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Papst Franziskus an diesem Donnerstag in Genf Papst Franziskus an diesem Donnerstag in Genf 

Papst bei Ökumene-Gebet: Gemeinsam mit Demut vorangehen

Christen sollten die „Logik des Dienstes“ wählen, um gemeinsam voranzugehen. Dazu hat Papst Franziskus bei seinem ersten Auftritt in Genf am Donnerstagvormittag aufgerufen. Das katholische Kirchenoberhaupt hielt bei einem Ökumenischen Gebetstreffen beim Weltkirchenrat eine Predigt und ging auf die Herausforderungen der Ökumene ein.

Mario Galgano – Genf

Für die hunderte Mitglieder des Weltkirchenrates war es einer der Höhepunkte der Woche: Nachdem sie am Sonntag ihre Vollversammlung bei ihrem Hauptsitz in Genf begonnen hatten, durften sie zum Abschluss den Gast aus Rom begrüßen und gemeinsam ein Ökumenisches Gebetstreffen feiern. In der Kapelle des Weltkirchenrates wurden vor allem Glaubenszeugnisse der verschiedenen Konfessionen vorgetragen.

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Der Papst ging in seiner Predigt von der Bibelstelle aus dem Paulusbrief an die Galater (Gal 5,16.25) aus, die zu Beginn der Feier vorgelesen wurde. Gleich zwei Mal lade der Apostel Paulus die Gläubigen darin ein, „im Geist zu wandeln“. Diese Einladung nahm Franziskus als roten Faden seiner Überlegungen über das Ziel der Einheit der Christen.

„Gehen verlangt eine ständige Bekehrung von sich selbst“

Gehen bedeute „Disziplin“, „Anstrengung“, „Geduld“ und „beständige Übung“, so der Papst. Man müsse „auf viele Straßen verzichten, um jene zu wählen, die zum Ziel führt“. Auch müsse man „die Erinnerung wach halten“, um zum Ziel zu gelangen, und die „Demut“ besitzen, gegebenenfalls auch kehrtzumachen. Im Unterwegssein dürfe zudem „die Sorge um die Weggefährten“ nicht vernachlässigt werden – „weil man nur gemeinsam gut geht“, so Franziskus. Mit Bequemlichkeit und Angst vor Risiken habe diese Reise nichts zu tun: „Gehen verlangt eine ständige Bekehrung von sich selbst“, unterstrich der Papst. Schließlich habe Gott „von Anfang an“ zum „Hinausgehen“ aufgerufen und sich selbst zum „Pilger und Gast unter uns“ gemacht.

„Im Geist zu wandeln ist die Weltlichkeit zu verwerfen“

Paulus fordere von den Christen, „im Geiste zu wandeln“. Dies bedeute, offen zu sein für Gott statt die eigene Selbstverwirklichung in Weltlichkeit, Besitz oder Egoismus zu suchen, hielt der Papst fest. Andernfalls werde der Mensch „zum Sklaven eines ungebremsten Konsumismus“ und negative Konsequenzen seien zu beobachten – etwa die Gleichgültigkeit gegenüber den Mitmenschen, vor allem den Schwächsten.

„Im Geist zu wandeln ist die Weltlichkeit zu verwerfen. Es bedeutet, die Logik des Dienstes zu wählen und in der Vergebung fortzuschreiten“ statt „die Gangart der Machtanmaßung“ einzuschlagen, formulierte Franziskus.

 

Gemeinsam vorangehen, vom Heiligen Geist geleitet 

 

Eine „weltliche Denkweise (…) an der Wurzel“ und das Verfolgen von Eigeninteressen seien in der Geschichte oftmals der Grund für Trennungen unter den Christen gewesen. Selbst als man später dann versucht habe, die Trennungen rückgängig zu machen, sei dies „elend daran gescheitert, weil sie (diese Versuche, Anm.) sich hauptsächlich an einer weltlichen Logik orientierten“.

Der Weg der Ökumene solle deshalb das gemeinsame Voranschreiten unter Leitung des Heiligen Geistes sein, hielt der Papst fest, der die Ökumenische Bewegung sowie die Beiträge des Weltkirchenrates an dieser Stelle würdigte. Und er fügte an: „Nach vielen Jahren ökumenischen Einsatzes bitten wir den Heiligen Geist an diesem 70. Jahrestag des Rates, unsere Schritte zu stärken“. Denn der Weg der Ökumene habe „ein festes Ziel: die Einheit“, stellte der Gast aus Rom klar: „Der Herr bittet uns um Einheit; die Welt, zerrissen von zu vielen Spaltungen, die vor allem die Schwächsten treffen, ruft nach Einheit.“

Spaltungen hingegen führten letztlich „zu Kriegen und Zerstörungen“, hielt Franziskus abschließend fest. Auch sei der Einwand, beim ökumenischen Bemühen würden die Eigeninteressen der jeweiligen Gemeinschaft nicht zu Genüge geschützt, vor Hintergrund des Evangeliums nicht haltbar: Ja, Ökumene sei „ein großes Verlustgeschäft“, so der Papst, aber „es handelt sich um einen dem Evangelium gemäßen Verlust entsprechend der von Jesus vorgezeichneten Spur: ,Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten‘ (Lk 9,24)."

(vatican news – mg/pr)

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21. Juni 2018, 10:57