Der Papst bei seiner Ansprache Der Papst bei seiner Ansprache 

Papst spricht über Chile: „Ein Land randvoll mit Hoffnungen“

Franziskus lobte die Demokratie des Landes, drückte „Schmerz und Scham“ über den Missbrauch aus und sprach von der Nation als Zukunftsprojekt: in seiner ersten Ansprache bei seiner Reise wandte er sich an die Vertreter von Staat und Gesellschaft.

Bernd Hagenkord SJ - Vatikanstadt

Die Entwicklung einer Demokratie, welche Festigkeit und gesellschaftliche Reife zeigt: Ein großes Lob stand zum Beginn der Papstworte bei seiner Ansprache im Präsidentenpalast Chiles, La Moneda. Das sei Auftrag und Sendung, unmöglich könne man sich zufrieden geben mit dem, was die Vergangenheit erreicht habe, so der Papst, „jede Generation muss sich die Kämpfe und die Errungenschaften der früheren Generationen zu eigen machen und sie zu noch höheren Zielen führen“.

 

Nation ist Zukunft

Nation sei mehr als nur Grenzen und Landschaft und Sprache, sie sei eine „Sendung, die es zu erfüllen gilt“, zitierte Papst Franziskus den chilenischen Heiligen Alberto Hurtado, Nation sei Zukunft. „Und diese Zukunft liegt großenteils in der Fähigkeit des Zuhörens.“ In seiner Ansprache zählte der Papst auf, wem alles um des Gemeinwohls Willen zugehört werden müsse: den Arbeitslosen, den Migranten, den Alten und jungen Menschen.

„Die Zukunft liegt großenteils in der Fähigkeit des Zuhörens“

Besonders betonte der Papst auch die Rechter der indigenen Völker, an diesem Mittwoch wird der Papst in Südchile die Mapuche besuchen, die seit Jahren in Spannungen mit der Regierung leben.

 

Missbrauch gleich in erster Rede angesprochen

An dieser Stelle sprach der Papst ein dunkles Kapitel der Geschichte der Kirche im Land an: „Und hier kann ich nicht umhin, den Schmerz und die Scham zum Ausdruck zu bringen, die ich angesichts des nicht wieder gutzumachenden Schadens empfinde, der Kindern von Geistlichen der Kirche zugefügt worden ist“. Gemeinsam mit den Bischöfen wolle er um Verzeihung bitten und „mit allen Kräften“ die Opfer sexueller Gewalt unterstützen. „Zugleich müssen wir uns dafür einsetzen, dass sich dies nicht wiederholt.“ Der langanhaltende Applaus unter dieser Passage der Papstrede verdeutlichte, wie groß das Entsetzen der Menschen in Chile über die Verfehlungen katholischer Priester an Kindern war und immer noch ist.

„Und hier kann ich nicht umhin, den Schmerz und die Scham zum Ausdruck zu bringen, die ich angesichts des nicht wieder gutzumachenden Schadens empfinde, der Kindern von Geistlichen der Kirche zugefügt worden ist“

In Chile gelte es, „ein gemeinsames Haus“ zu bauen, griff der Papst den Titel seiner Enzyklika Laudato Si‘ auf: „eine Kultur wachsen zu lassen, die sich der Sorge um die Erde anzunehmen weiß“. Es brauche „Kühnheit“ und „einen anderen Blick“, der Widerstand gegen den Vormarsch des rein technischen Denkens leisten könne, das beziehe auch Lebensstil, Politik, Erziehung und nicht zuletzt Spiritualität ein. Rat könne man sich bei den indigenen Völkern holen, so der Papst, „Chile besitzt in seinen eigenen Wurzeln eine Weisheit, die dazu beitragen kann, über eine rein konsumistische Lebensauffassung hinauszugehen und eine weisheitliche Haltung gegenüber der Zukunft anzunehmen“.

 

Die chilenische Seele äußere sich als Berufung zu einem solchen Land, schloss der Papst seine Worte, „eine Berufung, die eine radikale Option für das Leben verlangt,“ ein „störrischer Wille zum Leben.“

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16. Januar 2018, 12:30