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Die Abschlussmesse in Lima Die Abschlussmesse in Lima 

Abschlussmesse in Lima: Gott mischt sich unter sein Volk

Eine Warnung vor dem „Jonassyndrom“ des Weglaufens und des Misstrauens und eine Einladung, im eigenen Alltag Sauerteig der Hoffnung zu werden: Papst Franziskus beendet seine Papstreise nach Peru mit der Einladung, mit Jesus aufzubrechen.

Bernd Hagenkord SJ - Vatikanstadt

Jesus macht sich auf den Weg, „nach Ninive, nach Galiläa, nach Lima, nach Trujillo, nach Puerto Maldonado“: Im Alltag, dem täglichen Leben, im Sehnen und Bemühen der Menschen, zu Hause, auf der Straße, „Dort, inmitten der staubigen Wege der Geschichte, kommt der Herr, um dir zu begegnen.“ Worte von Papst Franziskus beim Schlussakkord seiner Reise nach Chile und Peru, bei einer Messe in Lima. Der Papst feiert die Eucharistie direkt bevor er wieder gen Rom aufbrach, 1,3 Millionen Menschen feierten nach offiziellen Angaben die Messe mit.

 

Von Jona über Jesus bis nach Peru

 

Die Lesungen der Liturgie wandte der Papst auf die Reise und das Leben der Menschen in Peru an, er spannte bei seiner Predigt den Bogen vom Propheten Jona über Jesus in den Alltag in Peru hier und heute.

Die Lesung erzählt die Geschichte von Jona, der sich zwar in Bewegung setzt, wie Gott es von ihm verlangt, allein erst nachdem er zuerst in die falsche Richtung gegangen war. Das kann jedem passieren, kommentierte der Papst, angesichts von Ungerechtigkeit und Leid, von „Nicht-Bürgern, Halbbürgern, so genannten Stadtstreichern“, gebe es die Versuchung, wegzusehen. Das könne ein „Jonassyndrom“ erzeugen, „einen Raum der Flucht und des Misstrauens“.

 

Das „Jonassyndrom“

 

Papst Franziskus zitierte seinen Vorgänger Benedikt XVI: „Das Maß der Humanität bestimmt sich ganz wesentlich im Verhältnis zum Leid und zum Leidenden. […] Eine Gesellschaft, die die Leidenden nicht annehmen und nicht im Mit-leiden helfen kann, Leid auch von innen zu teilen und zu tragen, ist eine grausame und inhumane Gesellschaft“.

„[Eine Gesellschaft, die die Leidenden nicht annehmen und nicht im Mit-leiden helfen kann, Leid auch von innen zu teilen und zu tragen, ist eine grausame und inhumane Gesellschaft.]“

Im Evangelium geht es auch um Aufbruch, hier ist es Jesus, der nach der Gefangennahme des Johannes nach Galiläa geht. Er fängt klein an, löst damit aber eine „Kettenreaktion“ aus, „Es begann mit Simon und Andreas, dann Jakobus und Johannes (vgl. Mk 1,14-20) und von da an ist es über die heilige Rosa von Lima, den heiligen Turibio, den heiligen Martin von Porres, den heiligen Juan Macías, den heiligen Francisco Solano bis zu uns gelangt“, eine Kette von Jesus bis heute.

 

Jesus zieht durch die Stadt

 

Jesus fällt nicht ins „Jonassyndrom“, „Jesus zieht mit seinen Jüngern durch die Stadt und beginnt diejenigen, die unter dem Mantel der Gleichgültigkeit zusammengebrochen sind, die von der schweren Sünde der Korruption gesteinigt wurden, zu sehen, ihnen zuzuhören und Aufmerksamkeit zuzuwenden.“

„Er fährt wie damals fort, an unsere Türen, an unsere Herzen zu klopfen, um die Hoffnung und die Sehnsüchte erneut zu entfachen.“

Das Himmelreich bedeute, in Jesus Gott zu begegnen, der sich mit seinem Leben unter sein Volk mische und Geschichte mache, „Geschichte des Heils“, damals wie heute. Denn Jesus ziehe weiterhin durch unsere Straßen, so der Papst. „Er fährt wie damals fort, an unsere Türen, an unsere Herzen zu klopfen, um die Hoffnung und die Sehnsüchte erneut zu entfachen, auf dass die Herabwürdigung durch die Brüderlichkeit überwunden, die Ungerechtigkeit durch die Solidarität besiegt werde und die Gewalt durch die Waffen des Friedens ausgelöscht werde.“

 

Sauerteig werden, im Alltag

 

Jesus rufe Hoffnung wach und lade ein, Sauerteig zu werden, „wo wir sind, wo wir leben, in dieser Ecke unseres Alltags. Das Himmelreich ist unter uns.“

 

Sich Aufmachen war das Thema der Predigt bei der Messe am Flughafen „Las Palmas“, der Papst schloss mit dem Gedanken, dass Gott niemals müder werde, sich aufzumachen, um zu seinen Kindern zu kommen. „Wie sollen wir die Hoffnung entfachen, wenn die Propheten fehlen? Wie sollen wir uns der Zukunft stellen, wenn uns die Einheit fehlt? Wie soll Jesus an so viele Orte kommen, wenn kühne und mutige Zeugen fehlen? Heute lädt der Herr dich ein, mit ihm in die Stadt zu gehen, deine Stadt. Er lädt dich ein, sein missionarischer Jünger zu sein, und so Teil dieses großen Flüsterns zu werden, das man weiterhin in den unterschiedlichsten Situationen unseres Lebens hört: Freue dich, der Herr ist mit dir!“

Papstmesse in Lima - zum Nachhören
Das Video - Die Abschlussmesse in Lima

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21. Januar 2018, 22:25