Franziskus bei der Frühmesse Franziskus bei der Frühmesse  (Vatican Media)

Frühmesse: „Sich der Unentgeltlichkeit Gottes zu verschließen, ist unser aller Sünde“

Der christliche Glaube ist im Grunde die Teilnahme an einem Fest, das der Herr für alle organisiert. Niemand ist gezwungen, daran teilzunehmen, doch dann wird dessen Platz an die Armen und Kranken vergeben, so der Papst mit Bezug auf das Tagesevangelium an diesem Dienstag, bei der Frühmesse in der päpstlichen Residenz Santa Marta.

Mario Galgano und Adriana Masotti – Vatikanstadt

In seiner Predigt bei der Morgenmesse in der Casa Santa Marta kommentierte Papst Franziskus die Evangeliumspassage nach Lukas (Lk 14, 15-24), in der es um einen Mann geht, der ein Festmahl geben will, doch die Gäste sagen unter verschiedenen Vorwänden die Teilnahme ab. Das Tagesevangelium ermahne die Gläubigen dazu, sich zu fragen: „Was ist mir lieber? Nehme ich immer die Einladung des Herrn an oder verschließe ich mich in meinen eigenen Sachen, in meinen eigenen kleinen Angelegenheiten?“, so der Kommentar des Papstes.

In der Parabel, die Jesus seinen Jüngern erzählt, schickt der Gastgeber schließlich seine Diener aus, um die Armen und die Verkrüppelten zu rufen, damit sein Haus gefüllt sei und diese das Abendessen genießen könnten. Papst Franziskus betonte in seiner Predigt, dass dieser Bericht eine Zusammenfassung der Heilsgeschichte und auch eine Beschreibung des Verhaltens der Christen sein sollte.

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Das Fest ist Freude und Unentgeltlichkeit

Das Fest sei „die Abbildung des Himmels, der Ewigkeit mit dem Herrn“, erläuterte Franziskus. Bei einem großen Fest wisse man nie vorher, wen man dort treffe. Da könne man neue Menschen kennen lernen oder man begegne auch Menschen, die man eigentlich nicht sehen wolle, doch die Atmosphäre eines Festes sei und müsse auch immer von Freude und Unentgeltlichkeit geprägt sein. Denn, so betonte der Papst, ein echtes Fest müsse frei und unentgeltlich sein. Man bezahle bei einem „echten Fest“ normalerweise keinen Eintritt, erläuterte Franziskus. Doch es gebe durchaus diejenigen, die ihre eigenen Interessen in den Vordergrund stellen würden:

„Trotz dieser Unentgeltlichkeit, dieser Universalität des Festes, kommt es oft zu jener Haltung, bei der das Herz eingeschlossen wird und da sagt dann einer: ,Ach, ich gehe nicht hin. Ich ziehe es vor, allein zu sein und mich mit den Menschen zu umgeben, die ich mag´. Und das ist die Sünde; die Sünde des Volkes Israel, die Sünde von uns allen. Die Sünde besteht darin, verschlossen zu bleiben und zu sagen: ,Nein, dieses ist mir wichtiger als jenes. Nein, ich kümmere mich um meine Dinge.´ Da ist das ,Mein' wichtiger als alles andere.“

Und das sei nicht in Ordnung, so der Papst. Diese Ablehnung sei nämlich eine Verachtung derjenigen gegenüber, die die Einladung ausgesprochen hätten. Wenn dann der Einladende Gott persönlich sei, dann sei das umso schlimmer.

„Und auf dem Lebensweg werden wir oft vor dieser Wahl stehen, mit dieser Option: entweder der Unentgeltlichkeit des Herrn zu folgen, um den Herrn zu treffen oder sich zu verschließen in seinem eigenen Interesse und nur an die eigenen Angelegenheiten zu denken. Deshalb sagte der Herr, als er von einem der Gründe der Verschlossenheit sprach, dass es für einen reichen Menschen sehr schwierig ist, in das Himmelreich einzutreten. Aber es gibt durchaus auch reiche gute Menschen, reiche Heilige, die nicht an den Reichtum gebunden sind. Doch geben wir es zu, die Mehrheit ist an den Reichtum gebunden und deshalb verschlossen. Und aus diesem Grund können sie nicht verstehen, was eine Feier ist. Sie folgen nur der Sicherheit von Dingen, die sie berühren können.“

Gut oder Böse: Der Herr erwartet uns alle

Die Reaktion des Herrn auf die Ablehnung der Menschen sei entscheidend: Er wolle, dass alle Menschen zum Fest gerufen würden, denn alle seien gleichermaßen eingeladen. Es gebe keine Ausrede, dass man ja sowieso ein schlechter Mensch sei. Denn gerade ,schlechte Menschen' erwarte der Herr mit besonderer Aufmerksamkeit. Unter Bezugnahme auf die Erste Lesung, in der der Apostel Paulus vor der Heuchelei warnt, bekräftigte Franziskus, dass der Herr einmal zu denen gesagt habe, die Jesus abgelehnt haben, weil sie sich selbst für gerecht hielten, dass „Prostituierte und Zöllner“ ihnen ins Reich Gottes vorausgehen würden. Der Herr, so fuhr der Papst fort, liebe die Verachteten, rufe aber alle auf dieselbe Art.

„Denken wir an dieses Gleichnis, das der Herr uns heute gibt. Wie läuft unser Leben? Was bevorzuge ich? Nehme ich immer die Einladung des Herrn an oder verschließe ich mich in meine Sachen, meine kleinen Sachen? Und wir bitten den Herrn um die Gnade, immer die Einladung zu seinem Fest anzunehmen, das unentgeltlich ist.“

(vatican news)

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Ein paar Eindrücke von der Frühmesse mit Franziskus
05. November 2019, 11:19
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