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Papst-Interviewbuch: Gott, der Poet

Was passiert, wenn ein Jahr ein französischer Intellektueller regelmäßig private Gespräche mit dem Papst führt? Es entsteht ein Buch, das bisher bekannte wie auch neue Seiten von Papst Franziskus aufzeigt.

Mario Galgano und Alessandro Di Bussolo - Vatikanstadt

„Gott ist ein Poet“: unter diesem Titel erscheint am Dienstag die italienische Übersetzung des Interviewbuches mit Papst Franziskus, das Dominique Wolton unter dem Titel „Politique et sociéte“ – Politik und Gesellschaft vergangenen September im französischen Original vorgelegt hatte. Der Politologe und Soziologe Wolton hatte Papst Franziskus während eines Jahres immer wieder besucht und ihn interviewt. Gespräche mit weitem Horizont sind es geworden: Es geht um Politik, Globalisierung, Fundamentalismus, soziale Ungleichheiten und somit auch um Geld, Flüchtlinge, Europa und die Rolle der Religionen.

 

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„Vor allem beharrt der Papst auf die Freude der Frohen Botschaft und ist davon besessen, Kriege auf der Welt zu verhindern“, sagte uns bei Vorstellung der italienischen Übersetzung seines Buches der Autor. Franziskus sei nicht „der Papst des Volkes, er will vielmehr ein Papst aller sein“, so Wolton. Franziskus sei politisch gesehen weder links noch rechts, „auch wenn er erzürnt ist über die Verrücktheiten in der Welt, gegen die Ungerechtigkeiten, Egoismen, Waffenhändler“, sagt Wolton. „Der Papst setzt große Hoffnungen auf die einfachen Menschen, er verlässt sich weniger auf die Eliten unserer Gesellschaft.“

Der 70jährige Soziologe erläuterte bei der Buchvorstellung im Vatikan, dass er den Papst zwölf Mal getroffen habe. Jedes Treffen sei über eine Stunde lang gewesen. Daraus wurde ein 250 Seiten starkes Buch. Interessant findet der Autor die unterschiedlichen Titel für sein Werk: auf Französisch heißt es „Politik und Gesellschaft“, die italienische Ausgabe hingegen trägt den Titel „Gott ist ein Poet“. Eine bewusste Entscheidung, sagt Wolton: „Ich sehe in Gott und auch im Papst etwas, was sich der Rationalität entzieht, doch gleichzeitig auch Werte beinhaltet, die wir heute brauchen. Einen Dichter braucht man an und für sich nicht, aber er dient allen und allem“, erläutert der französische Intellektuelle. Ein Gedicht sei an sich etwas Unbrauchbares, Geheimnisvolles, das auch keinen unmittelbaren Gewinn verspricht. Doch bei Gott – und auch beim Papst – gebe es eine Botschaft, die wiederum ein Mehrwert hervorbringe.

„Der Papst setzt große Hoffnungen auf die einfachen Menschen, er verlässt sich weniger auf die Eliten unserer Gesellschaft.“

 

„Unser erstes Treffen war ein überraschendes aber sehr einfühlsames Treffen. Vielleicht hat ihn meine Aussage interessiert, dass ich mich selber als ,Halbkatholik´ betrachte, vielleicht lag es daran, dass ich ein französischer Intellektueller bin. Er vertraut Menschen, und in diesem Fall hat es mich getroffen“, so Wolton.

Es sei eine „Beziehung zwischen zwei Menschen“ entstanden, die vor allem auch durch „heitere Momente“ gekennzeichnet gewesen sei. „Wir haben sehr viel gelacht, auch weil sich der Papst selber nicht immer sehr ernst nimmt“, verriet Wolton.

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24. April 2018, 12:52