Papst Franziskus geht viel auf Menschen zu. Papst Franziskus geht viel auf Menschen zu. 

Franziskus verfügt auch nach fünf Jahren über große Strahlkraft

Papst Franziskus provoziert durch seine Wirtschaftsethik mehr als durch Lehrfragen zu Ehe und Familie, sagt der Journalist und Vatikan-Experte Tornielli.

Auch fünf Jahre nach Beginn seiner Amtszeit gelingt es Papst Franziskus gut, Menschen anzusprechen, die mit der katholischen Kirche sonst wenig am Hut haben: Das hat der italienische Journalist, Andrea Tornielli, in einem Interview für das Onlineportal „derstandard.at“ dargelegt. Obwohl es nach jeder Papstwahl eine irgendwann endende „Flitterwochenstimmung“ unter Gläubigen gebe, hätten Franziskus und seine Idee einer „armen Kirche für die Armen“ bis heute wenig von ihrer Strahlkraft eingebüßt, so der Vatikan-Korrespondent der Turiner Zeitung „La Stampa“.

Kritik am Papst sei „normal“, solle jedoch scheinbar teils andere Themen verdecken: „Das wahre Interesse der Kritiker gilt den sozialen Anliegen des Papstes, nicht den Lehrfragen“, sagte Tornielli. So heiß die im Papstschreiben „Amoris laetitia“ angesprochene Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene kirchenintern auch diskutiert werde, den Mächtigen und den Finanzmärkten sei sie „herzlich egal“. Als Provokation würde hingegen empfunden, dass der Papst strukturelle Veränderungen in der Wirtschaft einfordere oder wenn Franziskus erkläre, dass hinter den Kriegen der Waffenhandel stecke beziehungsweise zwischen Krieg und Armut ein innerer Zusammenhang bestehe.

Manchmal gehe Kritik an den Anliegen des Papstes vorbei, meint Tornielli: „Wer den Papst einen Kommunisten nennt, der kennt die Soziallehre der Kirche nicht“. Schon Papst Pius XI. hat 1929 den „Imperialismus des Geldes“ angeprangert. Tornielli: „Das waren ebenfalls schon sehr starke Formulierungen. Papst Franziskus erinnert ganz einfach an Worte und Doktrinen, die lange vor ihm formuliert worden sind, die aber in der katholischen Kirche vergessen wurden.“

Die vom Papst geforderte menschliche Ökologie unterscheide sich stark von der grünen Ideologie, betonte der Vatikanist. So habe Franziskus etwa die im Amazonas im Namen des Umweltschutzes vor sich gehende Vertreibung von Indios aus den Regenwäldern kritisiert oder es in der Enzyklika „Laudato si´“ als absurd bezeichnet, „dass sich Naturschützer für die Robbenbabys einsetzen und nichts zu den Millionen Kindern sagen, die abgetrieben werden“.

In Sachengleichgeschlechtlicher Ehen oder Priesterweihe für Frauen sei Franziskus sehr klar. „Er legt gegenüber Homosexuellen eine große Offenheit an den Tag, aber das heißt noch lange nicht, dass die Kirche plötzlich homosexuelle Ehen absegnet. Und wenn der Papst betont, dass die Rolle der Frauen in der Kirche aufgewertet werden soll, dann bedeutet das nicht, dass sie Priesterinnen werden sollen.“ Grundlegende Probleme wie etwa Rückgänge bei den Gläubigen wären durch Reformen auf diesem Bereich nicht gelöst, wie das Beispiel anderer christlicher Kirchen zeige.

(kap – nv)

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13. März 2018, 14:16