Freut sich auf den Papst: Gintaras Grusas, Erzbischof von Vilnius Freut sich auf den Papst: Gintaras Grusas, Erzbischof von Vilnius 

Papstreise nach Vilnius: „Göttliche Vorsehung“

„Der Finger Gottes führt den Papst in diesem Jahr nach Litauen“: Davon zeigt sich der Erzbischof von Vilnius, Gintaras Grušas, im Interview mit Vatican News überzeugt.

Von 22. bis 25. September besucht Papst Franziskus das Baltikum. Stationen sind Vilnius und Kaunas in Litauen, Estlands Hauptstadt Tallinn sowie in Lettland Riga und Aglona.

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Der Papst am Rande der europäischen Gemeinschaft

 

Auf die Frage, wie man denn den Papst davon überzeugt habe, nach Litauen zu kommen, schließlich sei er nicht oft in Europa unterwegs, meint der Erzbischof:

„Wir mussten nicht mehr tun, als ihn einzuladen. Und ich sehe den Finger Gottes in der Richtung, die Papst Franziskus generell einschlägt. Er ist sehr orientiert in Richtung Peripherie. Er will an den Rand der Gesellschaft, der Welt überhaupt. Und auch Litauen, Lettland und Estland sind am Rand der Europäischen Gemeinschaft.“

Die Ökumene des Märtyrertums


Den Papst interessiere zudem die „Ökumene des Märtyrertums". Die betone er gerne mit Blick auf den Nahen Osten, aber auch Litauen habe eine Geschichte der Märtyrer, betont der Hauptstadt-Erzbischof. Außerdem gebe es in seinem Land aktuell Probleme mit Migration und Menschenhandel – das seien alles ebenfalls Themen von Franziskus.

Besonders der Zeitpunkt des Besuchs hat es Grusas angetan: Papst Franziskus gehe nicht irgendwohin, um irgendwelche Jubiläen zu feiern. Darum sei es ein glücklicher Zufall, dass er Litauen besuche, wenn dort gerade hundert Jahre Unabhängigkeit gefeiert werden.

Zudem komme der Papst genau im September, in dem vor 25 Jahren der heilige Johannes Paul II. das Land besucht habe: So etwas könne man nicht planen, betont Grusas, das sei göttliche Vorsehung und ein großes Geschenk für Litauen. 

Säkulare Tendenzen bedrohen Litauen

 

Litauen sei jahrhundertelang unter den glaubensstärksten Ländern Europas gewesen, und die Kirche habe 50 Jahre kommunistischer Besatzung erlebt, so Grusas. Die Verwundungen seien heute noch in der älteren Bevölkerung zu spüren. Hinzu kämen neue Herausforderungen, wie sie schon Johannes Paul habe kommen sehen: 

„Moderne, säkulare Denkweisen aus ganz Europa, aus der Welt. Ein konsumorientierter und relativistischer Blick auf moralische und ethische Belange beeinflussen die Menschen.“ Das bedeute: Menschen, die noch damit beschäftigt seien, sich vom Kommunismus zu erholen, stünden da vor einer neuen Herausforderung. Aber die Kirche versuche, dabei zu helfen, mit beiden Problemen fertig zu werden.

Vilnius, die Bildungsstadt

 

Den Schwerpunkt der Seelsorge sieht der Erzbischof in der Familien- und Jugendpastoral. Man habe in den letzten 20 Jahren viel erreicht und Familienzentren errichtet, Ehevorbereitungsseminare eingeführt und Unterstützungsgruppen für Familien. Die Jugend sei zudem eine besondere Zielgruppe - als Zukunft der Kirche.

Und noch eine seelsorgerliche Besonderheit für Vilnius streicht der Erzbischof hervor. Die litauische Hauptstadt ist eine ausgesprochene Bildungsmetropole, in der 20 Prozent der Bevölkerung auf die eine oder andere Weise mit Universität oder College zu tun hätten. Daher sei die akademische Seelsorge besonders wichtig, so Grusas. Der übrigens in Washington geborene Geistliche ist auch überzeugt, dass das Verhältnis zwischen Kirche und Staat seit dem Besuch von Johannes Paul II. auf eine neue Ebene gehoben worden sei. Und dass der Staat die bedeutende Rolle der Kirche während der Besatzung anerkannt habe.

„Die erste Vorbereitung ist das Gebet“

Auf die Frage nach dem Stand der Vorbereitungen antwortet Grusas spontan, die erste Vorbereitung sei das Gebet, nach jeder Sonntagsmesse werde für den Heiligen Vater gebetet. 

Und dann betont er noch, dass die Kirche in Litauen den Besuch zur Information nutze, zur Evangelisierung - um Leute zu erreichen, die nicht jeden Sonntag in die Kirche gehen. Dabei nutze man auch die Lehre des Heiligen Vaters, seine Worte, seine Persönlichkeit, die so groß sei – und so populär.

Zum Motto des Pastoralbesuches in Litauen – Christus Jesus, unsere Hoffnung - ist Grusas erste Reaktion:

„Ein litauisches Sprichwort: Gast im Haus -  Gott im Haus“

„Freude, dass der Heilige Vater hierher kommt! Es gibt ein litauisches Sprichwort: Ein Gast im Haus ist Gott im Haus. Und das unterstreicht natürlich der Besuch des Heiligen Vaters. Wir erwarten den Gast, der Gott repräsentiert, seine Gegenwart, seine Ankunft – das bereiten wir vor.“

Trotz aller Schwierigkeiten wie Demographie oder Migration, die auch Litauen nicht unberührt lassen, hofft der Erzbischof auf eine besondere Botschaft des hohen Besuches: dass die Hoffnung für die Zukunft nicht nur in ökonomischem oder politischem Frieden oder Gesetzen liege, sondern dass die Hoffnung Jesus Christus sei. 

 

Lettische Bischöfe: Papstbesuch zum spirituellen Aufbruch nutzen

 


Zu dem Besuch des Papstes im Baltikum haben sich am Samstag auch die Bischöfe des Nachbarlandes Lettland geäußert. In einem Brief bereiten sie die Gläubigen auf den Besuch des Papstes vor. Sie rufen dazu auf, die Visite als Impuls für einen gesellschaftlichen und spirituellen Aufbruch zu nutzen, er dürfe keine flüchtige emotionale Erfahrung bleiben.

Franziskus' Anwesenheit lade vielmehr dazu ein, die Hoffnung auf Jesus Christus, die Zugehörigkeit zur weltweiten christlichen Familie und die ökumenische Zusammenarbeit neu zu beleben.

Papstmesse in internationalem Heiligtum Aglona


Die Messfeier mit dem Papst im lettischen Marienheiligtum Aglona gilt als Höhepunkt des ganzen Baltikum-Besuchs. Hierher laden die Bischöfe alle Priester zur Konzelebration mit dem Papst ein. Die Basilika von Aglona ist ein Heiligtum, dessen Anziehungskraft seit dem 19. Jahrhundert über das Baltikum und Weißrussland hinaus bis tief nach Russland reicht. Die Basilika trägt den seltenen Titel eines „internationalen Heiligtums".

Passend zur geplanten großen Messfeier dort steht die Papstreise nach Lettland unter dem marianischen Motto „Zeige dich als Mutter".

Die Bedeutung des Pastoralbesuches erkennt auch das lettische Parlament: Es hat den 24. September zu einem öffentlichen Feiertag erklärt, damit die Gläubigen an den Feierlichkeiten mit Papst Franziskus teilnehmen können.

(vatican news - ck)

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01. Juli 2018, 14:27