Archivbild: Der Papst und Großerzbischof Schewtschuk Archivbild: Der Papst und Großerzbischof Schewtschuk 

Papst besucht Ukrainer: Großerzbischof betont Freundschaft

Papst Franziskus besucht an diesem Sonntagnachmittag, um 16 Uhr, die ukrainisch griechisch-katholische Pfarrei in Rom. Vor der Basilika Heilige Sofia wird ihn der Gastgeber, der Großerzbischof von Kyiv-Halytsch, Swjatoslaw Schewtschuk, begrüßen. Wir sprachen mit ihm im Vorfeld der Visite.

Mario Galgano – Vatikanstadt

VN: Die ukrainisch griechisch-katholische Kirche ist eine der 23 mit Rom unierten Ostkirchen. Sie ist eine sogenannte Kirche „sui iuris“, also mit einer kirchlichen Eigenständigkeit und trotzdem in Verbundenheit mit dem Nachfolger Petri in Rom. Wie kommt es aber dazu, dass Papst Franziskus Ihre Gemeinschaft besucht?

Schewtschuk: Unsere Gemeinde hier in Rom besteht vor allem aus Gastarbeitern. Papst Franziskus legt bekanntlich ein besonderes Augenmerk auf die Probleme der Migranten, Flüchtlinge und Menschen, die ihr Zuhause verlassen. Wir haben den Papst deshalb als Oberhirte Roms eingeladen, um diese Gemeinschaft zu treffen. Das Anliegen des Papstes ist es, diese konkreten Menschen zu treffen, ihr Leben und ihre Ansichten zu hören. Er will wissen, wer wir sind. Es sind vor allem Mütter oder sogar Großmütter, die die Ukraine verlassen haben, um in Rom einen Lebensunterhalt zu finden.

 

„Der Papst will wissen, wer wir sind“

 

VN: Es gibt in Rom – und auch anderswo – viele ausländische Gemeinden. Gibt es denn einen persönlichen Bezug von Papst Franziskus zur Ukraine und zur griechisch-katholischen Kirche?

Schwetschuk: Diese Kirche, die Basilika Heilige Sofia, ist im Grunde ein Mahnmal. Sie erinnert an die vielen Kirchen, die während der Sowjetzeit in Osteuropa zerstört wurden. Dieses Gebäude erinnert auch an alle Toten, die während des Zweiten Weltkriegs ihr Leben verloren haben. Unter der Basilika befindet sich nämlich eine Krypta, in der man dieser Toten gedenkt. Und dort unten befindet sich auch ein ganz besonderes Grabmal. Es handelt sich um den ersten geistlichen Lehrer des heutigen Papstes. Er hieß Stepan Tschmil und war ein Salesianerpater, der im 20. Jahrhundert in Buenos Aires geflohen war und dort der erste Lehrer von Jorge Mario Bergoglio war. Papst Franziskus kommt also hierher, um seinen Lehrer die Ehre zu erweisen.

VN: Papst Franziskus hat immer wieder in seinen Ansprachen an das Leid in der heutigen Ukraine erinnert. Was erwarten Sie diesbezüglich von diesem Papstbesuch bei Ihnen?

Schewtschuk: Nun, die ukrainische Gemeinde ist zwar mit ihrem Leib hier in Rom präsent, aber ihre Herzen sind weiterhin in der Ukraine geblieben. Wir dürfen nicht vergessen, in der Ostukraine wird weiter gekämpft. Jeden Tag gibt es Tote. Es sterben Menschen wegen des militärischen Konflikts aber auch wegen anderen Ursachen. Es gibt Menschen, die wegen der Kälte, Hunger oder schlicht und einfach wegen der Gleichgültigkeit der internationalen Staatengemeinschaft sterben. Deshalb ist der Besuch des Papstes für uns so wichtig, weil er die Aufmerksamkeit auf diesen vergessenen Konflikt lenkt. Wir hoffen auch, dass mit diesem Besuch eine Reise der Papstes in der Ukraine geebnet wird.

 

„Politiker sind nicht mehr bereit, den Weg des Dialogs einzugehen“

 

VN: Weshalb wird weiter gekämpft in der Ukraine? Und wie sind die Beziehungen mit den anderen christlichen Kirchen in Ihrem Land?

Schewtschuk: Das Problem besteht vor allem darin, dass die heutigen Politiker nicht mehr bereit sind, den Weg des Dialogs einzugehen. Viele denken nur an sich und an ihre persönlichen Interessen. Man muss bereit sein, auf die Mitmenschen zuzugehen. Die Ukraine war schon immer ein Land, in der es verschiedene Religionsgemeinschaften gab. Wir Katholiken sind eine Minderheit. Die Mehrheit der Ukrainer ist Orthodox, doch innerhalb der Orthodoxie in der Ukraine gibt es schmerzliche Trennungen. Der Papst versteht sich als Brückenbauer und wir sind dankbar, dass er sich für unser Land und für den Frieden so stark einsetzt.

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27. Januar 2018, 08:15