Hier wird die Fronleichnams-Prozession mit dem Papst entlangziehen Hier wird die Fronleichnams-Prozession mit dem Papst entlangziehen 

Papst in Ostia: „Kirche fordert die Clans heraus“

Fünfzig Jahre nach Paul VI. wird auch Franziskus dieses Jahr Fronleichnam nicht in Rom feiern, sondern in Ostia, dem Badeort vor den Toren der Ewigen Stadt. Doch das Ereignis am kommenden Sonntagabend hat einen sehr ernsten Hintergrund: Mafia.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Monotone Strände, vom Wind zerrupfte Palmen, ein paar Villen, viel sozialer Wohnungsbau: Das ist Ostia. Nicht das antike Ostia, wo einst die heilige Monika sich von ihrem Sohn Augustinus verabschiedete und starb. Sondern das moderne Ostia, ein Städtchen mit vielen Problemen.

Vor allem seit 2011 – seit diesem Jahr hat der Spada-Clan sein mafiöses Netz immer dichter über Ostia gespannt. Dass Franziskus ausgerechnet hier Fronleichnam feiern will, deutet die Tageszeitung La Repubblica so: „Die Kirche fordert die Mafia-Clans heraus“.

„Ich möchte doch betonen, dass es neben den negativen (und von der Presse aufgeblasenen) Episoden so vieles an Positivem zu berichten gäbe. Das ehrenamtliche Engagement – das wäre auch zum Beispiel für Rom ein Vorbild!“ Das sagt Giovanni Falbo, 74 Jahre alt, Pfarrer von Santa Monica. Wie viele in der Stadt hat er die Negativ-Schlagzeilen über Ostia satt.

„Aber in Ostia wird auch viel Gutes getan“

„Der Papst will, dass dieser Besuch wirklich von seiner Nähe und seiner Liebe zu den Menschen in Ostia zeugen wird, gerade angesichts dieser neuesten Episoden des Illegalen, des Mafiösen. Aber er will auch darauf hinweisen, dass in Ostia viel Gutes getan wird! Was die Pfarrei alles für die Jugend tut, die Katechese – und was Freiwillige alles für bedürftige Familien tun, die von Arbeitslosigkeit heimgesucht werden.“

Ja genau: die Arbeitslosigkeit. Noch eines dieser Probleme von Ostia. Aber darüber will Pfarrer Falbo jetzt nicht reden. Lieber darüber, dass er schon den Fronleichnamsbesuch von Paul VI. vor genau fünfzig Jahren hier miterlebt hat.

Noch ein Papstwappen für den Pfarreistempel

 

„Ich war damals zufällig in Ostia, als frischgeweihter Priester. Ich erinnere mich an eine große Menschenmenge auf der Piazza und an den Papst, der von einem sehr hohen Podium aus sprach. Vor gut vierzig Jahren wurde ich dann zum Pfarrer von Santa Monica in Ostia ernannt und erfuhr, dass Paul VI. auch den ersten Stein der damals noch nicht gebauten Kirche gesegnet hatte. Wir haben das Wappen Pauls VI.‘ an der Fassade und auch im Stempel der Pfarrei.“

Ab Sonntag könnte in den Stempel noch ein weiteres Papstwappen aufgenommen werden, das von Franziskus nämlich. „Die Pfarrei Santa Monica bereitet sich natürlich besonders vor, weil Franziskus die Messe auf dem Platz vor der Pfarrkirche feiern wird, so wie einst Paul VI. Der Papst will natürlich, dass nicht er selbst im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht, sondern der Leib des Herrn, die Eucharistie. Die Aufmerksamkeit soll dem Sakrament gelten, nicht ihm.“

Und auch nicht der Mafia, könnte man hinzufügen…

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31. Mai 2018, 11:23