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Papst Franziskus und Staatssrätin Aung San Suu Kyi Papst Franziskus und Staatssrätin Aung San Suu Kyi

Papstreise nach Myanmar und Bangladesch: Ein Jahr danach

An diesem Montag ist es genau ein Jahr her, dass das päpstliche Flugzeug von Fiumicino aus in Richtung Myanmar abhob. Franziskus war mit seiner Reise nach Myanmar und Bangladesch aufs Neue unterwegs zu den „Peripherien der Menschheit“, die dem amtierenden Nachfolger Petri so am Herzen liegen.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Eine religiöse Minderheit stand denn auch von Anfang an im Zentrum der Apostolischen Reise - und das, obwohl es sich keinesfalls um Christen handelte und sie noch nicht einmal ausdrücklich beim Namen genannt wurde: Im Gegenteil, das Wort Rohingya schien ein Tabu-Wort, das auch Papst Franziskus trotz hochgesteckter Erwartungen der Weltöffentlichkeit zu Beginn seiner Reise nicht in den Mund nahm.

Die Regierung in Myanmar, und mit ihr die Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, standen international in der Kritik für den Umgang des Landes mit der muslimischen Volksgruppe. Hunderttausende Rohingya waren kurz vor dem Kommen des Papstes vor einer systematischen ethnischen Säuberung ins benachbarte Bangladesch geflohen – so sehen das zumindest die Vereinten Nationen, die der Armee von Myanmar Völkermord vorwerfen.

 

Achtung jeder Volksgruppe

 

Bei privaten Treffen mit Myanmars inoffizieller Regierungschefin Aung und den Oberbefehlshabern der Armee hat der Papst sich jedoch abseits der Scheinwerfer der Weltöffentlichkeit für die Volksgruppe eingesetzt und wohl auch einige Zusagen errungen. Anschließend an sein Gespräch mit Staatsrätin Aung rief er zur „Achtung jeder Volksgruppe“ auf. Eine friedliche Zukunft des Landes müsse auf diesem Grundsatz sowie der Achtung der Menschenrechte aufgebaut werden, so die Mahnung des Papstes.

Die heiklen diplomatischen Verwerfungen, denen sich Franziskus auf dieser Reise gegenüber sah, waren jedoch auch für oberflächliche Beobachter kaum zu übersehen. Diesen war es auch geschuldet, dass Franziskus erst die Landesgrenze nach Bangladesch überschreiten musste, um eine Gruppe von Rohingya zu treffen – im Rahmen eines großen interreligiösen Dialogtreffens in der Hauptstadt Dhaka.

„Heute heißt die Gegenwart Gottes auch Rohingya“

Dort konnte er seine Betroffenheit über das Schicksal der Minderheit kaum verbergen. „Heute heißt die Gegenwart Gottes auch Rohingya“, sagte er bei dieser Gelegenheit, der einzigen, bei der er die Volksgruppe bei ihrem Namen nannte. Im Verlauf des Friedenstreffens der Religionen sprach er auch eine ergreifende Vergebungsbitte aus: „Im Namen all derer, die euch verfolgt haben, die euch Schaden zugefügt haben, bitte ich um Vergebung.“

„Ich habe geweint“

Diese Vergebungsbitte sei ihm spontan zugeflogen, so der Papst bei der fliegenden Pressekonferenz auf dem Rückweg nach Rom: „Ich habe geweint“, gestand Franziskus vor den Journalisten ein. „Ich versuchte es so hinzukriegen, dass man es nicht sah… Sie weinten auch. Ich habe mir gesagt: Ich kann die jetzt nicht wieder gehen lassen, ohne ihnen etwas zu sagen. Man wollte sie wieder vom Podium herunterschicken, ohne dass sie mit mir gesprochen hätten. Das habe ich nicht zugelassen… Und nachdem ich sie angehört habe, fühlte ich etwas in mir sich regen, und dann habe ich ihren Namen genannt.“

(vatican news)

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26. November 2018, 14:08