Suche

Der Papst im Präsidentenpalast von Myanmar Der Papst im Präsidentenpalast von Myanmar 

Papst ruft zu Gerechtigkeit und Versöhnung in Myanmar auf

Papst Franziskus hat zu Gerechtigkeit und Versöhnung in Myanmar aufgerufen. In seiner ersten großen Ansprache im Internationalen Convention Center in der Hauptstadt Naypyidaw sprach der Papst vor Vertretern der Regierung, des öffentlichen Lebens und des Diplomatischen Corps die „internen Konflikte und Feindseligkeiten“ an, „die viel zu lange andauern und tiefe Spaltungen hervorgerufen haben“. Auf die Rohingya-Krise ging er explizit allerdings nicht ein.

Versöhnung und nationale Einheit sind die erklärten Ziele der im November 2015 demokratisch gewählten Nationalen Liga für Demokratie (NLD) unter Führung von Staatsrätin Aung San Suu Kyi. De facto kämpfen in Myanmar aber bis heute Rebellengruppen aus ethnischen Minderheiten in verschiedenen Landesteilen für mehr Unabhängigkeit gegen die Zentralregierung bzw. deren Armee.

„Da nun die Nation daran arbeitet, den Frieden wiederherzustellen, muss die Heilung dieser Wunden eine zentrale politische und geistliche Priorität darstellen“, appellierte der Papst in seiner Rede an die Politik und Verantwortungsträger im Land.

Frieden aufzubauen und Versöhnung zu stiften seien ein „mühevoller Prozess“, merkte er an. Hier könne man nur durch den „Einsatz für Gerechtigkeit und die Achtung der Menschenrechte“ weiterkommen. Dabei müssten auf dem Weg zur Demokratie alle Menschen mitgenommen und deren Rechte geschützt werden, unterstrich der Papst:

„Die Zukunft Myanmars muss der Friede sein“

„Die Zukunft Myanmars muss der Friede sein – ein Friede, der sich auf die Achtung der Würde und der Rechte eines jeden Mitglieds der Gesellschaft gründet, auf die Achtung jeder ethnischen Gruppe und ihrer Identität, auf die Achtung des Rechtsstaates und einer demokratischen Ordnung, die es dem Einzelnen und jeder Gruppe – niemand ausgeschlossen – erlaubt, seinen legitimen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten.“

Gerechtigkeit sei die Grundlage eines dauerhaften Friedens und von menschlicher Entwicklung, führte der Papst allgemeiner aus. Dies hätten die „tragischen Erfahrungen“ der beiden Weltkriege gezeigt wie auch die Lehren daraus, nämlich die Gründung der Vereinten Nationen und die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Auch Myanmar müsse vor diesem Hintergrund seine Konflikte mit Dialog lösen, nicht mit Gewalt, schärfte der Papst seinen Zuhörern ein.

Dankbar zeigte sich Franziskus über die neuerlichen formalen diplomatischen Beziehungen Myanmars zum Heiligen Stuhl. Sie interpretierte der Papst in seiner Rede als Öffnung Myanmars gegenüber der internationalen Gemeinschaft und als Erneuerung seiner Gesellschaft.

Franziskus würdigte in seiner Rede die von Staatsrätin Aung San Suu Kyi und ihrer Partei „Nationale Liga für Demokratie in Myanmar“ propagierte Politik der nationalen Versöhnung. Unter Federführung der Friedensnobelpreisträgerin waren vor einem Jahr Ethnien-Vertreter, die im Land in verschiedene Konflikte verwickelt sind, zu einer Friedenskonferenz zusammengekommen. Dieses Treffen von Panglong habe die verschiedenen Gruppen „im Bestreben vereint, der Gewalt ein Ende zu setzen, Vertrauen aufzubauen und die Achtung der Rechte aller zu garantieren, die dieses Land als ihr Zuhause ansehen“, lobte der Gast aus dem Vatikan.

„Für echte Verständigung zwischen den Volksgruppen“

Eine wesentliche Rolle bei der „großen Aufgabe der Versöhnung und der nationalen Integration“ übten die Religionsgemeinschaften, so Franziskus weiter. Religiöse Vielfalt sei ein Potential, hier gelte es das Gemeinsame hervorzuheben: „Die religiösen Unterschiede dürfen nicht Quelle der Trennung und des Misstrauens sein, sondern müssen vielmehr eine Kraft zur Einheit, zur Vergebung, zur Toleranz und zum klugen Aufbau der Nation sein.“

Nach langer Zeit der Konflikte könnten die Religionen zu Heilung und Vergangenheitsbewältigung beitragen, merkte der Papst weiter an. Sie könnten eine echte Verständigung zwischen den Volksgruppen ermöglichen, sofern sie sie sich nicht von ihren ursprünglichen Anliegen entfernten, so Franziskus: „Wenn sie aus ihren tief verwurzelten Werten schöpfen, können die Religionen helfen, die Ursachen des Konflikts auszumerzen, Brücken des Dialoges zu bauen, die Gerechtigkeit zu suchen und eine prophetische Stimme für die Leidenden zu sein.“

Als Hoffnungszeichen für Myanmars Zukunft wertete der Papst den Dialog und gemeinsamen Einsatz der verschiedenen Religionsgemeinschaften des Landes für das Gemeinwohl sowie in der Friedensarbeit und Armenfürsorge. Vor allem an die junge Generation Myanmars, die für den demokratischen Aufbau des Landes wichtig sei, müsse diese Botschaft weitergegeben werden. Sie brauche Arbeitsmöglichkeiten und solide, umfassende Bildung:

„Die Zukunft Myanmars in einer Welt rasanter Entwicklung und Vernetzung wird von der Bildung seiner jungen Menschen abhängen und zwar nicht nur auf den technischen Gebieten, sondern vor allem in Bezug auf ethische Werte wie Ehrlichkeit, Integrität und menschliche Solidarität. Sie können die Festigung der Demokratie und des Wachstums der Einheit und des Friedens auf allen gesellschaftlichen Ebenen gewährleisten.“

Er sei vor allem nach Myanmar gereist, um „mit der kleinen, aber lebendigen katholischen Gemeinschaft zu beten, um sie im Glauben zu bestärken und in ihrem Bemühen zu fördern, zum Wohl der Nation beizutragen“, kam der Papst auf das pastorale Anliegen seiner Reise zu sprechen. Er ermutigte die Katholiken, in ihrer karitativen und humanitären Arbeit fortzufahren und dabei mit anderen Glaubensgemeinschaften zusammenzuarbeiten.

(rv 28.11.2017 pr) 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

28. November 2017, 12:35