Papst verurteilt bei Fronleichnamsfeier Mafia-Praktiken

Erstmals seit 40 Jahren hat ein Papst die jährliche Fronleichnamsprozession wieder in einem römischen Vorort gefeiert. Am Sonntagabend besuchte Papst Franziskus die römische Küstenstadt Ostia und beging dort mit mehreren zehntausend Teilnehmern das Fronleichnamsfest.

In seiner Predigt rief Franziskus die Menschen unter anderem auf, „die Mauern der Gleichgültigkeit und der Vertuschung“ niederzureißen und sich gegen „Gewalttaten und Anmaßung“ zu stellen. Der Papst verwendete in dem Zusammenhang das italienische Wort „omertà“ für das ungeschriebene Gesetz des Schweigens um die Mafia herum.

In Ostia hatte es in den vergangenen Monaten anlässlich von Kommunalwahlen mehrfach Gewalttaten durch Mafia-Clans gegeben. Stattdessen, so der Papst, sollten Christen „Wege der Gerechtigkeit, des Anstands und der Legalität öffnen“.

 

„Jesus bevorzugt nicht exklusive oder ausschließende Orte. Er sucht Orte, die von der Liebe nicht erreicht und von der Hoffnung nicht berührt wurden.“

 

„Ihr habt schmerzliche Situationen erlebt; der Herr will euch nahe sein“, sagte Franziskus wörtlich. „Jesus bevorzugt nicht exklusive oder ausschließende Orte. Er sucht Orte, die von der Liebe nicht erreicht und von der Hoffnung nicht berührt wurden. Zu diesen unbequemen Orten möchte Jesus gehen und er bittet auch uns, für ihn die Vorbereitungen zu treffen. Wie viele Personen sind eines würdigen Ortes zum Leben und der Speise zum Essen beraubt! Aber wir alle kennen einsame, leidende, bedürftige Personen: Sie sind verlassene Tabernakel.“

Der weitläufige Strand Ostias rufe allen die Schönheit in Erinnerung, „sich zu öffnen und auf das Meer des Lebens hinauszufahren“. Um aber dies zu tun, sei es notwendig, „jene Knoten zu lösen, die uns an die Leinen der Angst und der Beklemmung binden“, sagte der Papst.

Bei der anschließenden Prozession zogen die Menschen von dem Platz vor der Kirche Santa Monica durch einige Stadtteile Ostias zu einer Nachbargemeinde. Die Monstranz mit dem Allerheiligsten unter dem Baldachin trug dabei Erzbischof Angelo De Donatis, der Generalvikar des Papstes für das Bistum Rom, der Ende Juni die Kardinalswürde erhalten soll.

Zum Nachhören

Vor 50 Jahren war Paul VI. in Ostia

 

Zuletzt hatte Papst Paul VI. im Jahr 1968 das Fronleichnamsfest in Ostia gefeiert - und auch in anderen Vororten. Eine feste Tradition kennt Rom dazu nicht. Seit dem Amtsantritt von Johannes Paul II. (1978-2005) allerdings war der Gottesdienst in der Bischofskirche des Papstes, der Lateranbasilika, gefeiert worden. Anschließend zog die Prozession dann zur Kirche Santa Maria Maggiore nahe des Hauptbahnhofs.

Die Entscheidung von Franziskus, die diesjährige Fronleichnamsprozession nach Ostia zu verlegen, hatte für Aufsehen gesorgt. Die Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano“ verwies in der vergangenen Woche auf die Praxis von Paul VI.. Roms Weihbischof Paolo Lojudice sagte, die Entscheidung passe zur „seelsorglichen Logik“ von Franziskus, an die Ränder zu gehen.

Offizieller Termin des Hochfestes des Leibes und Blutes Christi, wie Fronleichnam offiziell heißt, ist der zweite Donnerstag nach Pfingsten. Vielerorts - so auch in Rom - wird das Fest aber an dem darauf folgenden Sonntag begangen. Das im 15. Jahrhundert entstandene Fest erinnert und feiert die Gegenwart des auferstandenen Christus in den Gaben von Brot und Wein in der Eucharistiefeier.

(kna/vatican news – mg)

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Eindrücke von der Fronleichnamsprozession
04. Juni 2018, 09:46