Frühmesse: „Der Herr bekehre jene, die die Bedürftigen ausnutzen“

Der Mittwoch der Karwoche wird auch „Mittwoch des Verrats“ genannt. Daran erinnerte der Papst bei der Morgenmesse in der vatikanischen Casa Santa Marta. In seiner Predigt ging er auf Judas Iskariot ein, der Jesus verraten hatte.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Zu Beginn der Messfeier sprach der Papst klare und harte Worte, die jenen gewidmet waren, welche in dieser Zeit des Coronavirus ihre Mitmenschen ausnützten:

„Lasst uns heute für die Menschen beten, die in dieser Zeit der Pandemie einen hinterhältigen Handel mit den Bedürftigen betreiben und die Bedürfnisse anderer ausnutzen und sie sogar verkaufen. Denken wir an die Mafiosi, Wucherer und viele andere. Möge der Herr ihre Herzen berühren und sie bekehren.“

Zum Nachhören

In seiner Predigt kommentierte der Papst die Bedeutung des „Mittwochs des Verrats“. Es sei ein Tag, an dem der Verrat des Judas in der Kirche hervorgehoben werde, wie es im Tagesevangelium nach Matthäus (Mt 26, 14-25) beschrieben wird. „Wenn wir an den Verkauf von Menschen denken, fällt uns der Handel mit Sklaven aus Afrika nach Amerika ein... auch heute noch sehen wir aber Menschen, jeden Tag, in unserer näheren Umgebung, die Opfer von Menschenhandel und Verrat sind“, erläuterte der Papst.

Es gebe heute noch einige wie Judas, die Brüder und Schwestern verkauften, sie bei ihrer Arbeit ausbeuteten und ihnen unfaire Löhne bezahlten. „Sie sind sogar bereit, die wichtigsten Menschen und Dinge zu verkaufen, die man haben kann. Ich denke an jene, denen es bequemer erscheint, ihre Eltern in ein Pflegeheim zu stecken und nicht zu ihnen zu gehen, um sie zu pflegen oder zu besuchen. Die sind sogar in der Lage, die eigene Mutter zu verkaufen“, fügte Franziskus an.

Papst Franziskus bei der Frühmesse
Papst Franziskus bei der Frühmesse

Wer war Judas?

Der Papst ging dann weiter auf die Figur des Judas ein:

„Heute ist der Menschenhandel wie in alten Zeiten: es gibt ihn. Und warum? Bereits Jesus sagte es: der Mensch ist bereit, dem Geld zu dienen. Jesus sagte auch, man kann nicht Gott und dem Geld zur gleichen Zeit dienen. Jeder von uns muss wählen, entweder dienst du Gott, und dann wirst du frei sein in der Anbetung und im Dienst. Oder du dienst dem Geld, und dann wirst du Sklave des Geldes sein. Vor diese Wahl gestellt, wollen viele Menschen jedoch Gott und dem Geld gleichzeitig dienen, und das ist eben nicht möglich. Am Ende tun sie so, als würden sie Gott dienen, um dem Geld zu dienen. Sie sind die verborgenen Ausbeuter, die gesellschaftlich untadelig erscheinen, aber unter dem Tisch handeln sie, auch mit Menschen. Menschliche Ausbeutung ist der Verkauf des Nächsten.“

Judas selbst habe viele Jünger hinterlassen - doch in Wahrheit seien es Jünger des Teufels, der auch Judas besessen hatte. Von ihm wisse man nicht, wie sein Leben ausgesehen habe, führte Franziskus weiter aus. Vielleicht sei Judas ja ein normaler Junge gewesen, mit einer gewissen Unruhe, weil er vom Herr zum Jünger berufen wurde.

„Aber er hatte nicht den Mund und das Herz eines Jüngers, wie wir in der ersten Lesung gehört haben. Er war ein schwacher Jünger, doch Jesus liebte ihn. Das Evangelium lässt uns verstehen, dass Judas das Geld geliebt hat. (...) Die Liebe zum Geld hat ihn aus der Bahn geworfen. Wer Geld zu sehr liebt, betrügt, um immer mehr zu haben. Das ist eine Regel, eine Tatsache. (...) Und so endet Judas als Verräter.“

Jesus nannte ihn seinen Freund

Doch es sei ihm aufgefallen, so der Papst weiter, dass Jesus niemals Verräter zu Judas sagte. Im Gegenteil, er nannte ihn seinen Freund. Das Geheimnis des Judas bedeute nicht, dass Judas in der Hölle sei, das wisse man nicht. Was man wisse, sei, dass der Teufel in Judas kam. „Der Teufel ist ein schlechter Zahler, er ist kein zuverlässiger Zahler. Er bringt uns dazu, alles zu sehen, was wir wollen, aber am Ende lässt er dich in unserer Verzweiflung allein, um dich selbst erhängen zu lassen.“

Franziskus schloss seine Predigt mit den Worten:

„Das von Gier und Liebe zu Jesus gequälte Herz des Judas kehrt zu den Hohepriestern zurück und bittet um Vergebung und Rettung." Eine Liebe, diejenige zu Jesus, die nicht erblühen konnte, unterstreicht Franziskus. „Aber die Hohepriester geben Judas zur Antwort, dass das seine Sache sei, die sie nichts angehe: So spricht der Teufel und lässt uns in der Verzweiflung. Denken wir an so viele institutionalisierte Judas in dieser Welt, die Menschen ausbeuten und denken wir an den kleinen Judas, den jeder von uns in sich trägt und der zwischen Loyalität und Interesse wählen muss. Jeder von uns hat die Fähigkeit, für seine eigenen Interessen die Menschen zu verraten. Judas, wo bist du? Diese Frage stelle ich jedem von uns.“

(vatican news)

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Eindrücke von der Frühmesse mit Franziskus
08. April 2020, 07:57
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