Franziskus spricht Romero und Paul VI. heilig

Die Weltkirche hat seit diesem Sonntag sieben neue Heilige: Papst Franziskus hat seinen Vorgänger Paul VI. (1963-78), den ermordeten Erzbischof Oscar Romero (1917-80) aus El Salvador und fünf weitere große Gestalten des Glaubens heiliggesprochen.

Stefan von Kempis - Vatikanstadt

Auch eine Deutsche schaffte es bei der Feier auf dem Petersplatz in Rom ins Verzeichnis der Heiligen: die aus dem Westerwald stammende Ordensfrau Maria Katharina Kasper (1820-98). Sie ist die Gründerin der „Dernbacher Schwestern“.

Einer der neuen Heiligen wurde nur 19 Jahre alt

An der Messe mit Papst Franziskus nahmen auch die Teilnehmer der derzeitigen Bischofssynode teil. Sie beschäftigt sich den ganzen Oktober über mit dem Thema Jugend, Glaube und Erkenntnis der Berufung. Unter den neuen Heiligen ist auch ein aus Süditalien stammender junger Mann: Der Süditaliener Nunzio Sulprizio (1817-36) starb schon mit 19 Jahren, Franziskus stellt ihn Jugendlichen von heute als Vorbild vor Augen.

Benedikt XVI., Franziskus‘ Vorgänger im Papstamt, konnte an der Heiligsprechungsfeier nicht teilnehmen, doch hat ihn der Papst am Samstagabend besucht. Auf dem Petersplatz nahmen unter anderem die Präsidenten von Chile, Panama und El Salvador sowie die frühere spanische Königin Sofia an der Messe teil; eine neue Heilige, die Ordensgründerin Nazaria Ignazia March Mesa (1889-1943), stammte aus Spanien.

Papst trug Gürtel Romeros

Beim Gottesdienst trug Papst Franziskus einen Gürtel, den Romero im Augenblick seiner Ermordung am Altar getragen hatte. Außerdem benutzte der Papst ein Messgewand seines Vorgängers Paul VI. und dessen Kelch.

In seiner Predigt sprach er über die „Leidenschaft, etwas zu riskieren und loszulassen“, welche die neuen Heiligen ausgezeichnet habe. „Der Herr spricht nicht theoretisch über Armut und Reichtum, sondern es geht ihm direkt um das Leben. Er verlangt von dir, das loszulassen, was dein Herz belastet, dich von Gütern zu befreien, um Platz zu schaffen für ihn, der allein gut ist. Man kann Jesus nicht wirklich folgen, wenn man von etwas in Beschlag genommen ist.“

„Jesus gibt alles und verlangt alles“

Jesus sei „radikal“, formulierte Franziskus. „Er gibt alles und verlangt alles: er gibt totale Liebe und verlangt ein ungeteiltes Herz. Noch heute schenkt er sich uns als lebendiges Brot; können wir ihm dafür ein paar Krümel geben?“ Seine Zuhörer sollten sich fragen, „auf welcher Seite wir stehen“. „Fragen wir uns, wo wir in unserer Liebesgeschichte mit Gott stehen. Begnügen wir uns mit einigen Geboten oder folgen wir Jesus als Verliebte, die wirklich bereit sind, für ihn etwas aufzugeben?“ Ohne einen „Fortschritt in der Liebe“ erkranke „unser Leben und unsere Kirche an egozentrischer Selbstgefälligkeit“.

Den neuen Heiligen Paul VI. verglich Franziskus mit dem Völkerapostel Paulus: „Wie dieser lebte er ganz für das Evangelium Christi, indem er Grenzen überwand und Neuland betrat sowie durch Verkündigung und Dialog sein Zeuge wurde, Prophet einer hinausgehenden Kirche, die Weitblick hat und sich um die Armen kümmert.“ Trotz „Mühen“ und „Unverständnis“ habe er ein „leidenschaftliches Zeugnis“ für Jesus abgelegt.

Romero hat nach Franziskus‘ Worten sein Leben „evangeliumsgemäß hingegeben“. „Er war den Armen und seinem Volk nahe. Sein Herz war hingezogen zu Jesus und seinen Brüdern und Schwestern.“

(vatican news)
 

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Eindrücke von der Heiligsprechung
14. Oktober 2018, 11:31