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Die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung von Lund, 31.10.2016 Die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung von Lund, 31.10.2016 

Franziskus lobt das Reformations-Gedenkjahr

Papst Franziskus lobt das Reformations-Gedenken. Als „Geschwister, nicht als Rivalen“ hätten die Kirchen in den letzten zwölf Monaten an Luthers Thesen-Veröffentlichung vor 500 Jahren erinnert, sagte der Papst am Donnerstag im Vatikan bei einem Treffen mit einer ökumenischen Delegation aus Schottland.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Eine ähnlich positive Bilanz hatte der Ökumene-Verantwortliche des Vatikans, Kardinal Kurt Koch, in einem Interview gezogen. Das gemeinsame Gedenken sei Anlass für Dank, so Franziskus an diesem Donnerstag:

„Danken wir dem Herrn für dieses große Geschenk, dass wir es geschafft haben, dieses Jahr als wirkliche Geschwister, nicht mehr als Rivalen zu begehen – nach so vielen Jahrhunderten der Ferne und des Konflikts! Das hat durch Gottes Gnade der ökumenische Weg möglich gemacht; er hat dazu geführt, dass das gegenseitige Verständnis, das Vertrauen und die konkrete Zusammenarbeit unter uns intensiver wurden. Eine beiderseitige Reinigung des Gedächtnisses ist eine der wichtigsten Früchte dieses Weges, den wir gemeinsam gehen.“

„Reinigung des Gedächtnisses“: So hatte schon der heilige Johannes Paul II. das große Schuldbekenntnis der katholischen Christen genannt, das auf seine Initiative hin im Heiligen Jahr 2000 bei einer Bußfeier in Sankt Peter verlesen wurde. Dabei leistete Johannes Paul auch ausdrücklich Abbitte für alle Versäumnisse und Verbrechen von Katholiken gegenüber Christen anderer Konfessionen.

„Es stimmt zwar, dass die Vergangenheit nicht mehr geändert werden kann. Genauso wahr ist aber auch, dass wir uns heute endlich von dem Blick her verstehen, den Gott auf uns gerichtet hält: Wir sind vor allem seine Kinder, wiedergeboren in Christus durch dieselbe Taufe – und daher Geschwister. Zu lange Zeit hindurch haben wir mit einem zu menschlichen Blick aufeinander geschaut, haben Misstrauen genährt, haben zu sehr auf die Unterschiede geachtet und auf die Fehler, haben uns verkrampft  über das erlittene Unrecht beklagt.“

Jetzt hingegen ist laut Papst Franziskus die Blickumkehr gelungen. „Gehen wir nun im Geist des Evangeliums weiter auf der Straße der demütigen Nächstenliebe, die uns die Teilungen überwinden und die Wunden heilen lässt. Wir stehen jetzt in einem Dialog der Gemeinschaft… Wie können wir verkünden, dass Gott die Liebe ist, wenn wir uns selbst nicht untereinander lieben?“

Ausdrücklich erinnerte der Papst an seine Reise nach Lund, Schweden, vor genau einem Jahr. Als erster Papst der Geschichte hatte er dort, zusammen mit Vertretern des Lutherischen Weltbundes, an einem offiziellen Reformations-Gedenken teilgenommen. Es war zugleich der Auftakt des Haupt-Gedenkjahres für die Veröffentlichung der 95 Thesen von Martin Luther; sie geschah – ob durch einen dramatischen Thesenanschlag an eine Kirchentür oder, weniger dramatisch, auf dem Postweg – vor genau 500 Jahren, Ende Oktober 1517.

Franziskus erinnerte aber auch an ein Datum, das noch nicht so lange her ist: Vor etwas mehr als hundert Jahren startete in der schottischen Hauptstadt Edinburgh mit einer Konferenz die ökumenische Bewegung. „Christliche Missionare hatten dort den Mut, mit erneuertem Eifer an den ausdrücklichen Willen Christi zu erinnern, dass wir „alle eins sein“ sollten (Joh 17,21). Sie hatten verstanden, dass die Verkündigung und die Mission nicht ganz glaubhaft sind, wenn sie nicht mit Einheit einhergehen. Und das ist immer wahr – heute wie damals.“

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26. Oktober 2017, 11:30