Bischof Bahlmann von Obidos bei Papst Franziskus Bischof Bahlmann von Obidos bei Papst Franziskus 

Vatikan/Brasilien: Franziskus begeistert sich für Klinik-Schiff

Nächsten Februar soll es zu seiner Mission aufbrechen: ein kirchliches Krankenhausschiff auf dem Amazonas, das Hunderte Dörfer und Städte der Region anfährt und den Menschen medizinische Grundversorgung bietet. Papst Franziskus hat sich am Montag über das Projekt informiert und war emotional zutiefst davon berührt.

Das erzählte uns der aus Deutschland stammende Bischof Bernhard Johannes Bahlmann von Obidos im Amazonas. Er überreichte dem Papst zusammen mit zwei brasilianischen Franziskanern ein Modell des Schiffes. 

Gudrun Sailer – Vatikanstadt

„Man muss sich das so vorstellen, als wäre es ein Krankenhaus in Miniatur“, erzählt uns Bischof Bahlmann unmittelbar nach der Papstaudienz von diesem Montag über die schwimmende Klinik. „Es besteht die Möglichkeit, dort auch Operationen durchzuführen, es gibt einen OP-Saal und Untersuchungsräume und Zimmer für die Patienten, sodass sie dort eine Weile bleiben können. Die Idee ist, dass man mit dem Schiff die Städte und Gemeinden am Amazonas-Ufer anfährt, das sind etwa 1000, damit die Patienten die Möglichkeit haben, vor Ort behandelt zu werden. Denn das Problem in unserer Gesundheitsversorgung ist, dass die Wege so weit sind.“

 

Der Papst an den Franziskaner: Geh nach Amazonien!

 

Die Idee, ein Krankenhausschiff für die Menschen am Amazonas zu bauen, wurde gleichsam in mehreren Begegnungen geboren. Der erste Funken schlug 2013 ein, als Papst Franziskus – noch kein Jahr im Amt - beim Weltjugendtag in Rio de Janeiro war und dort das Spital San Francisco besuchte. „Dort hat er auch mit Frei Francisco gesprochen, das ist der Gründer und auch der jetzige Obere einer neuen Franziskanergemeinschaft, die haben 70 Mitbrüder und in Brasilien an die 70 Krankenhäuser“, erzählt Bischof Bahlmann, der selbst dem Franziskanerorden angehört. „Der Papst hat bei dem Besuch Frei Francisco gefragt: Bist du schon in Amazonien? Frei Francisco antwortete: Nein. Und dann sagte der Papst: Dann musst du da hingehen. Kurz darauf habe ich angerufen, ich wusste nichts von dem Gespräch zwischen den beiden - das war dann wie ein Zeichen.“ Die Franziskaner kamen nach Obidos, übernahmen dort ein heruntergewirtschaftetes Spital, das sie jetzt nachhaltig betreiben.

Hier zum Hören:

Derselbe Frei Francisco hatte dann die Idee, ein Schiff zu bauen – und wieder wie durch Fügung kam das Geld dazu herein, erzählt Bischof Bahlmann: „Er hat diese Idee in einem Fernsehinterview erzählt, und ein Richter aus Campinas hat dieses Projekt gesehen und gesagt, das passt für einen Prozess, den wir hier haben. Es ging um Shell und BASF, die beiden Unternehmen hatten ein ökologisches Desaster verursacht und mussten ein Strafmandat bezahlen in der Höhe von sechs Millionen Euro. Von diesem Geld wird das Krankenhausschiff gebaut.“

„Das wird auch bestimmt noch einen anderen Aspekt in die Amazonas-Synode hineinbringen“

Papst Franziskus ist hingerissen von dem Projekt, zu dessen Entstehung er damals so maßgeblich beigetragen hatte mit dem Auftrag an den Ordensmann: geh nach Amazonien. „Er war sehr begeistert und emotionell, es kamen ihm fast die Tränen, als er das gesehen hat“, referiert Bischof Bahlmann. „Ein ganz tiefer Moment, er sagte: Ich bin sehr berührt. Er hat eine große Freude gehabt zu sehen, dass so ein wunderbares Projekt in Amazonien ist und das wird auch bestimmt noch einen anderen Aspekt in die Amazonas-Synode hineinbringen.“

Die Amazonas-Bischofssynode findet 2019 im Vatikan statt und beschäftigt sich mit Ökologie und Pastoral in einem weiten Rahmen. „Amazonien - neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie" lautet der Titel der Synode. Wir wollten von Bischof Bahlmann wissen, welche Bedeutung das Krankenhausschiff – über die medizinische Versorgung hinaus – für auf einer ideellen Ebene für das Amazonasgebiet hat. Wofür steht diese schwimmende Klinik?

„Wir müssen einen Blick haben wie der Heilige Franziskus, der immer auch die ganze Schöpfung gesehen hat.“

„Einerseits dafür, dass wir den Menschen entgegenkommen, dass sie ihre Recht als Menschen garantiert haben, wo sie medizinisch und ärztlich versorgt werden können. Das ist in unserer Region eine kleine Revolution.“ Vielleicht könnte das Schiff sogar ein Modell sein für andere Erdteile mit ähnlichen Gegebenheiten, meint Bischof Bahlmann, etwa im Kongobecken, in Malaysia oder Ozeanien. Und noch einen zweiten Punkt nennt der Ordensbischof: „Wir dürfen das nicht auseinanderhalten, der Mensch auf der einen Seite und die Ökologie auf der anderen. Wir müssen einen Blick haben wie der Heilige Franziskus, der immer auch die ganze Schöpfung gesehen hat. Und den Eindruck haben wir langsam, dass man sich in der Zukunft nicht nur um den Menschen kümmert, sondern um die Schöpfung als solche, das Ganzheitliche, Einheitliche - und dass wir hier [mit dem Schiff] einen guten Beitrag leisten können.

(vatican news - gs)

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05. November 2018, 16:01