samariter, welches das gesamte Evangelium einschließt. „Wer ist mein Nächster?“ fragt ein Gesetzeslehrer Jesus. Damit will er sein eigenes Verhalten rechtfertigen. Jesus antwortet mit dem Gleichnis des Mannes, der unter die Räuber fiel und verwundet wird. Ein Levit und ein Schriftgelehrter – Fachleute für den Kultus und das Gesetz – gehen an ihm vorüber.

Zwei „Funktionäre des Glaubens“ also, die vielleicht für jemanden beten, sich von ihm aber nicht betreffen, anfassen lassen. Der Sünder aber, der von der Gemeinschaft der Juden ausgeschlossene, der Samaritaner hilft. Er lässt seine Vorhaben beiseite und kümmert sich um den Verwundeten. „Er machte seine Hände schmutzig, er machte seine Kleidung schmutzig.“ Das sei der Kern des Botschaft Jesu, kommentierte Papst Franziskus: Christen sind offen für die Überraschungen Gottes, sie können ihre eigenen Vorhaben beiseite lassen und sich um andere kümmern.

Sünder und Verdorbene

Im Samariter-Gleichnis klang es schon an: Jesus hatte starke Worte gegen die Heuchelei der Pharisäer, Schriftgelehrten und Sadduzäer, die sich selbst für etwas Besseres hielten und anderen Lasten auflegten. Im gleichen Ton äußerte sich der Papst deutlich über diejenigen, die ein Doppelleben führen, vor allem wenn sie Hirten seien. Er sprach immer wieder über die „Verdorbenen“, die sich für gerecht hielten und blind seien für die Bekehrung. Christen dagegen wüssten, dass sie als Sünder die ständige Bekehrung bräuchten, die Barmherzigkeit Gottes, und deswegen seien sie barmherzig zu anderen.

Nicht wer „Herr, Herr“ sage, komme ins Himmelreich, sondern wer den Willen des Vaters tue, so hatte es Jesus gesagt. In diesem Sinn betonte Papst Franziskus in seinen Predigten immer wieder, dass Christsein nicht in Worten bestehe. Christsein zeige sich in Gesten, im Handeln, sonst sei das nur eine Maske.

Das unbequeme Evangelium

Armut verstöre, das sei schon richtig, es gehe ans Eingemachte, an den eigenen Lebensstil, wenn man sich von Armut und Not betreffen lasse. Aber wer sein Herz wirklich öffne, der könne gar nicht anders als konkret zu werden. Ein „gefiltertes“ Evangelium, zurecht gelegt nach den eigenen Egoismen und Ideologien, sei unterhaltsam und bequem. Die wirkliche Botschaft Jesu aber sei unbequem, skandalisiere und bewege dadurch vom ‚ich‘ zum ‚du‘.

Immer wieder sprach der Papst auch vom Weg von der Logik der Welt zur Logik Gottes, es sei zu einfach, ein lauwarmes Christentum zu leben. Dieses sei ‚mondän‘ oder ‚weltlich‘, ohne das auch nur zu bemerken. Papst Franziskus rief immer und immer wieder zu Gebet auf und dazu, sich voll Vertrauen an den Herrn zu wenden, und vor allem in schwierigen Momenten auf den Gekreuzigten zu blicken.

Die zwei Logiken

Mit dem Blick auf Jesu und den Nächsten falle man nicht in Versuchungen, in die Fallen, welche der Teufel stelle. Dessen Weg führe über die Heuchler, betonte der Papst immer wieder. Überhaupt sprach der Papst auch in diesem Jahr immer wieder über den „großen Ankläger“: die Berufung des Bösen sei es, das Werk Gottes zu zerstören.

Als Schlüsselbegriff, um nicht vom Weg des Glaubens abzukommen nannte Papst Franziskus immer wieder das „Verliebtsein“ in den Herrn, die Inspirationen, die von Ihm kommen. Das finde sich in der Balance von Kontemplation und Aktion, dem „Ora et Labora“ des heiligen Benedikt. Die wahre Form der Kontemplation sei kein Nichtstun, sie bleibe nicht bei sich selber stecken, sondern inspiriere ein Handeln. Getragen werde dieser Glaube von der Hoffnung auf die Begegnung mit dem Herrn, einer Hoffnung, die selber schon Begegnung ist.

„Die Hoffnung ist konkret, sie ist alltäglich, weil sie eine Begegnung ist. Und jedes Mal, wenn wir Jesus in der Eucharistie, im Gebet, im Evangelium, in den Armen, im Gemeinschaftsleben begegnen, jedes Mal gehen wir so einen weiteren Schritt auf diese endgültige Begegnung zu. Es ist weise, sich über die kleinen Begegnungen des Lebens mit Jesus zu freuen und sich so auf diese endgültige Begegnung vorzubereiten“

(vatican news)

 

 

 

 

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31. Dezember 2018, 11:31