Ohne Besucher, dafür aber live nach draußen übertragen: Franziskus bei seiner Frühmesse am Mittwoch Ohne Besucher, dafür aber live nach draußen übertragen: Franziskus bei seiner Frühmesse am Mittwoch 

Frühmesse: Papst betet für Gefängnis-Insassen

Jeden Morgen feiert Papst Franziskus in diesen Tagen seine Frühmesse in den Anliegen derer, die vom Corona-Virus betroffen sind. Und jeden Morgen erinnert er in der nur per Live-Stream aus einer fast menschenleeren Vatikankapelle nach draußen übertragenen Eucharistiefeier jeweils an eine besondere Personengruppe.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Am Dienstag waren’s die Priester, die der Papst bat, den Mut aufzubringen und Menschen in Quarantäne – ob infiziert oder nicht – die Kommunion zu bringen. An diesem Mittwoch dagegen galt den Häftlingen das besondere Gedenken des Papstes.

„Wir beten weiter für die an dieser Epidemie Erkrankten. Und heute möchte ich auf spezielle Weise für die Häftlinge beten – für unsere Brüder und Schwestern, die im Gefängnis sind. Sie leiden. Wir müssen ihnen im Gebet nahe sein, auf dass der Herr ihnen helfe und sie in diesem schwierigen Moment tröste.“

Die Frühmesse - mit deutscher Übersetzung

Aufstände in italienischen Haftanstalten

In mehreren Haftanstalten Italiens ist es in den letzten Tagen zu Aufruhr gekommen; Auslöser war die Entscheidung der Behörden, wegen des Corona-Virus den Zugang für Besucher in den Gefängnissen zu beschränken. Es gab Tote, Verletzte und viele Trümmer. Das waren auch die Umstände, unter denen am Dienstag bekannt wurde, dass der Papst Häftlinge, Opfer von Verbrechen und Gefängniswärter in Padua als Autoren für den kommenden Karfreitags-Kreuzweg am Kolosseum ausgesucht hat.

Der Papst hat in der Vergangenheit immer wieder auf Reformen im Strafvollzug gedrängt. In Italien sind die meisten Gefängnisse völlig überfüllt.

Zum Nachhören

Von der Verbissenheit des Teufels

In seiner Predigt sprach Franziskus an diesem Mittwoch dann über das Evangelium (Mt 20, 17-28), in dem Jesus sein Leiden ankündigt. Man werde ihn ausliefern, zum Tod verurteilen, kreuzigen, so bereitet der Herr seine Jünger auf das Kommende vor.

„Das ist nicht nur ein Todesurteil: Das ist mehr. Das ist Demütigung, das ist Verbissenheit. Und wenn es bei der Verfolgung eines Christen, eines Menschen Verbissenheit gibt, dann ist da der Teufel am Werk. Der Teufel hat zwei Stile: die Verführung, die Versprechen der Welt – so wie er das mit Jesus in der Wüste versucht hat… und wenn das nicht funktioniert, dann die Verbissenheit. Er macht keine Kompromisse, der Teufel. Sein Hochmut ist so groß, dass er zu zerstören versucht. Und er genießt die Zerstörung – mit Verbissenheit.“

„Die Beleidigung war nur für Jesus“

Das war der Punkt, an dem Franziskus dann, von der Passion Jesu ausgehend, an „so viele Heiligen und Christen“ erinnerte, die verfolgt, gedemütigt, getötet würden, auch heute noch. „Man sollte eine einfache Verfolgung aus sozialen, politischen, religiösen Gründen nicht mit der Verbissenheit des Teufels verwechseln. Der Teufel verbeißt sich in die Sache, um zu zerstören. Denken wir an die Offenbarung des Johannes: Er will diesen Sohn der Frau verschlingen, der da geboren werden soll.“

Papst Franziskus bei der Frühmesse an diesem Mittwoch
Papst Franziskus bei der Frühmesse an diesem Mittwoch

Die beiden Schächer links und rechts vom Kreuz Jesu habe man in Ruhe gelassen, behauptete der Papst: Die hätten „in Ruhe“ sterben können. Keiner habe sie zusätzlich zu ihrem Leiden noch beschimpft, keiner habe sich für sie interessiert. „Die Beleidigung war nur für Jesus… Die machen sich lustig über ihn.“

Der Geist der Weltlichkeit entfernt uns vom Kreuz Jesu

Das Evangelium bringt aber nicht nur Jesu Ankündigung seines Leidens, Sterbens und auch Auferstehens. Es berichtet außerdem, wie die Mutter der Zebedäus-Söhne versucht, für ihre Kinder in einem künftigen Reich Gottes die besten Plätze herauszuschlagen. Das sei der „Geist der Weltlichkeit“, diagnostizierte Franziskus.

„Jesus spricht von Demütigung, die sein Schicksal sein werde – und die bitten ihn um großes Auftreten, um Macht. Die Eitelkeit, der Geist der Weltlichkeit ist genau der Weg, den uns der Teufel anbietet, um uns vom Kreuz Christi zu entfernen. Die Selbstverwirklichung, das Karrieredenken, der weltliche Erfolg – das alles sind nicht christliche Wege.“

Papst erwähnt Asia Bibi

Franziskus betete darum, dass der Herr uns die Gabe der Unterscheidung gebe, wenn wir mit der Verbissenheit des Teufels konfrontiert würden oder mit seinem Versuch, uns durch schöne Versprechungen vom Kreuz Jesu wegzulocken. „Vergessen wir nicht: Wo Verbissenheit ist, da ist Hass, da ist die Rache des besiegten Teufels. So ist das bis heute in der Kirche. Denken wir an so viele Christen, die grausam verfolgt werden. In diesen Tagen haben die Zeitungen von Asia Bibi gesprochen – neun Jahre im Gefängnis, leidend. Und die Verbissenheit des Teufels.“

Ein Eindruck von der im Live-Stream übertragenen Messe
Ein Eindruck von der im Live-Stream übertragenen Messe

Asia Bibi ist eine pakistanische Katholikin, die fast zehn Jahre in einer Todeszelle gesessen hat. Ihr war vorgeworfen worden, den islamischen Propheten Mohammed beleidigt zu haben. Das Oberste Gericht Pakistans hob ihr Todesurteil schließlich auf, und Asia Bibi und ihre Familie konnten das Land verlassen. Derzeit halten sie sich in Kanada auf, hoffen auf Asyl in Frankreich.

„Möge der Herr uns die Gnade geben, den Weg des Herrn, der ein Kreuz ist, zu unterscheiden vom Weg der Welt, der aus Eitelkeit besteht, dem Schein, der Schminke…“

(vatican news)
 

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11. März 2020, 10:46
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