Papst Franziskus feiert Welttag der Armen - Essen mit Bedürftigen

Papst Franziskus hat am 2. Welttag der Armen eindringlich dazu aufgerufen, „den Schrei derer zu hören, die in stürmischen Wassern leben“. Bei einer Messfeier im Petersdom mahnte er die Kirche, sie solle sich nicht so sehr „mit den Stürmen des Augenblicks“ beschäftigen, sondern „Jesus an Bord einladen“ und wie er den Armen die Hand hinstrecken. Nach der Messe aß er mit Bedürftigen zu Mittag.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Vielleicht war es ein Zufall, doch die Predigt konnte manche Zuhörer an die letzte große Predigt erinnern, die Kardinal Joseph Ratzinger 2005 vor dem Konklave und seiner Wahl zum Papst genau hier im Petersdom gehalten hatte. Auch Ratzinger hatte damals, wie heute Franziskus, von den Stürmen geredet, die das Boot der Kirche fast zum Kentern brächten. Ratzinger, der spätere Benedikt XVI., nutzte das Bild damals, um vor Relativismus zu warnen; Franziskus hingegen machte es zum zentralen Bild in einer Homilie, die zum Zugehen auf Arme und Entrechtete drängte.

Kurs nehmen auf Gott und auf die Bedürftigen

„Das Boot unseres Lebens wird oft von den Wellen hin- und hergeworfen und von den Stürmen gebeutelt, und wenn die Wasser ruhig sind, werden sie doch bald wieder aufgewühlt sein. Dann sind wir so mit den Stürmen des Augenblicks beschäftigt, dass sie unsere einzigen Probleme zu sein scheinen. Aber das Problem ist nicht der Sturm des Augenblicks, sondern wie man durch das Leben navigiert. Das Geheimnis guter Navigation besteht darin, Jesus an Bord einzuladen. Das Steuerrad des Lebens muss ihm übergeben werden, damit er den Kurs bestimmen kann.“

Hier hören Sie die wichtigsten Momente aus der Papstmesse. Sprecherin: Silvia Kritzenberger

Und dieser Kurs führe „hin zu Gott – im Gebet – und hin zu den Bedürftigen – durch seine Liebe“. „Sie sind die wahren Schätze des Lebens: Gott und der Nächste. Zu Gott aufsteigen und zu den Brüdern und Schwestern hinabsteigen, dies also ist der Weg, den Jesus uns weist. Er bringt uns davon ab, ungestört in den Komfortzonen des Lebens zu grasen und müßig zwischen den kleinen alltäglichen Befriedigungen dahinzuleben.“ Etwa 6.000 Arme und Bedürftige nahmen nach Vatikanangaben an der Messe mit Franziskus in St. Peter teil.

Wir sind Bettler

Es sei „der Beginn des Glaubens, dass wir uns von der stolzen Überzeugung lösen, bei uns sei alles in Ordnung, wir könnten alles und seien autonom“. Darum sei es „für uns alle wichtig, den Glauben im Kontakt mit den Bedürftigen zu leben“. Franziskus wörtlich: „Dies ist keine soziologische Option, es ist eine theologische Notwendigkeit. Es geht darum, sich selbst als um Erlösung flehende Bettler zu erkennen…“

Der Schrei ganzer Völker

Die Christen sollten „den Schrei“ aller Armen und an den Rand Gedrängten hören. „Es ist der erstickte Schrei von Kindern, die das Licht der Welt nicht erblicken, der Kleinen, die Hunger leiden, der Heranwachsenden, die an das Getöse von Bomben gewöhnt sind statt an das fröhliche Lärmen des Spiels. Es ist der Schrei der alten Menschen, die abgeschoben und allein gelassen wurden.“ Es sei auch der Schrei von Flüchtlingen und Migranten, ja der „Schrei ganzer Völker“.

„Es ist der Schrei der vielen Lazarusse, die weinen, während einige reiche Prasser das genießen, was rechtmäßig allen zusteht. Die Ungerechtigkeit ist die perverse Wurzel der Armut. Der Schrei der Armen wird jeden Tag lauter, aber er wird jeden Tag weniger gehört – übertönt vom Lärm einiger weniger Reicher, die immer weniger und immer reicher werden.“

Mittagessen mit Armen - Papst verschenkt Spaghetti-Packungen

Nach der Messfeier aß Papst Franziskus mit ungefähr 1.500 Armen in der Vatikanischen Audienzhalle zu Mittag. Dasselbe hatte er schon vor einem Jahr bei der Einführung des Welttags der Armen getan. Das Essen von diesem Sonntag wurde vom römischen Hilton-Hotel gestiftet. 70 Freiwillige aus römischen Pfarreien bedienten an den Tischen; es gab Lasagne, Hühnchen und Tiramisù. Zum Schluss verschenkte der Papst an die Anwesenden etwa 1.500 Spaghetti-Packungen.

(vatican news – sk)

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Papst: Mittagessen mit Bedürftigen
18. November 2018, 10:47