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Papst Franziskus: Die Zehn Gebote positiv deuten

Papst Franziskus fordert dazu auf, die Zehn Gebote des Alten Testaments nicht nur als eine Liste von Verboten wahrzunehmen, sondern sie positiv zu deuten. Man müsse „vom Nein zum Ja übergehen“, sagte er bei seiner Generalaudienz am Mittwoch.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Es war die letzte Katechese des Papstes zu den Zehn Geboten; worüber er ab der kommenden Generalaudienz sprechen wird, verriet Franziskus noch nicht. Vor den Pilgern und Touristen in der vatikanischen Audienzhalle versuchte er sich an einer Art Fazit des bisher Gesagten.

„Wir sind ausgegangen von der Dankbarkeit als Basis einer vertrauensvollen und gehorsamen Beziehung. Gott fordert, wie wir gesehen haben, nichts, bevor er uns nicht selbst schon sehr viel mehr gegeben hat. Er ruft uns zum Gehorsam auf, um uns aus der Täuschung der Götzen, die so viel Macht über uns haben, zu befreien.“

Es geht um Erwachsenwerden

Wer nur den „Götzen dieser Welt“ folge, der werde „leer“; es gehe um einen „Prozess des Segens und der Befreiung“, des Erwachsenwerdens. Wir seien „zur Schönheit der Treue, der Großzügigkeit, der Echtheit berufen“.

„Doch um so zu leben – in der Schönheit der Treue, der Großzügigkeit, der Echtheit –, brauchen wir ein neues Herz, in dem der Heilige Geist Wohnung nimmt. Ich frage mich nun: Wie kommt es zu dieser Herztransplantation, vom alten zum neuen Herzen? Durch ‚neue Wünsche‘, wie der Römerbrief (8,6) sagt, die die Gnade Gottes uns ins Herz senkt. Und zwar vor allem durch die Zehn Gebote, die Jesus zur Vollendung gebracht hat.“

Zehn Gebote sind ein Foto-Negativ, das das Antlitz Jesu hervortreten lässt

Damit schlug Franziskus beherzt den Bogen vom Alten zum Neuen Testament. Vor allem die Bergpredigt Jesu (Mt 5) hatte er dabei im Auge. Wer sich ein Leben mit den Zehn Geboten vorstelle, „also ein freies, authentisches, segenverbreitendes“ Leben, dem rücke fast unbemerkt der Jesus der Bergpredigt vor Augen.

„Der Dekalog ist die Radiographie Christi. Sie beschreibt ihn wie ein Foto-Negativ, das sein Antlitz hervortreten lässt – wie im Grabtuch von Turin. Und so macht der Heilige Geist unser Herz fruchtbar, indem er ihm neue Wünsche einsenkt. Wünschen im Rhythmus des Geistes, wünschen mit der Musik des Geistes…“

Das Gesetz nicht aufheben, sondern wachsen lassen

Wer Christus vor Augen habe, der verstehe die Zehn Gebote „in Glaube, Hoffnung und Liebe“, also in einem positiven Geist zu leben, so Franziskus. Der verstünde besser, „dass Jesus nicht gekommen ist, um das Gesetz aufzuheben, sondern um es zu erfüllen, um es wachsen zu lassen“. Wer sich auf den Heiligen Geist einlasse, den Christus uns gebe, für den werde das Gesetz zu „Leben“.

„Denn dann ist es keine Norm mehr, sondern das Fleisch Christi selbst, der uns liebt, uns sucht, uns verzeiht, uns tröstet… Und so wird das, was in den Geboten negativ ausgedrückt wird, zu einer positiven Haltung: lieben. Den anderen einen Platz in meinem Herzen machen. Wünsche, die Positives aussäen. Das ist die Fülle des Gesetzes, die Jesus uns gebracht hat.“

Zehn Gebote: die Wahrheit über unser Leben

In Jesus Christus – „und nur in ihm“ – hörten die Zehn Gebote auf, Verurteilungen zu sein, und würden „zur authentischen Wahrheit über das menschliche Leben“, so Papst Franziskus. „Das neue Leben ist keine gigantische Anstrengung, um einer Norm zu entsprechen, sondern es ist der Heilige Geist selbst… Hier treffen sich zwei Freuden: die Freude Gottes, der uns liebt, und unsere Freude, weil wir geliebt werden.“

(vatican news)
 

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28. November 2018, 10:37