Flüchtling aus Südsudan Flüchtling aus Südsudan 

Papstvorwort: „Lautloses Drama im Südsudan“

Papst Franziskus will die Internationale Gemeinschaft für das „lautlose Drama“ sensibilisieren, das der Südsudan seit mittlerweile fast vier Jahren lebt. Das schreibt der Papst in seinem Vorwort zu dem Buch eines ehemaligen Missionars im Südsudan, das an diesem Freitag in Rom vorgestellt worden ist.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Das Buch „Südsudan – Der lange und leidvolle Weg zu Frieden, Gerechtigkeit und Würde“ ist in italienischer Sprache erschienen, Papst Franziskus steuerte ein einseitiges Vorwort bei. In diesem verleiht er seinem Bedauern darüber Ausdruck, dass er das Land „in nächster Zeit“ nicht besuchen könne, betont aber seine Nähe zu den Südsudanesen sowie denjenigen, die sich darum bemühen, deren Leiden zu mindern. „Ich fühle in der Tat die Notwendigkeit, die internationale Gemeinschaft für ein lautloses Drama zu sensibilisieren, das des Einsatzes aller bedarf, um zu einer Lösung zu gelangen, die den laufenden Konflikt beendet.“ Franziskus würdigte in seinem Vorwort auch die Arbeit der Missionare, die ihr Leben „in den Peripherien und auf Seiten der Armen“ verbringen und dort die Leiden lindern.

Daniele Moschetti ist der Comboni-Missionar, der das Buch verfasst hat; er war von 2009 bis 2016 Oberer der Ordensgemeinschaft im Südsudan. Im Gespräch mit Radio Vatikan weist er darauf hin, dass der Krieg in Südsudan zwar mittlerweile von den Titelseiten der Welt verschwunden sei, aber nach wie vor ohne Unterlass wüte.

„Leider herrscht im Südsudan ein vergessener Krieg, und somit wird auch das humanitäre Drama vergessen, zwei Millionen Flüchtlinge außerhalb des Landes, vier Millionen Menschen sind von Hunger bedroht und drei Millionen wurden innerhalb des Landes vertrieben. Es herrscht also eine wirklich schwierige Situation. Und Papst Franziskus wiederholt das immer wieder, so dass wir hoffen, dass er bald in den Südsudan kommen wird. Denn das würde viele Gewissen wachrütteln und ein wenig Licht auf die Situation in Afrika und im Südsudan werfen.“

Im Rahmen der Generalaudienz von diesem Mittwoch hatte der Missionar die Gelegenheit, dem Papst sein Buch zu überreichen. Dieser sei sehr erfreut darüber gewesen, das Buch zu sehen, und habe ihm versichert, dass er nach wie vor an einer Reise arbeite, erzählt Moschetti. Eigentlich wäre eine Reise bereits für diesen Monat Oktober , den Missionsmonat, angedacht gewesen,  doch aufgrund der prekären Sicherheitslage auf unbestimmte Zeit verschoben worden. „Er ist bereit“, sagt uns Moschetti, „er betet viel für dieses Land und will seit mehr als drei Jahren dorthin reisen, deshalb, hoffen wir das Beste.“

Die Wirklichkeit des afrikanischen Kontinents und die Ursachen für Migration würden in Europa oftmals verzerrt dargestellt, betont der Missionar mit Blick auf die Medien und populistische Strömungen, die in den vergangenen Monat die Migrationsflüsse vermehrt zu Propagandazwecken ausgeschlachtet haben. Eine Abschottung Europas sei allerdings sicherlich nicht die richtige Antwort, betont Moschetti. „Insbesondere weil man zuerst gegen die Schleuser und die kriminellen Organisationen gekämpft hat, die mit diesen Überfahrten Millionen von Dollar verdient haben und heute hingegen bezahlen wir die gleichen Schleuser auf der andren Seite des Meeres, damit sie die Migranten in Libyen behalten. Und das heißt wieder Illegalität und Missachtung der Menschenrechte. Wir errichten echte Lager, in denen sie gefoltert und oftmals auch getötet werden, und das, was ein Bollwerk von Hilfe auch unsererseits sein könnte, diesen Völkern dabei zu helfen, eine Hoffnung zu haben, ist heute dabei, enorme soziale Ungerechtigkeiten zu schaffen.“

Umso schlimmer, als gerade der Südsudan an sich reich an natürlichen und wertvollen  Ressourcen wäre, erinnert der Missionar. Doch dies wecke die Begehrlichkeiten internationaler Konzerne, die auf dem gesamten Kontinent mit Hilfe von Diktatoren und korrupten Politikern die Schätze ausschlachteten, während die Gewinne in dunklen Kanälen verschwänden und den Bürgern des Landes nicht zugutekämen. 

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13. Oktober 2017, 19:45