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Papst besucht am Donnerstag Fokolarini-Zentrum in der Tokana

Papst Franziskus besucht zu Christi Himmelfahrt am Donnerstag in der norditalienischen Toskana zwei bekannte neue geistliche Gemeinschaften: die katholische Gemeinschaft von Nomadelfia bei Grosseto und die älteste ständige Siedlung der von der Italienerin Chiara Lubich (1920-2008) gegründeten Fokolar-Bewegung in Loppiano bei Florenz. Zu beiden Besuchen werden mehrere Tausend Gläubige erwartet.

Per Hubschrauber aus Rom kommend wird Franziskus zunächst kurz nach 8 Uhr früh in dem Dorf Nomadelfia nördlich von Grosseto erwartet. Die heute rund 300 Mitglieder der dortigen Gemeinschaft, die in den 1930er Jahren von dem italienischen Priester Zeno Saltini (1900-1981) auf dem Gelände eines ehemaligen Lagers aus dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurde, teilen nach urchristlichem Vorbild allen Besitz und versuchen ein Leben nach den Evangelischen Räten zu führen.

Im Lauf der Jahre fanden sich in Nomadelfia verlassene Kinder, alleinstehende Frauen, Ehepaare, Priester aber auch ehemalige Sträflinge zusammen. Mittlerweile lebt die Gemeinschaft aus 50 Familien und Einzelpersonen auf einem ehemaligen Gutshof. Die Familien verpflichten sich dazu, bedürftige Kinder wie ihre eigenen aufzuziehen.

Zum Papstbesuch kommen insgesamt rund 4.000 Menschen nach Nomadelfia. Franziskus wird zunächst auf dem Friedhof am Grab von Zeno Saltini beten und sich dann mit den Mitgliedern der Gemeinschaft und Gläubigen aus Umland-Pfarren treffen.

Anschließend bricht der Papst nach Loppiano auf, wo sich eine von 24 Siedlungen der Fokolar-Bewegung weltweit befindet, in der aktuell rund 850 Männer, Frauen, Jugendliche, Familien mit Kindern, Priester und Ordenschristen aus 65 Nationen leben. Ab etwa 10 Uhr wird Franziskus in Loppiano die Wallfahrtskirche Maria Theotokos besuchen. Danach trifft er auf dem Kirchenvorplatz die Bewohner der 1964 gegründeten Siedlung sowie rund 6.000 Gäste und Vertreter der Fokolar-Gemeinschaft aus vielen Teilen der Welt.

Man wolle mit Franziskus einerseits über die Ideen von Gründerin Chiara Lubich sprechen, andererseits über die Begleitung von Jugendlichen und die Frage, wie die Siedlung zu einer zeitgemäßen Verkündigung und zur Überwindung von Vorurteilen beitrage, teilte die Fokolar-Bewegung vorab mit.

Die Bewegung gehört zu den sogenannten neuen geistlichen Gemeinschaften der katholischen Kirche. Diese bildeten sich im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) und zeichnen sich durch eine starke Mitarbeit von Laien aus. Chiara Lubich gründete 1943 das „Werk Mariens“, so der kirchenrechtliche Name der Fokolare, das 1962 päpstlich anerkannt wurde. „Fokolare“ entstammt der italienischen Umgangssprache und bedeutet „Feuerstelle“. Heute ist die Bewegung weltweit aktiv und zählt rund 108.000 Mitglieder und zwei Millionen Unterstützer, auch Nicht-Katholiken. Ihre Ziele sind Einheit und Geschwisterlichkeit im Glauben und in der Welt.

 

Auch Österreicher dabei

 

An der Papstbegegnung in Loppiano werden auch einige Österreicher teilnehmen. Unter ihnen ist der frühere KPÖ-Vorsitzende und nunmehrige Koordinator des linken Thinktanks „transform!europe“, Walter Baier, wie der von Seiten der Fokolarbewegung für den Dialog mit nichtglaubenden Menschen zuständige Wiener Franz Kronreif „Kathpress“ im Vorfeld mitgeteilt hat. Baier ist Teil des Leitungsteams einer von Papst Franziskus mitangeregten Dialoginitiative unter dem Namen „DIALOP“ (Dialogue Project), in der sich Menschen angesichts der vielfältigen weltweiten Krisen und ungeachtet der Unterschiede von Glaube und Weltanschauung zusammengetan haben. Zuletzt beriet man im Vorjahr bei einem Symposion in Loppiano, ausgehend von der Botschaft des Papstes zum Weltfriedenstag 2017, das Thema Gewaltfreiheit.

Wie Kronreif berichtete, wurde bei dem Symposion auch ein internationales Netzwerk von Universitäten angestoßen, in dem Studenten gemeinsam mit Professoren danach fragen, was den europäischen Bürger und das künftige Europa, sozusagen die „Seele Europas“, ausmachen soll. Mittlerweile gibt es ein Abkommen zwischen der im Fokolar-Zentrum-Loppiano ansässigen Sophia-Hochschule und der griechischen Ägäis-Universität, deren Vize-Rektor Spyros Syropulos aus Rhodos zur Begegnung mit dem Papst am Donnerstag anreisen wird. Aus Österreich hat sich die „Kirchliche Pädagogische Hochschule Edith Stein“ bereit erklärt, dem Netzwerk beizutreten und wird mit der Theologin und Sozialethikerin Petra Steinmair-Pösel aus Feldkirch in Loppiano vertreten sein.

(kap – mg)

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08. Mai 2018, 14:47