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Papst Paul VI. (Giovanni Battista Montini) Papst Paul VI. (Giovanni Battista Montini) 

Neue Details zur Entstehung von „Humanae Vitae“

In den vatikanischen Archiven sind neue Details zur Entstehungsgeschichte der Enzyklika „Humanae Vitae“ aufgetaucht. Das berichtet der Internetauftritt „Vatican Insider“.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Die Enzyklika, die Papst Paul VI. vor genau fünfzig Jahren veröffentlichte, verbot Katholiken die künstlichen Methoden der Empfängnisverhütung, vor allem die „Pille“. Damit sorgte der Text für eine jahrzehntelange Kontroverse. Jetzt stellt sich heraus, dass Paul auch eine vertrauliche Umfrage unter Bischöfen aus aller Welt durchgeführt hat, bevor er die Enzyklika veröffentlichte.

Zum Nachhören

„Die Stimme Unserer Enzyklika Humanae Vitae hat großes Echo ausgelöst“ – das sagte der Montini-Papst am 4. August 1968 bei einem Angelusgebet mit gewohntem Understatement. Da war ihm längst ein Sturm des Widerspruchs entgegengebraust, wie es ihn in der neueren Kirchengeschichte selten gegeben hat. Auch Bischofskonferenzen hatten die Verbindlichkeit des Textes in Zweifel gezogen.

Vorgeschichte der Enzyklika fast wie ein Krimi

 

„Wir wissen, dass viele Unsere Lehre nicht wertgeschätzt haben und dass viele ihr widersprechen. Wir können auch dieses Unverständnis, selbst diese Opposition in einem gewissen Sinn verstehen. Unser Wort ist nicht einfach, es entspricht nicht dem, was heute leider weit verbreitet ist… Wir wollen einfach daran erinnern, dass die von Uns bekräftigte Norm gar nicht die Unsere ist, sondern dass sie zu den Strukturen des Lebens, der Liebe und der menschlichen Würde gehört, die sich also aus dem Gesetz Gottes ergibt.“

Dass sich Paul VI. seine Entscheidung in „Humanae Vitae“ nicht leichtgemacht hat, war schon bisher bekannt. Mehrere Kommissionen berieten jahrelang, und die Auseinandersetzung, die schon auf dem Konzil begonnen hatte, liest sich heute „phasenweise fast wie ein Krimi“, urteilt der Südtiroler Ethikprofessor Martin Lintner, Autor eines neuen Buches „Von Humanae Vitae bis Amoris Laetitia“.

Nur zwölf Prozent der Bischöfe gaben dem Papst eine Antwort

 

Bisher unbekannt war das Durchführen einer Umfrage unter Bischöfen durch Paul VI. Ans Licht gebracht hat es der Theologe Gilfredo Marengo vom Päpstlichen Institut Johannes Paul II. für Studien zu Ehe und Familie. Im Auftrag von Franziskus untersucht er die Entstehung von „Humanae Vitae“, dabei stieß er, wie er jetzt in einem Buch ausführt, auf Dokumente zur ersten Bischofssynode vom Herbst 1967.

Paul VI. forderte bei dieser Gelegenheit die etwa 200 anwesenden Bischöfe dazu auf, ihm schriftlich ihren Standpunkt zur Empfängnisverhütung darzulegen. Erstaunlich ist, dass nur zwölf Prozent der Bischöfe auf diese Bitte reagierten: 25 schriftliche Antworten gingen beim Papst ein. 18 Bischöfe traten dafür ein, die Entscheidung in die Hände der Eheleute zu legen. In dieser Richtung äußerten sich unter anderem – besonders ausführlich – die Kardinäle Döpfner (München) und Suenens (Brüssel), darüber hinaus John Krol (Philadelphia) und Aloisio Lorscheider (Brasilia).

Wojtyla - der spätere Johannes Paul II. - äußerte sich ausführlich

 

Ausführlich schrieb aber auch einer der nur sieben Bischöfe, die ein Verbot der künstlichen Empfängnisverhütung befürworteten: der Krakauer Erzbischof Karol Wojtyla, der später als Johannes Paul II. Nachfolger Pauls VI. wurde. Schon bisher war bekannt, dass Wojtyla in dieser Angelegenheit eine sogenannte „Krakauer Denkschrift“ an Paul VI. geschickt hatte.

Der Montini-Papst setzte sich nach reiflicher Überlegung über das Mehrheitsvotum dieser Bischofsumfrage wie auch über die Mehrheitsvoten zweier Kommissionen hinweg. Noch einmal O-Ton Paul VI. zu seinem Verbot der Pille:

„Es ist keine Norm, die die soziologischen oder demographischen Bedingungen unserer Zeit ignoriert; sie steht auch nicht per se einer vernünftigen Begrenzung der Zahl der Geburten, der Forschung oder der wirklich verantwortlichen Elternschaft entgegen… Es ist einfach eine anspruchsvolle, strenge moralische Norm, die heute noch gilt. Sie verbietet den Einsatz von Mitteln, die absichtlich die Empfängnis verhindern und die dadurch die Reinheit der Liebe und die Mission des ehelichen Lebens herabwürdigen. Wir haben aus der Pflicht Unseres Amtes und aus pastoraler Liebe gesprochen.“

Paul VI. steht vor der Heiligsprechung

 

Am 25. Juli jährt sich zum 50. Mal die Veröffentlichung von „Humanae Vitae“, Pauls siebter und bis heute umstrittenster Enzyklika. Im Oktober wird Papst Franziskus seinen Voränger Paul feierlich heiligsprechen - bei einer Bischofssynode.

(vatican news - sk)
 

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11. Juli 2018, 10:44