Papst Franziskus bei der Frühmesse in der Casa Santa Marta Papst Franziskus bei der Frühmesse in der Casa Santa Marta  (Vatican Media)

Santa Marta: Papst warnt vor Zerfall einer nur vorgeblich christlichen Zivilisation

Zerstörung und Vertrauen, Niederlage und Sieg: Darum drehen sich die Lesungen des Tages, und darum drehte sich auch die Predigt von Papst Franziskus in der vatikanischen Casa Santa Marta. Dabei hatte der Papst am Donnerstag für die Besucher seiner Frühmesse eine eindringliche Mahnung im Gepäck: Das christliche Leben ist unvereinbar mit dem Leben der Welt.

Christine Seuss - Vatikanstadt

In der Lesung aus der Offenbarung des Johannes geht es um die Zerstörung Babylons, Sinnbild der schönen und mondänen Stadt, in der „Luxus und Selbstbezogenheit“ der weltlichen Mächte herrschten, erinnerte der Papst. Im Tagesevangelium nach Lukas hingegen kündigt der Evangelist die Zerstörung Jerusalems, der Heiligen Stadt, an. Doch diese Zerstörung sei auch mit Blick auf heutige gottlose Zivilisationen zu lesen, mahnte der Papst bei seiner Frühmesse.

Am Tag des Gerichts, erläuterte Franziskus, werde „die große Hure Babylon“ mit einem Siegesschrei vernichtet werden, verurteilt durch den Herrn zeige sie ihr wahres Gesicht: „Zur Wohnung von Dämonen ist sie geworden, zur Behausung aller unreinen Geister.“ Unter ihrer scheinbaren Herrlichkeit sei sie durch Verderbtheit zerfressen, ihre Feste seien nur vordergründig fröhlich - und ihre Zerstörung „brutal“.

„Das ist die verderbte Zivilisation“

„Die Musik von Harfenspielern und Sängern, von Flötenspielern und Trompetern hört man nicht mehr in dir. – Nein, es wird keine schönen Feste mehr geben… Einen kundigen Handwerker gibt es nicht mehr in dir. – Denn du bist keine Stadt der Arbeit, sondern der Verderbtheit… Das Geräusch des Mühlsteins hört man nicht mehr in dir. Das Licht der Lampe scheint nicht mehr in dir. – Es ist vielleicht eine beleuchtete Stadt, aber ohne Licht, nicht leuchtend; das ist die verderbte Zivilisation. Die Stimme von Braut und Bräutigam hört man nicht mehr in dir.“

„Und es wird ein Tag kommen, an dem der Herr sagt: ,Es reicht mit den Äußerlichkeiten dieser Welt!‘“

Zwar gebe es sicher viele Paare und viele Menschen in dieser verderbten Stadt, fuhr der Papst in seinen Überlegungen fort, aber es fehle die Liebe: „Diese Zerstörung beginnt von innen und hört auf, wenn der Herr sagt: ,Es reicht!‘ Und es wird ein Tag kommen, an dem der Herr sagt: ,Es reicht mit den Äußerlichkeiten dieser Welt!‘ Das ist die Krise einer Zivilisation, die stolz, selbstgenügsam und diktatorisch ist - und dann so endet.“

Jerusalem hingegen habe sich eine andere Art von Verderbtheit zuschulden kommen lassen, fuhr Franziskus fort. Sie werde zerstört wegen ihrer „Untreue zur Liebe“, denn sie sei nicht in der Lage gewesen, die Liebe Gottes in seinem Sohn zu erkennen. Die Heilige Stadt werde durch Heiden überrannt, „von Gott bestraft“, weil sie die Tore ihres Herzens den Heiden geöffnet habe, erläuterte der Papst.

„Leben wir als Christen?“

„Da gibt es die Verheidung des Lebens, in unserem Fall des christlichen Lebens. Leben wir als Christen? Es scheint so, ja. Aber in Wirklichkeit ist unser Leben heidnisch, wenn diese Dinge geschehen, wenn es dieser Versuchung Babylons verfällt und wenn Jerusalem lebt wie Babylon. Es will eine Verbindung herstellen, die nicht geht. Und alle beide werden verurteilt werden,“ so die mahnende Erinnerung des Papstes. „Bist du Christ? Bist du Christin? Lebe wie ein Christ! Man kann nicht Wasser und Öl miteinander vermischen. Das Ende einer in sich widersprüchlichen Zivilisation, die behauptet, christlich zu sein und wie eine heidnische lebt.“

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Doch nach der Zerstörung scheine die Erlösung auf, fuhr der Papst dann mit Blick auf die Lesung aus der Apokalypse fort. Denn an diesem Punkt ertöne die Stimme des Herrn, und der Engel verspreche denjenigen, die zur Hochzeit des Lammes geladen seien, das Heil.

„Die Hoffnung ist unsere Stärke, gehen wir voran“

„Es gibt Tragödien, auch in unserem Leben, aber auch angesichts dieser Tragödien müssen wir immer den Horizont im Blick behalten, denn wir sind erlöst und der Herr wird uns retten! Und das lehrt uns, die Prüfungen der Welt nicht in einem Pakt mit der Weltlichkeit oder dem Heidentum zu leben, der uns zur Vernichtung führt, sondern in der Hoffnung, indem wir dieser weltlichen und heidnischen Verführung eine Absage erteilen und den Horizont im Auge behalten, in der Hoffnung auf Christus, den Herrn. Die Hoffnung ist unsere Stärke, gehen wir voran! Aber wir müssen den Heiligen Geist bitten.“

„Und so werden auch die großen Städte von heute enden, so wird auch unser Leben enden, wenn wir auf dieser Straße der Verheidung weitergehen“

Abschließend lud der Papst seine Gäste dazu ein, an die modernen Babylons zu denken, an die mächtigen Imperien, die beispielsweise im vergangenen Jahrhundert untergegangen seien. „Und so werden auch die großen Städte von heute enden, so wird auch unser Leben enden, wenn wir auf dieser Straße der Verheidung weitergehen“, so die eindringliche Mahnung des Papstes. Nur diejenigen, die ihre Hoffnung auf den Herrn setzten, würden sich retten, betonte Franziskus. Und er bat seine Zuhörer: „Öffnen wir die Herzen mit Hoffnung und entfernen wir uns von der Verheidung des Lebens!“

(vatican news)

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Ein paar Eindrücke von der Frühmesse mit Franziskus
29. November 2018, 11:48
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