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Generalaudienz: Papst beklagt ungerechte Verteilung der Ressourcen

Papst Franziskus beklagt, dass weltweit Not herrscht, obwohl doch eigentlich die Ressourcen für alle reichen würden. „Der Reichtum der Welt liegt heute in den Händen einer kleinen Minderheit“, sagte er bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz. Thema war das siebte Gebot: Du sollst nicht stehlen.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

„Die Armut hingegen, ja das Elend und das Leiden ist das Los der Mehrheit! Dass es auf Erden Hunger gibt, liegt nicht etwa daran, dass es an Nahrungsmitteln mangeln würde – im Gegenteil, wegen der Erfordernisse des Marktes werden sie manchmal sogar vernichtet und weggeschmissen. Woran es heute mangelt, ist es freies, weitblickendes Unternehmertum, das eine angemessene Produktion sichert, und eine solidarische Haltung, die für gleichmäßige Verteilung sorgt.“

Der Papst bezog sich auf den Weltkatechismus, der die soziale Verantwortung des Eigentums betont. „Jeder Reichtum muss eine soziale Dimension haben, um gut zu sein!“ Keiner sei „absoluter Herr über Güter“, stattdessen seien vermögende Menschen „Verwalter“ von Gütern.

Ich besitze nur das, was ich anderen zu geben vermag

„Besitz ist eine Verantwortung: Ach, mir fehlt es an nichts – das ist eine Verantwortung, die du da hast! Und jedes Gut, das der Logik der Vorsehung Gottes (für alle) entzogen ist, bedeutet einen Verrat, einen Verrat an seiner tieferen Bestimmung. Das, was ich wirklich besitze, ist das, was ich anderen zu geben vermag. Das ist das Maß, um zu beurteilen, ob ich gut oder schlecht mit Reichtum umgehe: Das, was ich wirklich besitze, ist das, was ich anderen zu geben vermag. Wenn ich weiß, wie man gibt, dann bin ich nicht nur von meinem Besitz her reich, sondern auch reich an Großzügigkeit…“

Zum Nachhören

Wer nicht dazu imstande sei, von seinem Reichtum an andere weiterzugeben, der werde in Wirklichkeit „von seinem Besitz besessen“, sei Sklave seiner Güter. Es gehe um „Entäußerung“, sagte Franziskus pointiert; und er schlug einen Bogen zu der Formulierung des Paulus, dass Jesus selbst „sich entäußert“ (Phil 2,7) habe, um uns alle mit seiner Armut reich zu machen (vgl. 2 Kor 8,9).

Im 7. Gebot geht es nicht nur um Diebstahl

Franziskus spricht seit 12 Wochen bei seinen Generalaudienzen über die Zehn Gebote – und auch wenn das vielleicht nicht so klingt, war auch diesmal ein Gebot Ausgangspunkt für seine Ausführungen über Reichtum und Großzügigkeit. Das siebte Gebot, „Du sollst nicht stehlen“, war der Ausgangspunkt seiner Überlegungen.

„Wenn wir dieses Gebot hören, denken wir an Raub und an Respekt vor dem Eigentum anderer. Und es gibt ja auch keine Kultur, in der Diebstahl erlaubt wäre; die menschliche Sensibilität ist sehr wach, wenn es um die Verteidigung von Besitz geht. Aber es ist doch der Mühe wert, dass wir uns einer weiteren Auslegung dieses Wortes öffnen und das Thema Besitz im Licht der christlichen Weisheit lesen.“

„Die Menschheit ist nur eine einzige“

So war der Papst auf das Thema „universelle Bestimmung der Güter“ gekommen. „Die Früchte der Schöpfung sind für die ganze Menschheit da“, sagte er mit einem Seitenblick auf den Weltkatechismus. Und fuhr dann fort: „Die Welt ist reich genug an Ressourcen, um allen das Nötigste zu geben. Und trotzdem leben viele mit einem skandalösen Mangel, während die Ressourcen verschleudert werden. Dabei ist die Welt eine einzige! Die Menschheit ist nur eine einzige!“

Die Menschen gierten danach, immer mehr zu haben; Gott dagegen gehe genau den umgekehrten Weg, er erlöse uns, indem er in Jesus arm werde. „Was uns also reich macht, sind nicht Güter, sondern das ist Liebe. Wie oft haben wir sagen hören: Der Teufel kommt durch die Taschen. Erst liebt man das Geld zu sehr, dann kommt die Eitelkeit – oh, wie reich ich bin! –, und am Schluss stehen dann Stolz und Hochmut. Das ist die Art und Weise, wie der Teufel in uns wirkt. Sein Eingangstor sind unsere Hosentaschen.“

„Das Leben ist eine Zeit für die Liebe“

„Du sollst nicht stehlen“ bedeute also, „mit seinen Gütern zu lieben“, insistierte Franziskus. „Bediene dich deiner Mittel, um zu lieben, wie du kannst! Dann wird dein Leben gut werden, dann wird dein Besitz wirklich ein Geschenk sein. Denn das Leben ist eine Zeit für die Liebe, nicht fürs Besitzen…“

(vatican news)
 

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07. November 2018, 11:47