Chile in Erwartung des Papstbesuches Chile in Erwartung des Papstbesuches 

Indigene, Diktatoren, Umwelt: Papstreise nach Chile und Peru

Auf den ersten, europäischen Blick mag es wie ein Heimspiel aussehen: Papst Franziskus geht wieder auf Reisen, wieder nach Lateinamerika, dieses Mal nach Chile und Peru. Wieder nicht nach Argentinien, das ist so ziemlich das einzige, was merkwürdig erscheint, haben doch vergangene Päpste ihre Heimatländer immer wieder besucht. Aber wenn man genauer hinschaut, dann ist das Ganze doch nicht so einfach, wie man denkt. Ein Kommentar.

Pater Bernd Hagenkord - Vatikanstadt

 

Nehmen wir Chile: Vier Angriffe mit Brandbomben auf vier Kirchen der Hauptstadt, in Protest gegen den Papstbesuch. Dazu noch die kurze gewaltsame Besetzung der Nuntiatur – also der diplomatischen Vertretung – in Santiago. Das mag nach einigen verwirrten Seelen klingen, ist aber ein Indikator.

Und das nicht erst seit heute: die Kirche und auch der Papst (damals Johannes Paul II.) haben eine schwierige Geschichte mit der Diktatur des Landes, Johannes Paul war auf Friedensmission im Land und ist von General Pinochet damals vorgeführt worden, was zu Vorwürfen geführt hat, der Papst würde den Diktator unterstützen. Dabei hatte er davor mit dazu beigetragen, einen fast schon ausgebrochenen Krieg zwischen Chile und Argentinien zu vermeiden.

Die Monate vor meiner Ankunft in Rom habe ich selber in Chile verbracht und weiß um die Wunden, welche die Diktatur in der Gesellschaft und der Kirche hinterlassen hat, das ist noch längst nicht verheilt.

 

Proteste

 

Dann gibt es auch Spannungen in der Gesellschaft, weitere Proteste gegen die Papstreise sind angekündigt. Auch in der Kirche selbst ist es nicht einfach, auch hier in Chile hat es Missbrauchsfälle gegeben, mit denen nicht richtig umgegangen wurde, ein Mitarbeiter eines Täters ist sogar vor wenigen Jahren Bischof geworden.

Und schließlich sind da die Mapuche, die Ureinwohner des Landes, die seit einigen Jahren teilweise sogar mit Gewalt, in jedem Fall aber mit Protesten um ihre Rolle in der Gesellschaft streiten. Da wo ich in Chile war wurde sehr viel wert darauf gelegt, dass die Mapuche ihre Kultur erhalten können, das ist aber nicht immer so gewesen und auch heute nicht überall so. Der Papst wird sie besuchen, da wird natürlich erwartet, dass er sich dazu verhält.

Dasselbe gilt für Peru: der Papst wird in Puerto Maldonano die Ureinwohner Amazoniens treffen, Peru zieht sich ja wie Chile auch über viele verschiedene Zonen hin, eben auch in den Urwald Amazoniens. Da in eineinhalb Jahren hier im Vatikan sogar eine Bischofssynode zu Amazonien stattfinden wird, wird gerade auf diesem Besuchsabschnitt sehr viel Aufmerksamkeit gerichtet werden.

 

Amazonien

 

Und dann hat natürlich auch Peru seine Geschichte mit Kirche und Staat, die jüngsten Vorgänge um die Begnadigung von ex-Präsident Fujimori haben das noch einmal deutlich gemacht. Der Papst besucht ein von Armut und Unwetter (Stichwort: el Niño) betroffenes Stadtviertel in Trujillo, sicherlich Ort der Mahnung für die Bewahrung der Schöpfung und soziale Gerechtigkeit, wie er sie in Laudatio Si’ sehr deutlich verbunden hat.

Mindestens in Lima und im Vatikan nicht vergessen ist auch der Streit um die Katholische Universität des Landes, der zuerst der Titel „Katholisch“ aberkannt, dann wieder zuerkannt wurde. Das ist auch nicht ohne Nachwirkungen geblieben.

Er wisse um die Geschichte der Länder, hat der Papst in einem vorab veröffentlichen Video gesagt. Als „Nachbar“ in Argentinien ist das ja auch irgendwie klar. Jetzt fährt er als Vertreter der Weltkirche dort hin und dann auch noch als einer, an den sich sehr viele Proteste und Hoffnungen knüpfen, in der Kirche wie außerhalb, der aber auch die Schwierigkeiten und innerkirchlichen Konflikte sichtbar macht. Und das gilt auch für vermeintliche „Heimspielländer“ wie Chile und Peru.

 

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13. Januar 2018, 09:57