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Papst: Ein Abendessen mit Armen

Eine echte Überraschung: Bei einem Abendessen für etwa 280 bedürftige Menschen ist am Freitagabend im Vatikan auf einmal der Papst aufgetaucht.

Mit dem Abendessen in der Angestellten-Mensa des Vatikans wollte der päpstliche Almosen-Verantwortliche, Konrad Krajewski, seine Erhebung zum Kardinal feiern. Auf einmal kam Franziskus: zum Mitessen, und um sich etwa zwei Stunden lang mit den Anwesenden zu unterhalten.

Unter den etwa sechzig Helfern, die sich bei der Essensausgabe nützlich machten, war auch Carlo Santoro von der römischen Basisgemeinschaft Sant’Egidio.

Franziskus unterhielt sich mit Syrien-Flüchtlingen

 

„Das war ein etwas spezieller Besuch“, erzählt er, „alle waren sehr überrascht, als auf einmal der Papst kam. Wir dachten erst, er wolle die Leute nur kurz begrüßen und dann wieder gehen, aber dann hat er sich hingesetzt und ist dageblieben. Er saß an unserem Tisch, da saßen mehrere syrische Flüchtlinge, die über humanitäre Korridore nach Italien gekommen waren. Einer der Flüchtlinge war vom Papst im Flugzeug von der Insel Lesbos mit nach Rom genommen worden, der konnte also ganz unverhofft jetzt wieder mit dem Papst sprechen und ihm erzählen, dass er jetzt integriert ist und eine Arbeit hat.“

Zum Nachhören

Franziskus habe darüber gesprochen, dass er in letzter Zeit mehrfach Flüchtlinge aus Syrien getroffen habe; dabei überrasche es ihn immer wieder, wie schnell die Kinder Italienisch lernten. „Er hat dann auch gesagt, Integration sei fundamental, und nur aufnehmen sei nicht genug. Ein anderer Flüchtling an unserem Tisch hat dem Papst erzählt, dass seine Flucht elf Monate gedauert hat und auch durch die Wüste führte… eine sehr schwierige, harte Flucht.“

Obdachlose: Die Nachbarn des Papstes

 

Ausgiebig habe sich der Papst mit mehreren Obdachlosen unterhalten, die gewöhnlich in der Nähe des Petersplatzes unter freiem Himmel übernachten.

„Wir haben sie ihm vorgestellt, denn sie sind ja in gewisser Hinsicht seine Nachbarn, und er war sehr nett zu ihnen. Außerdem war der Papst etwas überrascht, dass so viele Kinder bei diesem Essen waren. Es war zum Beispiel ein syrisches Flüchtlingsbaby dabei, das am Vortag getauft worden war; der Papst hat es gesegnet. Der Papst hat uns dann gesagt, dass er sehr betroffen ist über diese Frage der Kinder (von illegalen Einwanderern), die in Texas ihren Müttern weggenommen werden.“

„Europa steht am Rand des Selbstmords“

Gesprächsweise habe Franziskus bei diesem Abendessen dann auch noch gesagt, Europa stehe „am Rand des Selbstmords“, denn wenn es keine Einwanderer aufnehme und selbst so eine niedrige Geburtenrate habe, dann kümmere es sich nicht um die Zukunft des Kontinents. Auch in den USA beobachte er ähnliches.

Ein etwas ausgefallenes Foto

 

„Der Papst hat sich auch mit einigen früheren Häftlingen unterhalten… Als wir von einem Obdachlosen sprachen, der Alkoholiker ist, sagte er: „Das kann jedem von uns passieren, denn das ist ein Übel, das nach dir greift und dich dann nicht mehr loslässt. Da kommst du nur mit der Hilfe anderer Menschen wieder raus.“ Er war sehr beeindruckt, als wir ihm erzählten, dass viele Obdachlose uns in der Hilfe für andere unterstützen. Als es zum Beispiel in diesem Winter so kalt war, haben viele von ihnen uns beim Deckenverteilen geholfen.“

Ein sehr festliches und zugleich sehr familiäres Abendessen sei das gewesen, sagt Santoro. „Da war auch ein Freund von uns mit einem ellenlangen Bart, der hat ein Foto machen lassen von sich mit Don Konrad (Krajewski) und dem Papst, und Don Konrad hat ihm ein rotes Käppchen aufgesetzt. Es war ein großes Fest!“

(vatican news – sk)
 

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30. Juni 2018, 12:11