Papst Franziskus bei der Frühmesse im vatikanischen Gästehaus Santa Marta Papst Franziskus bei der Frühmesse im vatikanischen Gästehaus Santa Marta   (Vatican Media)

Papstpredigt in Santa Marta: Großzügigkeit beginnt bei kleinen Dingen

Konsumdenken versklavt, Großzügigkeit führt zum Großmut, der uns nicht nur an uns selbst, sondern auch an den Nächsten denken lässt. Auch das Wenige, das man geben kann, macht den Unterschied. Das betonte Papst Franziskus an diesem Montag im vatikanischen Gästehaus Santa Marta.

Silvia Kritzenberger und Debora Donnini - Vatikanstadt

In seiner Predigt unterstrich Papst Franziskus in der Casa Santa Marta, dass Jesus im Evangelium oft den Kontrast zwischen Reich und Arm herausgestellt habe. Man müsse nur an den reichen Prasser denken, an das Gleichnis vom reichen Mann und vom armen Lazarus. Nicht umsonst habe Jesus betont, dass ein Reicher nur schwer in den Himmel kommen könne: „Als der Herr diese Dinge sagte, wusste er, dass hinter dem Reichtum immer der Fürst dieser Welt steht. Man kann nur einem Herren dienen: Gott oder dem Reichtum.“

Wahre Großzügigkeit kommt aus dem Gottvertrauen

Auch das Lukasevangelium (Lk 21,1-4) verweise auf diesen Kontrast zwischen den Reichen, „die ihre Gaben in den Opferkasten legten“, und der armen Witwe, „die zwei kleine Münzen hineinwarf“, gab Franziskus zu bedenken. Doch diese Reichen seien anders als der reiche Prasser: „Sie sind nicht schlecht; sie gehen in den Tempel und bringen ein Opfer dar.“ Es sei also ein anderer Kontrast. Der Herr wolle uns noch etwas anderes sagen, wenn er betone, dass diese Witwe mehr gegeben hat als die anderen: „Sie hat ihren ganzen Lebensunterhalt hergegeben.“ In Israel seien die Witwen, die Waisen und die Migranten, die Fremden, der Inbegriff der Ärmsten der Armen gewesen, unterstrich Franziskus. Und gerade eine von ihnen – eine Witwe, „die selbst kaum das Nötigste zum Leben hat“ –, sei großzügig gewesen. Sie habe Gottvertrauen gehabt, alles gegeben, weil ihr der Herr wichtiger gewesen sei als alles andere, unterstrich der Papst: „Die Botschaft dieser Passage aus dem Evangelium ist eine Einladung zur Großzügigkeit.“

Der Wunsch, Gutes zu tun

Angesichts all des Elends auf der Welt – der vielen Menschen, denen das Lebensnotwendigste fehlt, die hungern müssen – müsse man sich unweigerlich fragen, was man dagegen tun könne, führte Franziskus weiter aus. Und dabei käme es nicht darauf an, wie viel man geben könne: „Auch das Wenige, das wir tun können, ist so wichtig wie die zwei Münzen der armen Witwe.“  

„Lasst uns großzügig sein. Großzügigkeit ist etwas, woran wir immer denken müssen, jeden Tag: Wie kann ich großzügiger sein, den Armen, den Bedürftigen gegenüber.... wie kann ich mehr helfen?...  Und dann kommt immer gleich dieser Einwand: ‚Aber uns bleibt ja selber am Monatsende kaum Geld übrig!‘ Doch hier geht es gar nicht um große Gesten. Sind noch ein paar Münzen übrig? Auch damit kann man großzügig sein,“ gab der Papst zu bedenken. „Es geht um die kleinen Dinge: Schauen wir uns bei uns zuhause um – werfen wir einen Blick in unseren Schrank: Wie viele Paar Schuhe habe ich? Eins, zwei, drei, drei, vier, fünfzehn, zwanzig.... Wohl ein bisschen zu viel... Ich habe einmal einen Monsignore getroffen, der 40 Paar Schuhe hatte... Wenn du also so viele Schuhe hast, dann gib die Hälfte davon anderen. Wie viele Kleider habe ich, die ich nie anziehe - wenn es hochkommt, vielleicht einmal im Jahr? Auch das ist eine Art, großzügig zu sein: das, was man hat, mit den anderen zu teilen.“

Die Krankheit unserer Zeit: das Konsumdenken

Als Beispiel für diese Großzügigkeit erzählte Papst  Franziskus von einer Frau, die beim Einkaufen im Supermarkt immer auch an die Armen gedacht, „ein Zehntel“ ihres Einkaufs den Armen gegeben habe.

 „Großzügigkeit wirkt Wunder. Die Großzügigkeit der kleinen Dinge, der wenigen Dinge. Vielleicht lassen es wir es deshalb an solchen Gesten fehlen, weil wir einfach nicht daran denken. Die Botschaft des Evangeliums stimmt uns nachdenklich: Wie kann ich großzügiger sein? Wenigstens etwas mehr, ein kleines bisschen... Aber es gibt noch eine andere Krankheit, die das Gegenteil der Großzügigkeit ist: die Krankheit des Konsumdenkens. Wenn wir immer mehr Dinge kaufen, immer mehr haben wollen...“

Als Beispiel dafür führte der Papst den Shopping-Tourismus an, den er noch aus seiner Zeit in Buenos Aires kenne. Dort habe man Wochenendreisen angeboten, bei denen es nur ums Einkaufen gegangen sei.

„Es ist die große Krankheit unserer Zeit: das Konsumdenken! Ich sage ja nicht, dass wir ihm alle verfallen sind, nein! Aber das Konsumdenken, das uns mehr ausgeben lässt, als wir brauchen, zeugt von einem Mangel an Selbstdisziplin: Und das ist der Feind der Großzügigkeit. Die materielle Großzügigkeit dagegen – die, die auch an die Armen denkt und sagt: Ich kann anderen geben, damit sie etwas zu essen, etwas zum Anziehen haben …  Eine solche Haltung erweitert das Herz, führt zum Großmut.“

Der kleine Schritt von der Großzügigkeit zum Großmut…

Abschließend erinnerte der Papst noch einmal an das, worauf es ankommt: ein großes Herz zu haben, in dem auch für unseren Nächsten Platz ist:

„Diese Reichen, die Geld gespendet haben, waren gute Menschen; die alte Witwe aber war eine Heilige. Bitten wir den Herrn, uns vom Übel des Konsumdenkens zu befreien, das uns zu Sklaven macht. Bitten wir ihn um die Gnade der Großzügigkeit, die das Herz weit macht und uns großherzig werden lässt.“  

(vatican news)

 

 

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26. November 2018, 13:06
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