Frühmesse: Papst gedenkt der Familien, Ort des Respekts und der Freiheit

An diesem Freitag feiern wir den Weltfamilientag. Daran erinnerte der Papst bei der Morgenmesse in der Casa Santa Marta. In seiner Predigt drehten sich die Überlegungen des Papstes um die Freiheit des Geistes, die sich nicht mit Starrheit und Gleichmacherei verträgt.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Jedes Jahr begeht die katholische Kirche am 15. Mai den Weltfamilientag. Daneben finden auch alle drei Jahre Internationale Weltfamilientreffen statt, wie 2018 in Dublin. Das nächste Treffen in Rom war ursprünglich für 2021 vorgesehen, musste jedoch wegen des Coronavirus auf das darauffolgende Jahr verschoben werden. So sagte der Papst zu Beginn der Messfeier:

Zum Nachhören

„Heute ist der Weltfamilientag: Beten wir für die Familien, damit in ihnen der Geist des Herrn wachse, der Geist der Liebe, des Respekts und der Freiheit.“

In seiner Predigt bemerkte der Papst, dass in der Apostelgeschichte (Apg 15, 22-31), die Teil der Tageslesungen war, das Wachstum der Kirche beschrieben wird:

„In der Apostelgeschichte sehen wir, dass zu Beginn Frieden in der Kirche herrschte. Es gab aber auch Zeiten der Verfolgung... Zeiten des Friedens, Zeiten der Verfolgung und sogar Zeiten des Umbruchs. Und das ist das Thema der heutigen Ersten Lesung, die Zeit des Umbruchs. Was war geschehen? Es gab Christen, die an Jesus Christus glaubten und die Taufe empfangen hatten, aber vom Heidentum zum Christentum kamen. Nun gab es Gläubige, die behaupteten, dass dies nicht möglich sei: wenn man zuvor heidnisch gewesen sei, müsse man erst Jude und dann Christ werden.“

Franziskus bei der Gabenbereitung
Franziskus bei der Gabenbereitung

Die Unentgeltlichkeit der Auferstehung Christi

Diese Christen hätten sich als Christen zweiter Klasse behandelt gefühlt, seien verstört gewesen, so Franziskus. Diejenigen jedoch, die den Zwischenschritt über das Judentum für nötig erachteten, hätten „mit theologischen, pastoralen und moralischen Gründen argumentiert“. Diese Diskussion darüber, ob man für den Schritt zum Christentum zunächst die Aufnahme ins Judentum brauche, hätte aber dazu geführt, dass die Unentgeltlichkeit der Auferstehung Christi in Frage gestellt wurde. „Sie waren methodisch und starr“, argumentierte der Papst.

„Rigidität ist nicht die des Guten Geistes.“

„Diese Leute waren ideologisch ausgerichtet, hatten das Gesetz und das Dogma auf eine Ideologie reduziert, standen für eine Religion der Vorschriften ein... und damit nahmen sie die Freiheit des Heiligen Geistes weg. Ihre Anhänger kannten die Freude des Evangeliums nicht, sie kannten nur den Weg der Starrheit, um Jesus zu folgen. Diese Gelehrten manipulierten das Gewissen der Gläubigen. Rigidität ist kein Merkmal des guten Geistes, denn sie stellt die Unentgeltlichkeit der Erlösung, der Auferstehung Christi in Frage“, wiederholte Franziskus.

„Das war schon immer so und das gilt auch heute noch. In der Geschichte hat es sich immer wieder wiederholt. Sogar in unserer Zeit haben wir einige apostolische Organisationen gesehen, die wirklich gut aufgebaut schienen, gut arbeiteten... aber alle waren starr, alle [Mitglieder] einander gleich, und dann erfuhren wir von Korruption in ihrem Inneren, sogar bei den Gründern jener Organisationen. Wo Starrheit herrscht, da fehlt der Geist Gottes, denn der Geist Gottes ist Freiheit. Der Tod und die Auferstehung Christi sind unentgeltlich. Die bezahlt man nicht und die kauft man nicht. Sie sind ein Geschenk.“

Den Aposteln sei es jedoch gelungen, in ihren Beratungen zu einer Einigung zu kommen und die verstörten Christen mit einem Brief zu beruhigen, in dem sie ihnen keine weiteren Vorschriften machen. Dies habe zu großer Freude bei den angesprochenen Christen geführt, ihnen ihre Skrupel geraubt, die von der Starrheit herrührten. Denn die Verbindung mit Gott und seinem Sohn, so nahm der Papst den Faden zu seinen Ausführungen von der Generalaudienz an diesem Mittwoch wieder auf, bestehe in der Freundschaft, die keine starr festgelegte Gegenleistung von uns einfordere.

„Bitten wir den Herrn, uns zu helfen, die Früchte der evangelischen Unentgeltlichkeit zu erkennen.“

Der Papst schloss seine Predigt mit den Worten: „Von der Unruhe zur Freude. Der Geist der Starrheit führt immer zur Unruhe, der Geist der evangelischen Freiheit führt zur Freude.“ Die Beziehung zu Gott sei kein Verhandeln, keine Handelsbeziehung, sondern eine freie Beziehung. „Bitten wir den Herrn, uns zu helfen, die Früchte der evangeliumsgemäßen Unentgeltlichkeit zu erkennen“, so der Papst.

(vatican news)

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Eindrücke von der Frühmesse mit Franziskus
15. Mai 2020, 07:48
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