Frühmesse: Nicht nur „virtuell“ glauben

Die derzeitige Corona-Pandemie ist eine Notsituation, und das „Ziel der Kirche“ besteht darin, zu vollen Kirchen zurückzukehren und wieder bei den Menschen zu sein. Daran hat Papst Franziskus bei der Frühmesse erinnert. Es gehöre auch zum „Ideal der Kirche“ dazu, so bald wie möglich die normale Praxis bei der Spendung der Sakramente wieder aufzunehmen, fügte er bei der Morgenmesse in der Casa Santa Marta an diesem Freitag an.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Der Papst, der wegen der Pandemie seit Wochen in menschenleeren Kirchen zelebriert, machte bei dem live nach draußen gestreamten Gottesdienst im Vatikan deutlich, dass die Schließung von Kirchen und das Verbot öffentlicher Gottesdienste nur Vorsichtmaßnahmen wegen der Pandemie seien; es werde nicht für immer so sein, stellte er klar.

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Und er betete zu Beginn der Messfeier für werdende Mütter, die sich fragten: „In welcher Welt wird mein Kind leben?“ Die Schwangeren in dieser Corona-Zeit seien zu Recht „unruhig und besorgt“, deshalb bat der Papst um die Fürsprache des Herrn. Gott möge ihnen „den Mut geben, diese Kinder anzunehmen in der Zuversicht, dass die Welt zwar eine andere sein wird, aber immer noch eine Welt, die der Herr sehr liebt“, fügte Franziskus an.

Papst Franziskus bei der Frühmesse
Papst Franziskus bei der Frühmesse

Das Evangelium des Tages nach Johannes (Joh 21, 1-14) spricht von der dritten Begegnung Jesu mit den Jüngern nach der Auferstehung. Die Bibelpassage erzählt - so führte Franziskus aus -, dass Jesus sich den Jüngern nochmals offenbarte, indem er für den zweiten wunderbaren Fischfang sorgte und anschließend mit ihnen aß.  

Der Papst verglich die Schilderung mit dem „wunderbaren Fischfang“ aus dem Lukas-Evangelium (Lk 5,1-11). Dabei stellte er fest, dass die Jünger beim ersten Wunder erstaunt waren, wie viele Fische sie gefangen hatten, während „bei diesem neuerlichen Fischfang nicht von Staunen die Rede ist, sondern von einer gewissen Natürlichkeit“.

Vertrautheit mit dem Herrn

Man sieht daran, bemerkte Franziskus, „dass es Fortschritte gegeben hat, einen Weg, der zur Erkenntnis des Herrn, zur Vertrautheit mit dem Herrn, zur Familiarität mit dem Herrn geführt hat“. Der Papst betonte, dass auch wir Christen dazu berufen seien, „in der Vertrautheit mit dem Herrn voranzukommen“, und dass uns dies ebenso möglich sei wie den Jüngern damals, weil auch heute der Herr „uns seine Hand ausstreckt, er geht mit uns“.

„Eine Vertrautheit ohne Gemeinschaft, eine Vertrautheit ohne Brot, ohne die Kirche, ohne das Volk, ohne die Sakramente ist gefährlich“

Die tägliche Vertrautheit mit dem Herrn „ist immer gemeinschaftlich, sie ist intim, sie ist persönlich, sie ist in der konkreten Gemeinschaft“. Und der Papst bekräftigte:

„Eine Vertrautheit ohne Gemeinschaft, eine Vertrautheit ohne Brot, ohne die Kirche, ohne das Volk, ohne die Sakramente ist gefährlich. Es kann eine gnostische Vertrautheit werden, eine Vertrautheit nur für mich allein, losgelöst vom Volk Gottes. In der Tat ist die Vertrautheit der Apostel mit dem Herrn immer gemeinschaftlich, immer bei Tisch, ein Zeichen der Gemeinschaft, und immer mit dem Sakrament, mit dem Brot.“

Zusammen und doch nicht zusammen

Es sei deshalb richtig, in dieser Zeit der Pandemie auch „über die Gefahr“ nachzudenken, „die darin besteht, dass alle wegen der Pandemie auch religiös nur noch über die Medien kommunizieren“. Das gelte auch für seine Messe in Santa Marta: „Wir sind alle miteinander in Kommunikation, aber nicht wirklich, sondern nur geistlich zusammen. Das Volk ist klein. Dahinter steht ein größeres Volk: Wir sind zusammen und doch nicht zusammen.“

Franziskus wandte sich direkt an die wenigen Anwesenden in der Kapelle: „Ihr werdet die Eucharistie empfangen, aber die Menschen, die mit uns verbunden sind, nur die geistliche Kommunion. Dies ist nicht das Ideal der Kirche, dies ist nur einer Notsituation geschuldet, denn das Ideal der Kirche ist immer mit dem Volk und mit den Sakramenten. Immer!“

Die Konkretheit der Kirche, der Sakramente und des Volkes

Papst Franziskus erzählte, dass ihm vor Ostern angesichts der Nachricht, dass er österlichen Liturgien allein im Petersdom feiern werde, ein Bischof geschrieben habe, um ihn darauf hinzuweisen, dass die Basilika groß genug sei, um mindestens dreißig Personen ohne Gefahr die Teilnahme zu erlauben.

„Ich verstand zunächst nicht, was dieser Bischof damit sagen wollte, doch dann kam mir in den Sinn, dass er vor allem eine Sache hervorheben wollte: Ich solle darauf achten, die Kirche nicht vom Virus sozusagen anstecken zu lassen, also die Sakramente damit zu schwächen und nicht das Volk Gottes wegen des Virus auszuschließen. Die Kirche, die Sakramente, das Volk Gottes sind konkret.“

Papst Franziskus stellte klar: „Es stimmt, dass wir in diesem Augenblick den Herrn auf diese Weise kennen lernen müssen, aber sobald wir aus diesem Tunnel herauskommen, soll es nicht so bleiben! Die Vertrautheit mit dem Herrn ist im täglichen Leben, in den Sakramenten, inmitten des Gottesvolkes.“

Nach diesem Plädoyer für eine Rückkehr zur Normalität nach einem Ende der Corona-Krise kam der Papst erneut auf die Apostel zu sprechen. Sie hätten „eine Entwicklung der Reife in der Vertrautheit mit dem Herrn“ durchgemacht und vom ersten Augenblick an verstanden, „dass diese Vertrautheit anders war, als sie es sich vorstellten“. Franziskus schloss mit den Worten: „Möge der Herr uns diese Vertrautheit mit ihm lehren, in der Kirche, mit den Sakramenten, mit dem heiligen gläubigen Volk Gottes.“

(vatican news)

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Eindrücke von der Frühmesse mit Franziskus
17. April 2020, 08:17
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