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Papstreise nach Genf: Es geht um Ökumene

Am Donnerstag wird Papst Franziskus den Sitz des Weltkirchenrates (ÖRK) in Genf besuchen. Anlass seiner Reise ist das 70jährige Bestehen der ökumenischen Einrichtung, der mehrere hundert Kirchen und kirchliche Gemeinschaften angehören. Die katholische Kirche ist nicht Mitglied im ÖRK. Unser Kollege Mario Galgano, gebürtiger Schweizer, berichtet über die Visite; er wirkte bereits beim vergangenen Besuch von Johannes Paul II. in Bern im Jahr 2004 in der Organisation mit.

Vatican News: Seit dem ersten reisenden Papst Paul VI. waren fast alle Päpste in der Schweiz. Weshalb besucht nun Franziskus das Alpenland?

Galgano: Diese Eintagesreise hat vor allem ein Thema im Vordergrund, das den ganzen Tag prägen wird. Es geht um die Ökumene. Franziskus will mit seinem Besuch das runde Jubiläum des Weltkirchenrats hervorheben, auch wenn die katholische Kirche gar nicht Mitglied dieser ökumenischen Institution ist.

VN: Weshalb ist denn die katholische Kirche gar nicht Mitglied des Weltkirchenrats?

Galgano: Es gibt zwei Gründe. Einerseits versteht sich die katholische Kirche selber als „Universalkirche“, mit dem Papst als ihrem Oberhaupt, und da würde es dann gewisse Spannungen geben, wenn der Papst in einer doch komplexen Institution wie dem Weltkirchenrat sozusagen nur eine unter vielen Stimmen wäre. Und dann kommt noch die numerische Argumentation: Der Weltkirchenrat vertritt etwa 500 Millionen Gläubigen – und es handelt sich ja um hunderte von Kirchen – während die katholische Kirche allein über eine Milliarde Gläubige hat. Da gäbe es ein Ungleichgewicht, das man bisher vermeiden wollte.

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VN: Aber könnte man sich vorstellen, dass der Papst nun in Genf die Mitgliedschaft der katholischen Kirche im Weltkirchenrat anfragen würde?

Galgano: Wer weiß? Ehrlich gesagt glaube ich das nicht. Man muss auch hinzufügen, dass die Zusammenarbeit zwischen dem Weltkirchenrat und der katholischen Kirche seit Jahren hervorragend ist. Es gibt viele Kommissionen des Weltkirchenrats, bei denen auch katholische Vertreter dabei sind. Der vatikanische Einheitsrats bezahlt sogar Stipendien für nicht-katholische Studenten, die am ökumenischen Institut von Bossey bei Genf studieren und lädt auch regelmäßig Mitglieder des Weltkirchenrats nach Rom ein. Kurz gesagt: die konkreten ökumenischen Gespräche laufen sehr gut.

VN: Die Schweiz ist zwar ein relativ kleines Land. Ist es aber nicht zu kurz, dass der Papst nur einen Tag lang dort bleibt?

Galgano: In der Tat ist das außergewöhnlich, denn in Genf gibt es ja auch noch andere wichtige Einrichtungen, die seit Paul VI. zu den fast obligatorischen Besuchsorten gehören. Ich denke beispielsweise an den europäischen Sitz der Vereinten Nationen, an dem der Heilige Stuhl mit einem Ständigen Beobachter vertreten ist, oder an die sportlichen Institutionen wie das Internationale Olympische Komitee. Und dann gibt es ja noch den Hauptsitz des Internationalen Roten Kreuzes. Franziskus wollte aber, wie im vergangenen Jahr im schwedischen Lund, sich auf ein Thema konzentrieren - auf die Ökumene.

VN: Und wie ist es mit den Schweizer Katholiken?

Galgano: Die haben die Gelegenheit, den Papst am Donnerstagnachmittag in den großen Hallen des Palexpo in Genf bei einer Heiligen Messe begrüßen zu dürfen. Erwartet werden mindestens 40.000 Katholiken aus der ganzen Schweiz und dem benachbarten Frankreich. Tausende werden sicherlich in der Nähe des Palexpo sein und den Gottesdienst auf Großbildschirmen mitverfolgen. Eine Messe mit dem Papst in Genf ist gar nicht so selbstverständlich, da Genf der Ursprungsort des Calvinismus ist und bis in die 1980er Jahren katholische Kirchenvertreter in der Stadt unerwünscht waren. Auch da zeigt sich, wie weit fortgeschritten die konkrete Ökumene heute ist. Konfessionskriege in Europa sind heute undenkbar und zum Glück auch unmöglich geworden.

(vatican news)

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17. Juni 2018, 07:13