Der Papst und die Bischöfe Chiles Der Papst und die Bischöfe Chiles 

Der Papst und die Bischöfe: „Laien sind keine Hilfsarbeiter“

Kirche ist nicht bloß eine Elite von Ordensleuten, Priestern und Bischöfen, im Gegenteil, deren Aufgabe ist der Dienst, „geschwisterlicher Einheit mit dem ganzen Gottesvolk“: Zum Abschluss des ersten Tages seiner Reise nach Chile traf Papst Franziskus in der Kathedrale von Santiago die Bischöfe des Landes.

Bernd Hagenkord SJ - Vatikanstadt

Erst vor knapp einem Jahr waren die Bischöfe zu ihrem ad limina Besuch im Vatikan gewesen, nun sei er an der Reihe, den Besuch zu erwidern, begann der Papst seine Ansprache.

Der Papst ermahnte die versammelten Bischöfe, den Priestern ihrer Bistümer nahe zu sein und verwendete das Bild des Vaters, was weder Bevormundung noch Missbrauch von Autorität bedeute.

 

Mahnung und Einladung

 

Wie häufig bei Ansprachen vor Verantwortungsträgern der Kirche mahnte und warnte der Papst, in Santiago begann er mit dem Hinweis, dass das „postmoderne“ Gefühl, nirgendwo wirklich hin zu gehören, auch in den Klerus eindringe. „Dann vergessen wir, dass wir Teil des heiligen gläubigen Gottesvolks sind und dass die Kirche keine Elite von Gottgeweihten, Priestern und Bischöfen ist und nie sein wird. Wenn wir uns nicht bewusst sind, Volk Gottes zu sein, werden wir unser Leben, unsere Berufung und unser Amt nicht tragen können,“ so der Papst.

„Wenn wir uns nicht bewusst sind, Volk Gottes zu sein, werden wir unser Leben, unsere Berufung und unser Amt nicht tragen können“

Wenn das Bewusstsein fehle, als Diener und nicht als Herren zum Volk Gottes zu gehören, schade der Dynamik der Verkündigung und werde letztendlich zum Klerikalismus und damit in einer Karikatur der eigenen Berufung: eine oft vom Papst ausgesprochene Warnung.

 

Und bei aller Wichtigkeit des geweihten Amtes seien Priester nicht alleine. „Sagen wir es klar und deutlich, die Laien sind weder unsere Hilfsarbeiter noch unsere Angestellten.“ Besonders bei der Ausbildung müsse darauf geachtet werden, die Seminarien müssten Priester formen, die dem ganzen Gottesvolk dienen, „und zwar dadurch, dass sie die Verschiedenheit der Kulturen anerkennen und die Versuchung zu jeglicher Form des Klerikalismus zurückweisen“.

„Die Verschiedenheit der Kulturen anerkennen und die Versuchung zu jeglicher Form des Klerikalismus zurückweisen“

Die Ausbildung müsse mit „Blick auf morgen“ geschehen, denn das Amt werde sich in einer säkularisierten Welt entfalten müssen. Die Sendung des Priesters „erfolgt in geschwisterlicher Einheit mit dem ganzen Gottesvolk; Seite an Seite bietet sie den Laien in einem Klima der Unterscheidung und Synodalität – zwei wesentliche Eigenschaften für den Priester von morgen – Anregung und Antrieb.“ Und sein Schreiben Evangelii Gaudium zitierend schloss der Papst mit der Bitte ab, dass die kirchlichen Strukturen Kanäle der Verkündigung werden und nicht der Selbstbewahrung dienen. „Lasst uns keine Angst haben, auf das zu verzichten, was uns vom missionarischen Auftrag abhält.”

 

Der älteste Bischof der Welt - 60 Jahre Bischofsamt

 

Ein besonderer Gruß des Papstes ging an Bischof Bernardino Piñera Carvallo: er begeht in diesem Jahr seinen sechzigsten Weihetag als Bischof. Damit ist er der älteste Bischof der Welt, sowohl dem Lebensalter als auch dem Weihealter nach. Aber nicht nur das macht ihn besonders: Piñera hatte an vier Sitzungen des Zweiten Vatikanischen Konzils teilgenommen. „Eine wunderbare lebende Erinnerung!“, grüßte der Papst.

Zum Nachhören

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16. Januar 2018, 22:21