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Der Papst und die Stigmatiner Der Papst und die Stigmatiner 

Papst an Stigmatiner: „Wir sollten nicht wie alte Jungfern handeln“

In einer freigehaltenen Rede an die Mitglieder der Kongregation von den heiligen Wundmalen unseres Herrn Jesus Christus – kurz Stigmatiner genannt – ging Franziskus auf die Kernbereiche des gottgeweihten Lebens ein.

Mario Galgano – Vatikanstadt

 

Der Name der Kongregation ist lang, doch das Charisma dieser Gemeinschaft, die Ende des 19. Jahrhunderts entstand, lässt sich kurz mit einem anderen Orden in Verbindung bringen, den Papst Franziskus gut kennt: den Jesuiten. Die ersten Konstitutionen der Kongregation stützten sich, wie auch die gesamte Spiritualität der Stigmatiner, auf jene der Jesuiten. In seiner Rede an das Generalkapitel der Stigmatiner, die einen neuen Generaloberen wählen werden, ging Franziskus an diesem Samstagmittag zuerst auf die Bedeutung der Brüderlichkeit ein. Seine vorbereitete Rede habe er dem Präfekten des Päpstlichen Hauses, dem deutschen Kurienerzbischof Georg Gänswein hinterlassen und wolle stattdessen „frei von der Leber weg“ auf das Gemeinschaftsleben eingehen.

„Es ist nicht einfach in Brüderlichkeit miteinander zu leben“, fasste Franziskus das Leben in einer Gemeinschaft zusammen. Es komme zu Streitigkeiten, Neid und auch zur Versuchung, schlecht über Mitbrüder zu sprechen. Man müsse dies mit dem Gebet und der gegenseitigen Achtung entgegenwirken, so Franziskus. Streiten sei noch keine Sünde, aber ein „versteinertes Herz“ schon, erläuterte der Papst. Die eigene Meinung zu sagen sei richtig und ein Zeichen der Freiheit, aber man müsse sich davor hüten, den Mitmenschen grundlos zu verletzen.

 

Offen miteinander sprechen

 

Gerade im Leben einer geistlichen Gemeinschaft brauche es die Freiheit, offen miteinander zu sein, ohne Angst vor den Mitbrüdern zu haben. Es sei nicht hinnehmbar, wenn man das Gefühl habe, man könne nicht offen sein untereinander, fügte Franziskus an. Dies könne nur dazu führen, dass man stattdessen in die Versuchung gerate, „hinter dem Rücken eines Mitbruders“ schlecht über ihn zu reden. Das Verbreiten von Gerüchten werden dann zu einem „Alibi, weil man ja sonst niemand hat“. Aber das Keuschheitsgelübde bedeute nicht, dass man wie „eine alte Jungfer“ handeln solle, so der Papst. Ein „altes Mädchen“, das ihre Frust loslasse, indem sie schlecht über andere spreche.

Er habe mehrmals den „Gerüchte-Verbreiter“ auch einen Terroristen genannt, so der Papst. Das Gerücht sei wie eine Bombe, die Mitmenschen grundlos zerstören könne und gleichzeitig könne der Gerüchte-Verbreiter dann „still und seelenruhig“ den „Anschlagsort“ verlassen, so der Papst. Dahinter stecke der Teufel, sagte der Papst.

Stattdessen müsste man untereinander wie „gute Freunde“ sein. Ein wichtiges Stichwort dazu sei Respekt. Jeder müsse sich fragen, ob er gegenüber den Mitmenschen Respekt habe, bat der Papst seine Gäste.

 

Bedeutung der Stigmata

 

Franziskus ging auf die Bedeutung der Stigmata ein, der den Namen der Kongregation präge. Diese Zeichen des Leidens des Herrn gefielen ihm persönlich sehr, weil sie ein Zeichen der konkreten Barmherzigkeit des Herrn seien.

Das dritte Stichwort, auf das Franziskus in seiner freien Rede einging, war die heilige Familie. Maria sei eine Frau, die in Eile handelte, erinnerte der Papst und zitierte aus dem Lukas-Evangelium, wie sie sich beeilte, um ihrer Cousine zu helfen. Josef hingegen sei der „gütige Mann“ gewesen, der zwar schlaflos war, aber offen für Gottes Pläne war. Die Eile Mariens und die Güte Josefs sei eine gute Kombination und Vorbild für jede Gemeinschaft. 

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10. Februar 2018, 14:42