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Pfarreibesuch des Papstes Pfarreibesuch des Papstes 

Pfarreibesuch: Der Papst der persönlichen Begegnungen

Niemals scheint Papst Franziskus so in seinem Element zu sein, wie wenn er die Pfarreien seines Bistums Rom besucht. Wie an diesem Sonntag im Stadtteil Corviale: Keine großen und wichtigen Ansprachen, aber viel persönliche Begegnung.

P. Bernd Hagenkord und Stefan Kempis - Vatikanstadt

Die Begrüßung durch die Menschen der Pfarrei San Paolo della Croce im Stadtteil Corviale, eine Begegnung mit Kindern im Katechismusunterricht, die vielen Selfies, ein Treffen mit alten Menschen, die besondere Hinwendung für Kinder und Jugendliche: Die Besuche des Papstes in römischen Pfarreien haben viele Elemente gemeinsam.

 

Unser Video - Emanueles Umarmung

 

Die Kraft Jesu, alle und alles zu ändern: Das war das Thema der ersten Antwort, die Franziskus bei seiner Begegnung mit jungen Leuten einen Kind gab. Er sprach mit ihnen im Dialog über Kind-Gottes-Sein.

„Wir alle sind Kinder Gottes – alle! Auch die Nichtgetaufen? Ja. Auch die, die an andere Religionen glauben oder die Götzenbilder haben? Ja, auch sie sind Kinder Gottes! Auch die Mafiosi? – Da seid ihr nicht so sicher… Doch, auch die Mafiosi sind Kinder Gottes. Sie benehmen sich zwar wie Kinder des Teufels, aber sie sind Kinder Gottes wie wir alle. Gott hat alle erschaffen, er hat alle geliebt, und er hat allen die Fähigkeit gegeben, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.“

Für Mafiosi beten

 

Franziskus forderte die Kinder auf, für Mafiosi zu beten, „damit sie umkehren und Gott wirklich erkennen“.

Ein anderes Kind wollte vom Gast aus dem Vatikan wissen, wie er sich denn gefühlt habe, als ihn die Kardinäle vor fünf Jahren zum Papst wählten. Seine Antwort: „Ich habe gefühlt, dass Gott das jetzt wollte, also bin ich aufgestanden und habe angefangen. Ich habe nichts Spektakuläres gefühlt – das ist jetzt vielleicht eine etwas langweilige Antwort. Aber ich hatte keine Angst, ich habe mich auch nicht besonders gefreut; ich habe gespürt, dass der Herr das wollte… Wenn der Herr dich ruft und dir sagt: Geh jetzt bitte da und da hin, dann gibt er dir auch den Frieden. Das ist es, was man fühlt, wenn es einen wahren Ruf vom Herrn gibt: Frieden. Ich habe Frieden gespürt.“

Emotional wurde die Begegnung, als ein Junge namens Emanuele das Wort ergreifen sollte, dessen Vater vor kurzem gestorben war. Doch vor dem Mikrofon versagte dem Achtjährigen die Stimme, er begann zu weinen. Franziskus bat den Jungen zu sich und nahm ihn in den Arm, wollte wissen, ob Emanuele ihm die Frage ins Ohr flüstern wolle. „Emanuele hat mir erlaubt, euch seine Frage vorzutragen", begann der Papst. „Er weint wegen seines Papas." Der Vater des Jungen sei gestorben, war nicht gläubig, sei aber ein guter Mensch gewesen und habe seine vier Kinder taufen lassen, zitiert Franziskus den Jungen. Der wolle nun wissen, ob sein Papa im Himmel ist.

„Ach, könnten wir doch alle weinen wie Emanuele, wenn wir so einen Schmerz im Herzen haben“, sagte der Papst. „Er weint um seinen Vater und hat den Mut, das vor uns allen zu tun, weil er in seinem Herzen diese Liebe zu seinem Papa hat… Wie schön, wenn ein Sohn über seinen Papa sagt: Er war ein guter Mensch! … Wenn dieser Mann in der Lage war, solche Kinder zu erziehen, dann stimmt es – er war ein guter Mensch. Dieser Mann hatte nicht die Gabe des Glaubens, er war nicht gläubig, aber er hat seine Kinder taufen lassen. Er hatte ein gutes Herz.“

Gott hat das Herz eines Papas

 

Dann ging der Papst auf den Zweifel des kleinen Emanuele ein, ob sein Vater jetzt im Himmel sei. „Gott entscheidet, wer in den Himmel kommt. Aber was denkt Gott über so einen Papa? Was meint ihr? – Das Herz eines Papas! Gott hat das Herz eines Papas. Und wenn er einen Papa sieht, der nicht gläubig war, aber imstande, seine Kinder zu taufen und sie auf den rechten Weg zu führen – glaubt ihr, Gott würde so jemanden fern von sich lassen? – Glaubt ihr, dass Gott seine Kinder im Stich lässt, auch wenn sie gut sind? – Da hast du die Antwort, Emanuele. Gott war bestimmt stolz auf deinen Papa. Denn es ist einfacher, die Kinder taufen zu lassen, wenn man gläubig ist, als wenn man es nicht ist. Das hat Gott bestimmt sehr gefallen! Sprich mit deinem Papa, tausche dich mit ihm aus…“

Ebenfalls am Sonntagabend traf Franziskus auch einige ältere Menschen des Viertels. „Ich weiß, dass jeder von euch Probleme hat“, sagte er ihnen. „Aber das soll euch nicht die Hoffnung nehmen und auch nicht die Freude.“ Es waren immer direkte und sehr pastorale Worte, die der Papst an die jeweils Versammelten richtete. Außer den Kindern und älteren Menschen traf er auch Kranke und abschließend die Armen der Pfarrei, bevor er die Beichte hörte. Den zweiten Teil des nachmittäglichen Besuchs bildete dann die Feier der heiligen Messe.

Kontakt mit den Menschen

 

Wie immer waren dem Papst aber nicht die Worte das Wichtigste, sondern der Kontakt mit den Menschen der Pfarrei. Es wurde viel gelacht, es flossen auch mal Tränen, es gab Umarmungen und Aufmunterungen.

Es war eine ungewöhnliche Pfarrei, die Papst Franziskus da besuchte. Die meisten Pfarreimitglieder wohnen in ein und demselben Haus-Komplex, einem langen doppelten Betonriegel aus Wohnungen, der südwestlich von Rom in der Nähe der Autobahn steht. 2.400 Wohnungen sind es, 8.000 Menschen wohnen dort auf neun Geschossen in zwei je 500 Meter langen miteinander verbundenen Blöcken.

Der Pfarrer hatte vor der Ankunft des Papstes gegenüber Vatican News betont, dass es viele soziale Probleme im Viertel gebe, dass aber der Ruf als Zentrum für Kriminalität, den Corviale in Italien hat, falsch sei. Die „große Schlange“, wie der Beton-Komplex im Volksmund heißt, wurde in den 70er Jahren begonnen und ist stark renovierungsbedürftig. Pläne zu einer Erneuerung gibt es, vor allem um den Bau auch sozialverträglicher zu machen. Der Stadt Rom fehlt vorerst das Geld dazu. 

(vn)

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Eindrücke vom Pfarreibesuch
15. April 2018, 15:53