Papst Franziskus bei der Frühmesse in Santa Marta an diesem Dienstag Papst Franziskus bei der Frühmesse in Santa Marta an diesem Dienstag  (Vatican Media)

Papst Franziskus in Santa Marta: Die Leuchtkraft des Christen ist der Trost

Ein wahrer Christ fühlt sich immer getröstet - auch in Zeiten der Prüfung. Das sagte Papst Franziskus in der Frühmesse an diesem Dienstag. Diese positive Grundhaltung ließe uns eine Freude ausstrahlen, die dem geistlichen Pessimismus entgegenstehe, betonte der Papst.

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

Den Ausgangspunkt der Predigt des Papstes im vatikanischen Gästehaus Santa Marta bildete die erste Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja (Jes 40,1-11): eine Einladung zum Trost. „Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott“, zitierte der Papst aus dem „Trostbuch“, das von der Aufforderung an die Propheten berichtet, das Volk im babylonischen Exil zu trösten, weil „seine Schuld beglichen ist“. Menschen und Völker vergingen, Gottes Wort aber habe Bestand. Es ginge also um den Trost des Heils, die Freudenbotschaft von unserer Rettung, so Franziskus.

Sich nicht gegen den Trost Gottes sperren
 

Auch in den vierzig Tagen nach seiner Auferstehung habe Jesus genau das getan: er hat die Jünger getröstet. Wie oft aber sperrten wir uns gegen den Trost des Herrn, als ob wir in den turbulenten Gewässern unserer Probleme sicherer wären: „Wir halten an der Trostlosigkeit, den Problemen, den Niederlagen fest, während der Herr doch alles versucht, um uns zu trösten. Aber wir sperren uns gegen seinen Trost. Das sieht man auch bei den Jüngern am Ostermorgen. Sie wollen berühren, ganz sicher sein. Weil sie Angst haben vor einer Niederlage.“

Zärtlichkeit: ein Wort, das die heutige Welt aus dem Vokabular gestrichen hat


Und dieser geistliche Pessimismus sei tief in uns verwurzelt, gab Franziskus zu bedenken.

„Doch wie tröstet der Herr? Mit Zärtlichkeit. Ein Wort, das die Unheilspropheten nicht kennen: ein Wort, das die Laster, die uns vom Herrn entfernen, nicht kennen: geistliche Laster, Laster von Christen, die keine Initiative ergreifen: lauwarme Christen.... Zärtlichkeit macht Angst! Seht, der Herr bringt seinen Siegespreis mit: Alle, die er gewonnen hat, gehen vor ihm her. Wie ein Hirt führt er seine Herde zur Weide, er sammelt sie mit starker Hand. Die Lämmer trägt er auf dem Arm, die Mutterschafe führt er behutsam,“ zitierte Franziskus die Schlussworte nach Jesaja.  „Und wie tröstet der Herr? Mit Zärtlichkeit. Zärtlichkeit beruhigt. Eine Mutter beruhigt ihr Kind mit Zärtlichkeit: wenn es weint, streichelt sie es. Und doch hat unsere Welt gerade dieses Wort – Zärtlichkeit – aus ihrem Vokabular gestrichen," gab der Papst zu bedenken.

Die Freude, die den Christen auch im Moment des Martyriums nicht verlässt …


Der Herr lade uns also ein, uns von ihm trösten zu lassen, und das müsse auch unser Leitfaden für die  Vorweihnachtszeit sein. „Die Grundhaltung des Christen muss der Trost sein. Auch in Zeiten der Prüfung,“ unterstrich Franziskus. „Die Märtyrer, die das Kolosseum betreten haben, haben gesungen. Die Märtyrer von heute – die koptischen Arbeiter, die am Strand von Libyen enthauptet wurden – sind mit den Worten Jesus, Jesus auf den Lippen gestorben… Es gibt einen Trost, der aus unserem Inneren erwächst; eine Freude, die uns auch im Moment des Martyriums nicht verlässt. Ein Christ muss sich getröstet fühlen, immer – und das ist nicht dasselbe wie Optimismus, nein: Optimismus ist etwas anderes. Aber der Trost, diese positive Grundhaltung ist es, was einen positiven Menschen auszeichnet: die Positivität, die Leuchtkraft des Christen ist der Trost.“

Zum Nachhören

Zum Ausklang der Frühmesse gab der Papst noch einen Denkanstoß dazu, wie wir uns auf Weihnachten vorbereiten sollten:

„Konzentrieren wir uns bei unserer Vorbereitung auf den Frieden: den Frieden des Herzens, den Frieden der Gegenwart Gottes, den Frieden, den uns seine Zärtlichkeit schenkt. ‚Aber ich bin doch so ein Sünder...‘, könnte man hier einwenden. - Ja, aber was sagt uns das heutige Evangelium? Dass der Herr Trost spendet wie der Hirte, der nach seinen Schafen sucht, wenn sie ihm abhandenkommen; wie der Mann, der 100 Schafe hat, von denen sich ein einziges verirrt und der trotzdem auszieht, um nach diesem einen Schaf zu suchen. Genau das macht der Herr mit einem jedem von uns! Und auch wenn wir sagen: Ich will keinen Frieden, ich will keinen Trost... er steht trotzdem vor unserer Tür. Er klopft an, damit wir unser Herz öffnen, uns trösten lassen, zur Ruhe kommen. Und er tut es sanft, mit Zärtlichkeit...“

(vatican news)

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11. Dezember 2018, 12:51
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