Papst Franziskus, hier bei einer Predigt im Petersdom Papst Franziskus, hier bei einer Predigt im Petersdom 

Wieder ein so genanntes Papstinterview, und wieder falsche Zitate

„Es gibt keine Hölle“: Worte, die Papst Franziskus an diesem Donnerstag in einer italienischen Zeitung in den Mund gelegt werden, und das auch noch als wörtliches Zitat. Falsch, sagt dazu der Vatikanische Pressesaal, und stellt die Situation klar.

Der Papst habe Eugenio Scalfari, Gründer und langjähriger Leiter der Zeitung La Repubblica, zu einer „privaten Begegnung“ empfangen, erklärte der Pressesaal des Vatikan zum Entstehen des Textes. Was der Autor darüber schreibe, sei Ergebnis einer „Rekonstruktion, in der der Papst nicht wörtlich wieder gegeben wird.“ Das über zwei Seiten in der Zeitung abgedruckte so genannte Interview hat einen langen Teil wörtlicher Rede. „Kein Zitat des Artikels kann als getreue Wiedergabe der Worte des Heiligen Vaters wieder gegeben werden.“

Der Autor des Stücks, Eugenio Scalfari lässt in seiner in wörtlicher Rede gehaltenen Wiedergabe eines Gesprächs den Papst sagen, dass es keine Hölle gibt, sondern nur ein „Verschwinden der Seelen“. Schon zuvor, bei einem echten Interview, geführt im September 2013, hatte Scalfari den Papst lange wörtlich zitiert, ohne zuvor beim Gespräch Notizen gemacht zu haben oder das Gesagte aufgezeichnet zu haben.

Hintergrund: Der Papst und die Hölle

 

Der Gedanke, dass es keine Hölle gebe, steht vielem entgegen, was Papst Franziskus zuvor gesagt hat. „Die Barmherzigkeit übersteigt stets das Maß der Sünde, und niemand kann der verzeihenden Liebe Gottes Grenzen setzen“, schreibt Papst Franziskus in der Verkündigungsbulle zum Heiligen Jahr, Misericordiae Vultus. Unter einer Bedingung: „Es gibt keine Sünde, die Gott nicht vergeben kann! Keine! Nur das, was der göttlichen Barmherzigkeit entzogen ist, kann nicht vergeben werden – so wie jemand, der sich der Sonne entzieht, weder erleuchtet noch gewärmt werden kann.“ (Ansprache 12. März 2015) 

Keine Sünde des Menschen ist so groß, dass es nicht noch größere Gnade Gottes gebe. Immer und immer wieder sagt der Papst das, die Barmherzigkeit Gottes übersteige alles, was ein Mensch machen könne. Theologisch ist das eindeutig, kein Handeln des Menschen kann ein Handeln Gottes einschränken oder bedingen. Umgekehrt bedeutet es aber auch, dass es die Sünde gibt, dass der Mensch scheitern kann und der Erlösung bedarf.

Der Papst spricht vom Verschulden des Menschen und der Brutalität der Sünden (Kreuzweg-Meditation Karfreitag 2015).

Das Sprechen von Gott darf das Sprechen von der Sünde nicht verdunkeln oder in den Hintergrund rücken. Die Barmherzigkeit Gottes als Zentrum unseres Glaubens an Gott ist also kein „Glaube light“, der nur die angenehmen Seiten betont. Das muss beim Barmherzigkeitsgedanken mitgedacht werden.

(vatican news - ord)

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29. März 2018, 15:24