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Pater Montes - ein Papstfreund zieht Bilanz zu Chilebesuch

Missbrauch durch Kleriker und notwendige Reaktion der Kirche, Offenheit im Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils und Einsatz für die Jugend: dies nur einige der wichtigen Botschaften, die der Papst den Chilenen und ihrer Kirche hinterlassen hat. Jesuitenpater Fernando Montes ist ein langjähriger Freund Bergoglios, er war Jesuitenprovinzial in Chile, als der spätere Papst Franziskus diese Position in Argentinien innehatte. Unser Korrespondent Luca Collodi hat ihn nach einer Bilanz zum Besuch des Papstes in seinem Land gefragt.

Luca Collodi - Santiago de Chile und Christine Seuss – Vatikanstadt

Auch wenn die Bitte um Entschuldigung zum Missbrauchsskandal weithin äußerst positiv aufgenommen worden ist: Einige Opfervertreter haben dennoch lautstark nach Taten statt nach Worten gerufen. Ein Anliegen, dem der Jesuit verständnisvoll gegenüber steht: „Wir können nun den Bischof darum bitten Lösungen zu finden und konkrete Taten zu unternehmen“

Das Treffen des Papstes mit seinen Ordensbrüdern sei „sehr familiär“ gewesen, erzählt Montes, der selbstverständlich an der Begegnung teilgenommen hatte. Die Themen beim Gespräch seien vielfältig gewesen: „Lernen, zusammen zu arbeiten. Das lernen, was wirklich ignatianisch ist.Unterscheiden. Die Kirche, die heute im Wandel ist, muss in der Lage sein, zu unterscheiden.“ Zwei weitere wichtige Punkte habe der Papst angesprochen: „Offen sein, denn das Zweite Vatikanische Konzil ist ein wenig gebremst. Deshalb ist die Unterscheidung wichtig, denn es gibt Widerstand gegen den Wandel, der auch die Lehre betrifft. Niemand irrt sich so sehr, dass er nicht ein wenig Wahrheit besitzt. Versöhnung und Offenheit im Geist des Konzils.“

 

Enorme Wandlung in den vergangenen 30 Jahren

 

Chile habe in den vergangenen 30 Jahren eine enorme Wandlung durchgemacht, betont der Jesuit mit Blick auf das beachtliche Wirtschaftswachstum und die fortschreitende Technologisierung der Nation. Doch der um sich greifende Kapitalismus stelle Politik und Kirche auch vor große Probleme, gibt er zu bedenken. „Die Kirche, die nach der Diktatur Pinochets die angesehenste Institution im Land war, ist heute aufgrund der Missbrauchsproblematik möglicherweise die am wenigsten angesehene in ganz Lateinamerika.“ Doch auch die Bischöfe nimmt der Jesuit in die Pflicht, denn deren Weg, die Probleme anzugehen, habe sich geändert: „Und die Richtung der chilenischen Kirche heute ist weniger klar, sie spricht nicht viel. Sie ist weniger präsent bei den gesellschaftlichen Veränderungen. Und die Kirche ist vor allem durch das Problem mit den Missbrauchsfällen und eine unklare Führung getroffen“

Nun sei es wichtig, die Worte des Papstes in Chile zu verstehen und umzusetzen. Dabei dürfe man sich allerdings nicht ausschließlich an der Missbrauchsproblematik festbeißen, so die Mahnung des Kirchenmannes: „Er hat zu den Priestern gesprochen, über die Situation der Indigenen, über wichtige Probleme in Chile. Nun müssen wir uns darüber befragen und nachdenken, wie wir diese Worte in Taten umsetzen können.“

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18. Januar 2018, 13:22