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Papst Franziskus während des Gebets im Petersdom Papst Franziskus während des Gebets im Petersdom 

Papstgebet für den Frieden im Südsudan und im Kongo

Hinreisen konnte er (bislang) nicht, das lassen die Unruhen und die unstabile Lage nicht zu. Aber Papst Franziskus hat trotzdem eine Art und Weise gefunden, an den Südsudan und an den Kongo zu erinnern: mit einer ungewöhnlichen Friedensliturgie im Petersdom.

von Stefan von Kempis

„Möge der Auferstandene die Mauern der Feindschaft niederreißen, die die Menschen im Südsudan und in der Demokratischen Republik Kongo untereinander trennen“, betete der Papst. Erst zweimal in seinem Pontifikat hat Franziskus ein ähnliches Friedensgebet durchgeführt: 2013 galt es (auf dem Petersplatz) Syrien und dem Nahen Osten, 2014 galt es (in den Vatikanischen Gärten) speziell Israel und Palästina.

Am Anfang der Gebetsfeier von diesem Donnerstagabend stand ein „Halleluja“ auf Swahili, der gängigen Sprache Ostafrikas. Es gab der Liturgie einen österlichen – und einen afrikanischen Touch. Viele in Rom lebende Afrikaner waren zu dem Gebet in die Petersbasilika gekommen. Dass Papst Franziskus gerne zusammen mit dem anglikanischen Kirchenführer Justin Welby in den Südsudan reisen würde, ist bekannt; Sicherheitsbedenken machen die Visite unmöglich.

Seit 2013 tobt ein Bürgerkrieg mit politisch-ethnischem Anstrich im Südsudan, der erst wenige Monate zuvor unabhängig geworden war; Tausende von Menschen kamen ums Leben, über zwei Millionen wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Mit seinem Gebet im Vatikan wollte Franziskus aber auch auf einen zweiten akuten Krisenherd in Afrika aufmerksam machen, und zwar auf die Kasai-Region in der Demokratischen Republik Kongo. Hier herrscht nach einem blutigen Konflikt im letzten Jahr eine der drängendsten humanitären Notlagen weltweit, dazu droht auch noch eine Hungerkrise.

 

Gebet ist wichtiger als eine Papstreise

 

Fürbitten, Bibeltexte und Gesänge wechselten sich ab unter der Kuppel des Michelangelo. Die Teilnehmer an der Liturgie beteten u.a. explizit für alle Frauen, die in Kriegsgebieten zu Opfern der Gewalt werden, aber auch für alle Kriegstreiber. Gemeinsam beteten sie das Friedensgebet, das – wohl fälschlich – dem hl. Franz von Assisi zugeschrieben wird: „Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens.“

„Ohne dich, Herr, wäre unser Gebet umsonst und unsere Hoffnung auf Frieden illusorisch. Aber du lebst und wirkst für uns und mit uns, du unser Friede!“

„Mit dem Gebet heute abend wollen wir Samen des Friedens in die Erde Südsudans und des Kongo werfen“, sagte der Papst in seiner Predigt. „Ich wollte ja eigentlich in den Südsudan reisen, aber das war bisher nicht möglich. Wir wissen allerdings, dass das Gebet wichtiger ist, weil es mehr bewirken kann: Das Gebet wirkt mit der Kraft Gottes, für den nichts unmöglich ist!“

Jesus Christus sei „unser Friede“, wiederholte der Papst Worte aus dem Epheserbrief (Eph 2,14), die kurz zuvor verlesen worden waren. Am Kreuz habe er „alle Sünden, die den Krieg hervorrufen und nähren“, auf sich genommen, nämlich Hochmut, Geiz, Machthunger und Lüge. „Wir Christen glauben und wissen, dass der Friede möglich ist, weil Christus auferstanden ist… Ohne dich, Herr, wäre unser Gebet umsonst und unsere Hoffnung auf Frieden illusorisch. Aber du lebst und wirkst für uns und mit uns, du unser Friede!“

 

Wieviel Scheinheiligkeit!

 

Franziskus betete darum, dass der Herr „die Mauern der Feindschaft“ zwischen den Menschen im Südsudan und im Kongo niederreißen möge. „Steh den Frauen bei, die in Kriegsgebieten und in jedem Teil der Welt zu Opfern von Gewalt werden! Rette die Kinder, die unter Konflikten leiden, mit denen sie nichts zu tun haben, aber welche ihnen die Kindheit und manchmal auch das Leben rauben! Wieviel Scheinheiligkeit (gibt es doch), wenn die Massaker an Frauen und Kindern verschwiegen oder geleugnet werden! Hier zeigt der Krieg sein furchtbarstes Gesicht.“

Er hoffe, dass „die Kleinen und die Armen der Welt“ trotz aller Fährnisse ihre Hoffnung auf das Kommen des Reiches Gottes nicht aufgäben, so der Papst. Dieses Reich sei nahe, ja es sei eigentlich schon „mitten unter uns“, und es bestehe nach den Worten des Römerbriefs aus „Gerechtigkeit, Frieden und Freude im Heiligen Geist“ (Röm 14.17).

 

Handwerker des Friedens werden

 

„Der Herr stehe allen bei, die Tag für Tag versuchen, das Böse mit dem Guten zu bekämpfen – mit Gesten und Worten der Geschwisterlichkeit, des Respekts, der Begegnung, der Solidarität! Er stärke allen Regierenden und Verantwortlichen den Mut, Frieden durch Dialog und Verhandlungen zu suchen. Er gewähre uns allen, Handwerker des Friedens zu sein dort, wo wir sind – in der Familie, in der Schule, in der Gemeinschaft, in jedem Ambiente!“

Denn davon ist Franziskus zutiefst überzeugt: Frieden ist „Handarbeit“, er kann nur mit viel Geduld und manuell entstehen. Vor allem auf seiner Reise nach Jordanien, Palästina und Israel im Mai 2014 hat er das mehrfach hervorgehoben. Diesmal sagte er es in Richtung Afrika.

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23. November 2017, 19:03