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Audienz für die Journalistenschule ifp Audienz für die Journalistenschule ifp

„Unrecht nennen, was Unrecht ist“: Papst würdigt deutsche Journalistenschule

Es ist einer dieser Tage, an denen etwas Besonderes in der Luft liegt: zumindest für die Gruppe Menschen, die sich am Vormittag auf dem Petersplatz rund um den Obelisken versammelt haben, der Treffpunkt, von dem aus es direkt zum Papst gehen soll. 350 Journalisten und Journalistinnen aus Deutschland sind gerade in Rom, um das 50-jährige Jubiläum der katholischen Journalistenschule ifp zu feiern.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Das gesamte Wochenende über sind Veranstaltungen geplant, doch mit der Papstaudienz am Freitag findet einer der Höhepunkte des Treffens bereits vor seiner offiziellen Eröffnung statt. Jüngere und ältere Menschen, Absolventen der Journalistenschule, die in völlig unterschiedlichen Berufen gelandet sind, Studenten oder angehende Journalisten, die gerade mitten im Volontariat stecken: die Gruppe ist bunt gemischt, und eines ist allen Teilnehmern dennoch gemein: die aufgeregte Vorfreude, den Papst hautnah zu erleben, ihm vielleicht sogar die Hand zu schütteln und ein paar Worte mit ihm wechseln zu können.

Zum Nachhören

„Was ich mir erwarte? Eigentlich gar nicht so viel!“ meint ein junger Journalist in der Warteschlange. „Ich hätte es mir etwas kleiner erwartet, aber jetzt sind ja doch sehr viele Leute hier., Ich bin aber gespannt, wie sich der Papst in einem etwas kleineren Rahmen verhält, ob das etwas anderes ist, als wenn er nur auf dem Balkon steht, ob er etwas lockerer ist, wie nahe man ihm kommt, wie umgänglich er ist…“ Konkrete Erwartungen hat hingegen eine Kollegin: „Wir wollen ermutigt werden! Wir erhoffen uns Ermutigung und Anregung für unsere Ideen, vom Papst für unsere Arbeit, für unsere Schule!“ Kurz danach geht ein Raunen durch die Menge: endlich bewegt sich die Schlange! Langsam schiebt sich die Gruppe Richtung Bronzetor auf der rechten Seite des Petersdoms vor.

Eine Treppe, die man mit dem Pferd hochreiten kann

Durch diese ehrwürdige Flügeltür, flankiert von zwei Schweizergardisten, geht es in den vatikanischen Palast. Es macht sich Staunen über die prächtige Treppe im Inneren des Palastes breit, die von Weitem so steil aussieht und von Bernini doch derart gestaltet wurde, dass man sie auch mit einem Pferd hochreiten kann. Das tut an diesem Tag zwar niemand, doch beim Gedanken daran kommt hier und dort doch ein Glucksen auf.

Erwartung macht sich breit

Unter prächtig ausgemalten Kuppeln geht es die Treppe nach oben, die „Gentiluomini“, also die Kammerdiener des päpstlichen Hofes, weisen diskret den Weg in die Sala Clementina, in der der Papst für gewöhnlich größere Gruppen empfängt. Die Erwartung steigt, während das Stimmengewirr langsam abflaut, als alle ihre Plätze eingenommen haben. Auf einmal geht die Deckenbeleuchtung an, als sich eine unscheinbare Seitentür auftut, und der Papst unter langem Applaus den Saal betrifft. Mit ein wenig Nachdruck müssen die Protokollverantwortlichen darauf hinweisen, dass man seine Sitze wieder einnehmen solle. Der Direktor des Institutes, Bernhard Remmers, und der geistliche Direktor Bruder Helmut Rakowski (der übrigens vorher im Päpstlichen Rat für Neuevangelisierung tätig war), richten kurze Grußworte an den Papst. Der revanchiert sich bei seiner Ansprache mit einem dicken Lob:

„Als christliche Journalisten zeichnen Sie durch Ihre positive Einstellung zu den Menschen und durch Ihr Berufsethos aus“

„Deutschland kann sich glücklich schätzen, unter den vielen Journalisten zahlreiche Absolventen des ifp zu wissen, und zwar in den säkularen wie in den kirchlichen Medien.“ Die Journalistenschule ifp sei von den deutschen Bischöfen vor 50 Jahren im Anschluss an das Zweite Vatikanische Konzil in dem Wunsch gegründet worden, Verantwortung für Menschen in den Medien zu übernehmen, führte der Papst aus. Seither bilde das Institut qualifizierte Journalisten aus, „die als Christen in der Gesellschaft wirken,“ würdigte Franziskus die Absolventinnen und Absolventen: „Als christliche Journalisten zeichnen Sie durch Ihre positive Einstellung zu den Menschen und durch Ihr Berufsethos aus. Sie leisten nicht nur eine Arbeit, Sie nehmen einen Auftrag und eine Verpflichtung wahr.“

 

Natürlich seien auch sie nicht vor der Versuchung gefeit, eine negative Grundstimmung der Gesellschaft anzunehmen und sich mit den Dingen so abzufinden, „wie sie sind oder wie einige wenige entschieden haben, dass sie sein sollen,“ zitierte Franziskus aus seinem Apostolischen Schreiben Gaudete et exsultate (137). „Bitten wir um die parrhesia, um den Freimut, der vom Heiligen Geist kommt und der uns hilft, auf die befreiende Wahrheit Christi zu vertrauen,“ rief er seine Gäste auf. Es sei nötig, durch die „Wand der Trübsal und der Resignation“ zu dringen und den Menschen dabei zu helfen, die „Augen und Ohren und vor allem die Herzen“ zu öffnen, „um füreinander einzustehen und sich als Söhne und Töchter des einen Vaters zu begreifen,“ so die Ermunterung des Papstes.

„Danke, dass Sie auch über die schönen Dinge berichten, die vielleicht weniger zur Schlagzeile führen, aber auch Menschen in den Mittelpunkt stellen“

„Danke, dass Sie als Journalisten die Menschen in den Blick nehmen und dass Sie Unrecht nennen, was Unrecht ist. Danke, dass Sie auch über die schönen Dinge berichten, die vielleicht weniger zur Schlagzeile führen, aber auch Menschen in den Mittelpunkt stellen. Danke, dass Sie mit Ihrem Christsein die Arbeit der Kirche begleiten. Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch weiterhin Journalismus von Menschen für die Menschen machen. Und, bitte, vergessen Sie nicht, für mich zu beten,“ schloss der Papst seine Ansprache.

Erstmal kein Mittagessen für den Papst...

Und dann, ein unerwartetes Geschenk: jeder der Teilnehmer durfte dem Papst im Anschluss noch persönlich die Hand schütteln. Das hatte selbst der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, der das ifp bei der Organisation seines Treffens maßgeblich unterstützt hatte, noch wenige Minuten vor der Begegnung so nicht versprechen können. Und natürlich war es dieser persönliche Kontakt mit Franziskus, der die meisten Teilnehmer besonders beeindruckt hatte. So erzählt diese Journalistin:

„Der Papst hat mir auf Deutsch geantwortet“

„Ich war sehr aufgeregt, weil ich mir überlegt hatte, auf Italienisch etwas zu sagen und ich habe ihm gesagt, dass ich für ihn bete, denn er hatte uns ja gebeten, für ihn zu beten. Dann hatte ich ihn natürlich darum gebeten, dass er auch für mich bete, und das Highlight war, dass er mir dann tatsächlich auf Deutsch geantwortet hat und gesagt hat, dass er das tun werde. Dabei hat er mir direkt in die Augen geschaut und das macht den Tag für mich natürlich perfekt.“

Eine Mission der besonderen Art

 

Eine besondere „Mission beim Papst“ hatte hingegen diese junge Frau: „Ich war in München auf der Suche nach einem Outfit für diese Audienz. Als ich dem Verkäufer erzählt habe, dass ich zum Papst gehe, ist er völlig ausgerastet und hatte wirklich Tränen in den Augen. Für mich war das völlig unerwartet, aber er hat mir den Ring seiner Ururgroßmutter in die Hand gedrückt und mir gesagt, wenn du den vom Papst für mich segnen lässt, das wäre das Allerallerhöchste für mich. Und auf der Mission war ich jetzt und habe den Ring von Udo mit hierhergebracht und seinen Rosenkranz – mal schauen, was er sagt, wenn ich zurückkomme…“

„Ich fand es sehr sympathisch, dass der Papst sich die Zeit für uns genommen hat“

„Ich bin ja Showredakteur und arbeite viel mit „Promis“ zusammen“, meint dieser junge Mann direkt nach der Audienz. „Da habe ich eigentlich eher die Erfahrung gemacht, dass die Sicherheitsleute sehr unhöflich sind, und ich fand das sehr faszinierend, dass die Sicherheitsleute hier sehr zugewandt waren und einen geradezu aufgefordert haben, Mut zu haben und näher zu kommen. Ich habe das als sehr gastfreundlich und auch sehr professionell empfunden, denn man muss ja auch erst einmal 360 Leute in so kurzer Zeit hier durchbekommen. Es war natürlich schon ein besonderes Erlebnis, dem Papst die Hand geben zu dürfen und ich fand das sehr sympathisch, dass er sich die Zeit genommen hat. Bei der Rede hatte ich auch den Eindruck, dass er sehr genau beschreiben konnte, was das ifp seit 50 Jahren ausmacht.“

Auch Kinder waren mit von der Partie

„Ich bin überrascht, dass das so ergreifend war“, meint diese junge Mutter im Anschluss. Sie hatte ihr zweijähriges Mädchen im Gepäck dabei – übrigens nicht die einzige Teilnehmerin an der Audienz, die mit Kind angereist war. „Ich dachte eigentlich, ich treffe hier ja einen ganz normalen Mann, aber dann war ich doch aufgeregt. Und dann hat der Papst gefragt, wie meine Tochter heißt und hat sie gesegnet, das fand ich auch sehr schön. Es ist auf jeden Fall eine schöne Erinnerung.“

„Jetzt kann es nur noch abfallen“

Eine ganz besondere Begegnung also, die in den Herzen der glücklichen ifp-ler noch lange nachwirken wird. Diese junge Teilnehmerin bringt es auf den Punkt: „Das war der Höhepunkt, glaube ich. Jetzt kann es nur noch abfallen.“

„Mit unserer Arbeit den Menschen Mut zu machen, auf das Gute zu schauen“

Ganz so sieht das Bernhard Remmers, der Direktor der renommierten Journalistenschule in München, angesichts zweier weiterer Tage Jahrestreffen natürlich nicht. Trotzdem war auch er schwer beeindruckt von der Begegnung: „Wunderbar. Für alle, die da waren, war es ein sehr persönliches Erlebnis, sehr beeindruckend für Journalistinnen und Journalisten, und das sind wir ja, eine Ermutigung für ihre Arbeit. In dem Sinn, dass wir uns gestärkt sehen können, als Journalisten an dieser Gesellschaft mitzuarbeiten, über alles zu berichten, was es zu berichten gibt, auch das Unangenehme, und die Wahrheit zu berichten. Aber auch, mit unserer Arbeit den Menschen Mut zu machen, auf das Gute zu schauen und uns wechselseitig zu ermutigen. Und das hat er auch für uns getan.“

„Der Papst hat uns ins Stammbuch geschrieben, Unrecht zu nennen, was Unrecht ist“

Der geistliche Direktor Helmut Rakowski wirft ein: „Der Papst hat uns ins Stammbuch geschrieben, Unrecht zu nennen, was Unrecht ist, er hat gesagt, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, und er hat dazu eingeladen, auch über die schönen Dinge, die vielleicht manchmal nicht auf der ersten Seite stehen, zu berichten. Ich glaube, das war sehr positive Einladung für die ifp—ler, die hier nach Rom gekommen sind.“

(vatican news)

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09. November 2018, 10:18