Don Tonino Bello Don Tonino Bello 

Papst Franziskus auf den Spuren unbequemer Priester

Es sind „unbequeme” Priester, deren Gräber Papst Franziskus immer wieder aufsucht. In deutschsprachigen Gebieten so gut wie unbekannt, sind sie italienischen Gläubigen mehr als nur ein Begriff: Unter ihnen finden sich Don Primo Mazzolari, Don Lorenzo Milani, Pater Pio und nun, am Freitag, kommt Don Tonino Bello hinzu.

Christine Seuss und Barbara Castelli - Vatikanstadt

Der süditalienische Bischof Tonino Bello war in der katholischen Aktion und der Friedensinitiative Pax Christi aktiv und hatte eine tragende Rolle in der Entwicklung der diözesanen Caritas – die Armen und Ausgegrenzten standen auch bei ihm stets im Vordergrund.  

„Ich bin als Pilger hier in Bozzolo und dann anschließend in Barbiana, auf den Spuren zweier Pfarrer, die in ihrem Dienst am Herrn und am Gottesvolk eine leuchtende, wenngleich ,unbequeme´ Spur hinterlassen haben,“ sagte Papst Franziskus bei seinem Doppelbesuch an den Gräbern der Priester Don Primo Mazzolari und Don Lorenzo Milani im Juni 2017. „Ich habe schon mehrmals gesagt, dass die Pfarrer die Stärke der Kirche in Italien sind, und ich wiederhole es. Wenn sie die Gesichter eines nicht klerikalen Klerus sind – wie dieser Mann es war –, dann rufen sie ein wahres ,Lehramt der Pfarrer´ ins Leben, das allen sehr gut tut.“

Dieses „Lehramt der Pfarrer“ verkörpert auch Don Tonino Bello, eine „beispielhafte Figur, die die Kirche näher zu den Menschen gebracht hat“. So erinnert sich ein Weggefährte an den Diener Gottes, für den ein Seligsprechungsverfahren angestrengt worden ist. Beniamino Nuzzo ist heute Rektor desselben bischöflichen Seminars von Ugento, das einst Don Tonino Bello geleitet hatte.

„Don Tonino war ein besonderer Mann, Christ, Priester und Bischof“, unterstreicht er im Gespräch mit Vatican News, „denn besonders war seine Liebe zu Christus, zur Kirche, zu den Menschen, insbesondere zu den Armen, Ausgegrenzten, Letzten, zu demjenigen, der keine Stimme, Würde oder Rechte hat, zu den verworfenen Steinen.“

 

Hauptstudienfach im Priesterseminar: ein bestimmter Lebensstil und die Erziehung zur Begeisterung

 

Zugedachte Ehrenbezeugungen lehnte Tonino Bello ab. Noch als Bischof bestand er darauf, einfach mit „Don Tonino“ angesprochen zu werden. Der 1993 verstorbene Diener Gottes, so fügt Beniamino Nuzzo hinzu, „hat uns immer beigebracht, auf der Hut zu sein vor einem Glauben ohne Herausforderungen.“ Für die angehenden Priester zu Zeiten von Don Tonino seien die Jahre im Seminar „eine besondere Erfahrung, wir können auch sagen, eine revolutionäre Erfahrung“ gewesen, erzählt der aktuelle Rektor der Einrichtung. Denn das Hauptstudienfach sei „ein Lebensstil“ gewesen, „die Erziehung zur Begeisterung“, die „die kostbare Frucht eines Lebens ist, das vollständig in Gott aufgeht.“

Don Tonino scheute sich nicht, für seine Überzeugungen kompromisslos einzutreten. Das gefiel nicht allen seinen Zeitgenossen. Doch von Don Tonino hätten sie gelernt, erinnert sich Beniamino Nuzzo, dass der „wahre Gläubige ein Mensch der offenen Hände ist, denn er hält nichts und niemanden für sich; er ist ein Mensch mit ausgestreckten Händen, denn er hat die Fähigkeit, die Nöte, Sorgen, und Leiden jedes Menschen sofort zu erkennen.“

Don Tonino warnte seine Studenten gerne vor den Versuchungen, die der weltlichen Logik entspringen. Hier, betont NUzzo, sehe er auch eine Parallele zum heutigen Papst, der nun das Grab seines Freundes besuchen wird. „Auch Papst Franziskus erinnert uns oft daran: Reichtum und Eitelkeit sind die zwei Versuchungen, vor denen Bischöfe und Priester sich hüten müssen.“

Am Freitag um 8.30 Uhr, nach einem einstündigen Hubschrauberflug, wird Papst Franziskus im apulischen Alessano erwartet. Nach einem Gebet am Grab des Bischofs wird er Familienangehörige von Don Tonino treffen und eine kurze Rede halten. Anschließend fliegt er weiter nach Molfetta, wo Don Tonino seinen Bischofssitz hatte. Dort wird er vor der Kathedrale am Hafen der Kleinstadt um 10.30 Uhr eine Messe zelebrieren. Um 13.30 wird er bereits wieder im Vatikan erwartet.

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19. April 2018, 11:05