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Für eine Revolution der Zärtlichkeit

Papst Franziskus hat einmal mehr für eine „Revolution der Zärtlichkeit“ geworben. Wer an einer „spirituellen Krankheit“ leide, solle nicht glauben, er könne sich irgendwie selbst heilen, sondern solle sich an Jesus wenden. Das sagte er am Montagabend zu den Priestern seines Bistums Rom, die er in der Lateranbasilika traf.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Einen Tag, bevor im Vatikan der Krisengipfel zum Thema Missbrauch mit chilenischen Bischöfen beginnt, nahm sich der Bischof von Rom Zeit für die Seelsorger seines Bistums. Thema: „Spirituelle Krankheiten“, und wie man sie heilt.

„Mit Jesus sprechen – auch mit anderen sprechen, mit der Kirche. Ich glaube, das ist der erste Schritt. Dann hilft es meistens auch, etwas über das spezifische Thema zu lesen. Aber dabei immer nach vorne sehen: Ich schaffe das! Beten, mit anderen sprechen, lesen… Aber der Einzige, der heilen kann, ist der Herr – der Einzige!“

„Keine Nabelschau betreiben“

Franziskus riet der Kirche außerdem, „keine Nabelschau“ zu betreiben. Manchmal brauche man sozusagen „eine Ohrfeige“, um wieder in der Realität zu landen: Bei diesen Worten mochte, wer wollte, an eine frühere und einigermaßen umstrittene Äußerung des Papstes denken. Dieser hatte nämlich einmal bei einer Generalaudienz gesagt, man könne Kinder zwar einmal ohrfeigen, dürfe aber auf keinen Fall ihre Würde verletzen. Diese Bemerkung hatte einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.

Eine weitere Bitte des Papstes bei seiner freien Rede ging dahin, keine Berührungsängste mit der Volksfrömmigkeit zu haben. „Wie können wir nämlich über die exklusive Zugehörigkeit hinausgehen? Indem wir uns immer wieder selbst fragen: Gehe ich voran mit dem Volke Gottes? Will ich eine Kirche mit Volk? Eine Kirche mit dem inkarnierten Jesus Christus, einen Jesus Christus mit Gott? Die Gemeinschaft heilt uns. Die Spiritualität der Gemeinschaft heilt uns.“

Zum Nachhören

Jeden Tag einen Abschnitt aus der Bibel lesen

 

Seelsorger sollten sich nicht vom Termindruck kaputt machen lassen, sondern vor allem darauf aus sein, dass in den ihnen anvertrauten Pfarreien und Gemeinschaften Harmonie herrsche. Nicht irgendeine Harmonie, sondern die kreative Harmonie, die der Heilige Geist schaffe.

„Es gibt drei konkrete Punkte, die helfen können, diese Harmonie zu finden. Erstens: Die Person des Herrn, Christus. Das Evangelium in der Hand. Wir sollten uns daran gewöhnen, jeden Tag einen Abschnitt aus dem Evangelium zu lesen – jeden Tag einen Abschnitt. Um Christus besser kennenzulernen. Zweitens: das Gebet. Denn wenn du das Evangelium liest, bekommst du doch sofort Lust, dem Herrn etwas dazu zu sagen, also zu beten, mit ihm ein bisschen zu sprechen… Und drittens: die Werke der Barmherzigkeit. Ich glaube, mit diesen drei Punkten verschwindet allmählich das Gefühl der Unzulänglichkeit, und wir gehen auf eine große Harmonie zu. Immer um die Gnade der Harmonie in meinem Leben bitten, in meiner Gemeinschaft und in meinem Bistum.“
 

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15. Mai 2018, 08:42